Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
Vom Netzwerk:
des Schriftzugs spiegelte sich in Leos Gesicht, bevor der aufblinkende Rahmen es in ein sanftes Violett tauchte. Die Lichtschranke witterte seine Anwesenheit, und die Schiebetür ging nach beiden Seiten auf, um ihn durchzulassen. Ein eisiger Luftzug wehte ihm entgegen und half ihm, den Blick vom hypnotischen Glanz der Lampe loszureißen.
    Er spähte ins Innere des Tankstellenshops.
    Dann wich er zurück, damit sich die Türen wieder schlossen.
    Er hielt die Träger seines neuen Astronautenrucksacks mit beiden Händen fest umklammert.
    Wie angewurzelt stand er vor dem Laden, unsicher, was er tun sollte. Drinnen streckte Amador den Arm aus, um seinen achtjährigen Jungen bei der Hand zu nehmen. Er hatte noch nicht bemerkt, dass Leo draußen stehen geblieben war. Die Tür ächzte empört, als sich der Vater umwandte und wieder zurück zum Ausgang ging.
    »Leo, was ist los?« Er nahm die Hand seines Sohnes und spürte, dass sie feucht war. »Was hast du denn? Komm, drinnen ist es besser. Da gibt es eine Klimaanlage«, sagte er, als wäre die schwüle Sommernacht schuld an Leos Schweißausbruch.
    Dann zog er den Jungen mit sich in den Laden. Die Türen schlossen sich wieder.
    Für Leo war es der erste Besuch im Open. Seit dem Tag, als ihn seine neuen Mitschüler im Chor gedemütigt und alleine vor dem Schultor hatten stehen lassen, waren zwei ganze Schuljahre vergangen. Obwohl das Open für alle geöffnet war, so viel entnahm er dem Schild, kam es Leo jeden Tag nach der Schule wieder so vor, als wäre der Tankstellenshop für ihn geschlossen, mit Brettern verbarrikadiert, unter Quarantäne gestellt. Hier versammelten sich jeden Nachmittag nach der Schule seine Klassenkameraden. Dieselben, die ihn zwangen, sich in die erste Reihe zu setzen. Die ihn mit Papierkügelchen bewarfen. Manchmal mit kleinen Steinchen darin. Die Kinder, deren Gelächter immer auf seine Kosten ging. Sobald die Schulglocke das Ende des Schultages verkündete, stürmten Schramme und die anderen über die Straße in den Laden des Amerikaners, um sich Coca-Cola zu kaufen, in die sie manchmal Mentos warfen, um fasziniert die Riesenschaumfontänen zu beobachten. Sie wetteiferten darum, wer das tollste Fahrrad hatte, oder spielten auf dem Rasen neben den Zapfsäulen die Kämpfe aus dem neuesten Computerspiel nach.
    Manchmal machten sie sich auch über Leo lustig. Dann zeigten sie auf ihn, und von der anderen Straßenseite aus, die Lichtjahre entfernt war, sah Leo, wie sie ihn auslachten und nachäfften. Er wusste, dass der Spott ihm galt, wenn sie die Fersen aneinanderstellten und mit den Zehenspitzen nach außen kleine Schritte machten wie ein Pinguin, auch wenn das gar nicht seine Art zu gehen war. Nachmittag für Nachmittag stand er alleine an der Ampel und wartete auf seine Mutter, die das Versprechen einhielt, das sie ihm an jenem ersten Schultag gegeben hatte, und ihn jeden Tag abholte, auch wenn sie ihn manchmal nur zu Hause bei Linda absetzte, um sofort wieder in die Kanzlei zurückzufahren.
    »Ground control to major Leo «, riss Amador ihn aus seinen Gedanken. Er war wie versteinert unter dem kalten Luftstrom der konstant übersteuerten Klimaanlage des Open stehen geblieben.
    Leo betrachtete das mit Neonröhren grell ausgeleuchtete Ladeninnere wie ein Kind, das sich heimlich in die Erwachsenenabteilung einer Videothek geschlichen hat. Seine Hand glitt aus der seines Vaters. Zu seiner Linken erregte das Süßwarenregal gleich neben dem Eingang seine Aufmerksamkeit. Die verschiedenen Behälter mit Bonbons und Gummibärchen waren wie transparente Ziegel zu einer bunten Mauer aufgestapelt. Er ging einen Schritt auf das Regal zu. Von hier aus starrten ihn die anderen immer an. Er drehte den Kopf und betrachtete den Zebrastreifen vor dem Eingang der Schule, wie es seine Mitschüler schon so viele Male getan hatten. Von dort folgte er den weißen Streifen, die in der Dunkelheit leuchteten, bis zu der Stelle neben der Ampel, wo »Leo, der Spinner« immer stand, der »Idiot«. In der Glastür des Ladens erblickte er seine eigene Gestalt, die sich auf dem leeren Bürgersteig abzeichnete. Eine gespenstische Spiegelung. Dieser Anblick bot sich also Edgar, Schramme und den anderen, die für ihn nie mehr sein würden als eine Horde Kinder, die ihn vom ersten Schultag an ausgeschlossen hatten. Einen Moment lang glaubte er ihre Gegenwart zu spüren. Er sah förmlich, wie sie sich auf die Süßigkeiten stürzten und den komischen Mitschüler auslachten, der sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher