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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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das sie eigentlich schon wusste. Tropfnass und mit ausgebreiteten Armen hatte er gerufen: »Komm ins Wasser.« Eine Einladung, die zwischen den beiden für immer die herkömmlichen drei Worte ersetzen sollte. Seit jener Nacht, der kürzesten des Jahres, hatten sie immer nur »komm ins Wasser« zueinander gesagt.
    Wie vom Blitz getroffen setzte er sich auf. Er drehte den Schlüssel in der Zündung und fuhr die Landstraße hinunter in die Stadt. Er kurvte durch die ruhigen Seitenstraßen von Arenas, um den unzähligen Kreisverkehren auszuweichen. Dann bog er in die Hauptstraße ein. In der Ferne sah er das Neonschild des Open und die Umrisse der Zapfsäulen. Wieder musste er an die ersten Biere denken, die er für Andrea gekauft hatte.
    »Danke, Davo«, murmelte er vor sich hin. »Ich muss echt dringend nach Hause.«
    Als er das Radio einschaltete, um auf andere Gedanken zu kommen, spielte der Sender ausgerechnet Smells like teen spirit , eines der Lieder, die sie in ihrer gemeinsamen Studienzeit am häufigsten zusammen gehört hatten, während sie in dem Auto, in dem er jetzt alleine saß, die Vorlesungen geschwänzt hatten. »Dieser Carlos hat einen guten Geschmack«, hatte Andrea festgestellt, wenn Carlos, ein Kommilitone der beiden, eines ihrer Lieblingslieder im lokalen Radiosender brachte. Wie auch den Song von Nirvana, mit dem sie immer ein Spielchen begannen, dessen Ausgang sie beide nur allzu gut kannten. »Was hat der Text wohl zu bedeuten?«, fragte Aarón mit einem Lächeln auf den Lippen. »Was hat ein Moskito mit der Libido zu tun?« »Der Moskito … keine Ahnung«, antwortete Andrea gemäß den Spielregeln und unterdrückte jedes Mal ein Lachen, »aber die Libido …« Dann kletterte sie über den Schaltknüppel auf Aaróns Schoß, wobei sie sich jedes Mal fast den Kopf an der Wagendecke stieß. Sie streckte ihm die Brüste ins Gesicht, und ihr langes blondes Haar fiel ihm in Wellen über das Haupt. So tanzte sie zur Musik und presste ihren Körper immer enger an Aaróns, bis eine vertraute Härte zwischen seinen Beinen gegen ihre Schenkel drückte. Und während sie miteinander schliefen, bewegte sie sich weiter im Rhythmus zur Musik, schüttelte ihre blonde Mähne und hüllte sie beide in einen Duft nach Sex und Kamille.
    Das Lied wurde jetzt in einer Klassikersendung gespielt. Aarón drehte die Musik leiser. Dann änderte er seine Meinung und drehte sie voll auf. Durch die Übersättigung wurde das Lied bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, doch Aarón brüllte hartnäckig jede einzelne Zeile mit. Dass er sich dabei fast die Stimmbänder ruinierte, kümmerte ihn nicht. Es war nur ein weiterer unerwarteter Schmerz.
    Von der Pizza brachte er kaum zwei kleine Stücke herunter. Da er sich nicht aufraffen konnte, ins Bett zu gehen, legte er sich aufs Sofa und legte den linken Unterarm über seine Augen. Er roch noch den Duft nach Kamille, der Andrea auf rätselhafte Weise immer anhaftete.
    Das erste Klingeln des Telefons drang wie aus weiter Ferne zu ihm, wie im Traum.
    Das zweite Klingeln aber ließ keinen Zweifel zu, dass es echt war.
    Aarón blinzelte. Langsam fiel ihm wieder ein, dass er sich zu Hause aufs Sofa gelegt hatte, den Unterarm über den Augen, während eine beinahe unberührte Pizza auf dem Tisch kalt wurde. Und das Telefon neben der Wohnungstür klingelte jetzt schon zum zweiten, nein, zum dritten Mal. Ohne zu wissen warum – manchmal konnte er problemlos warten, bis der Anrufer beim zehnten erfolglosen Klingeln endlich aufgab –, stand er auf, rannte zum Telefon und hob ab.
    »Drea?«
    Du wusstest genau, warum du aufstehst , dachte er. Mit der linken Faust umschloss er den Stein so fest er konnte.
    »Aarón, oh mein Gott, oh mein Gott.«
    Andreas Stimme klang entsetzt. Aarón glaubte nicht die nötige Kraft zu haben, um jetzt mit Andrea über alles zu sprechen.
    »Drea«, unterbrach er sie, »Drea, bitte.«
    »Es geht um David.«
    Aarón sagte nichts mehr.
    »Jemand hat auf ihn geschossen.« Sie wollte weitersprechen, verschluckte sich aber. »Im Laden von dem Amerikaner.«

2
    LEO
    Montag, 21. Juli 2008
    Ein Moskito zerplatzte im mörderischen Licht der Leuchtstoffröhre, die neben den Neonlettern über dem Laden des Amerikaners hing. Das bläuliche Licht flimmerte kurz, bevor es zu seiner tödlichen Gleichmäßigkeit zurückkehrte. Leo blickte auf, als das Insekt und sein praller, mit dem Blut eines unbekannten Stadtbewohners gefüllter Hinterleib knisternd verglühten. Der gelbe Schein
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