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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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lautete Amadors endgültiger Beschluss. »Wird unsere Rakete so viel Gewicht aushalten? Bei dem weiten Weg bis zur Erde bleiben wir am Ende noch in der Umlaufbahn hängen und kreisen auf ewig um unseren Planeten, ohne dass wir jemals wieder landen können«, sagte er und wog die beiden Packungen in den Händen.
    »Die Schwerkraft ist auf diesem Planeten geringer als auf der Erde«, sagte Leo mit verstellter Stimme. »Es dürfte keine Probleme geben.«
    Seit dem Tag, als Amador seinem Sohn eine Packung Leuchtsterne zum Aufkleben geschenkt hatte, die schlagartig Leos Interesse für die Astronomie geweckt hatten, sprachen Vater und Sohn im Astronautenjargon miteinander. Sie hatten die Sterne vor einiger Zeit gemeinsam an Leos Zimmerdecke geklebt, obwohl sich Victoria schon über die Spuren beschwert hatte, die sie auf der weißen Farbe hinterlassen würden. Mit einer Himmelskarte in den Händen hatte Leo die Operation geleitet. Er kannte die Konstellationen, wusste, wo jeder einzelne Stern hingehörte. Amador hätte die Aufkleber einfach wahllos verteilt, aber Leo bestand darauf, dass der künstliche Himmel über seinem Bett genauso aussehen sollte wie der Himmel, den seine Altersgenossen – alle außer ihm – im Sommercamp betrachteten, während sie gemeinsam ums Lagerfeuer herumsaßen und eifrig diskutierten, wer von den zehn Aliens, in die sich Ben 10 mit dem Omnitrix verwandeln konnte, der Beste war. Schade nur, dass die Packung, die Amador im Laden des Amerikaners gekauft hatte, nicht genug Sterne enthielt, um die Himmelskarte zu vervollständigen. »Das ist ein schwarzes Loch«, hatte der Vater schnell erfunden, als er das Gesicht seines Sohnes sah, nachdem sie den letzten Stern einer halb fertigen Kassiopeia aufgeklebt hatten.
    Mit den Milchtüten gingen sie zum Ladentisch. Darauf stand eine altmodische Kasse, die seit zwanzig Jahren nicht ausgewechselt worden war.
    Der Inhaber des Ladens, der Amador als Señor Palmer oder »der Amerikaner« bekannt war, stand mit dem Rücken zu ihnen. Er kramte in ein paar Schubladen, aus denen vereinzelte Zettel und bunte Kabel heraushingen. Dann beugte er sich nach vorne, sodass der Hemdkragen beinahe sein weißes Haar berührte, das ihm fein säuberlich gekämmt vom Scheitel in den Nacken fiel. Unterhalb der Ladentheke stand ein Fernseher, der so laut eingestellt war, dass es in den Ohren wehtat.
    Amador bemerkte ein kleines Gerät an Palmers linkem Ohr. Er ließ die beiden Milchpackungen mit einem lauten Plumps auf den Ladentisch fallen. Der alte Mann zuckte zusammen und schloss die Schublade, in der er das, was er suchte, offensichtlich nicht gefunden hatte. Einige Zettel fielen zu Boden. Er drehte sich um und kräuselte die buschigen weißen Augenbrauen. Das wabbelige Doppelkinn, das unter seinem Kinnbart hing, schaukelte hin und her.
    »Entschuldigung«, versuchte Amador ihn zu beschwichtigen.
    Unwillkürlich formte er dabei die Worte in übertriebener Weise mit den Lippen und deutete mit beiden Händen auf seine Ohren.
    Der Alte kam zum Ladentisch. Der Fernseher verstummte. Seine runden Wangen plusterten sich noch mehr auf, wenn er lachte.
    »Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen. Sie stören ja nicht.« Señor Palmer sprach kaum noch mit Akzent, abgesehen von dem sonderbaren Vibrieren des R und der ein oder anderen verräterischen Satzkonstruktion. »Dieser verflixte Apparat ist schuld«, erklärte er und zeigte auf das Hörgerät. »Er funktioniert einfach nicht so, wie man mir versprochen hat. Ich höre nicht mal die Tür, wenn jemand in den Shop kommt. Erst vor Kurzem habe ich mich fast zu Tode erschreckt, als wie aus heiterem Himmel Gloria vor dem Tresen auftauchte, Sie wissen schon, die aus der Bibliothek. Ausgerechnet diese Riesenfrau! Sie können sich nicht vorstellen, wie verdattert ich war, als sie da plötzlich vor mir stand …«
    »Señor Palmer«, schnitt Amador ihm das Wort ab, »immer mit der Ruhe. Ich kann warten, bis Sie fertig sind.«
    »Ach, das ist auch so eine Geschichte. Das verdammte Herz bleibt ja doch irgendwann stehen. Es hat einfach schon zu viel mitgemacht.« Er klopfte sich auf die linke Brustseite, eine halb militärische und halb sportliche Geste. »Kein Tabak, kein Alkohol. Ein Jammer! Das ist noch schlimmer, als das ganze Leben meine geliebte Frau auszuhalten.« Er besiegelte den Witz mit einem markerschütternden Husten. »Wenn ich nur wüsste, wo ich diese verdammten Tabletten hingetan habe! Dammit .« Flüche, Lautmalereien
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