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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories
Autoren: G. M. Schelwokat
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zer­tram­pel­te er mich auch, ehe ich Abs­ar­ka! sa­gen konn­te. Er hat­te dann ge­nug und ver­such­te es nie wie­der. Oder da­mals in Dar­jee­ling – aber wie ist es, Kol­le­ge? Wol­len Sie die gan­ze Nacht nackt her­um­ste­hen?«
    »Nein«, sag­te Wolf. »Ich ver­wand­le mich jetzt. Neh­men Sie mei­nen An­zug ins Ho­tel mit?«
    »Gern. Und ich ha­be ein ganz klei­nes Zau­ber­chen über den Nacht­por­tier ge­wor­fen, nur so viel, daß er kei­nen Wolf be­merkt, der ins Ho­tel kommt. Üb­ri­gens – ha­ben Sie ir­gend et­was ver­mißt?«
    »Nicht daß ich wüß­te. Warum?«
    »Mir war so, als ob heu­te nach­mit­tag je­mand aus ih­rem Zim­mer kam. Ich bin nicht ganz si­cher, aber ich glau­be, er kam aus Ih­rem Zim­mer. Ein jun­ger Mann mit ro­tem Haar und à la Hol­ly­wood ge­klei­det.«
    Wolfe Wolf run­zel­te die Stirn. Das ver­stand er nicht. Die sinn­lo­se Fra­ge­rei war schon ei­ne Frech­heit ge­we­sen, aber das Zim­mer durch­su­chen – Doch was war schon ein De­tek­tiv ge­gen einen aus­ge­wach­se­nen Wer­wolf? Er grins­te, nick­te Ozy­man­di­as dem Großen freund­lich zu und sag­te das Zau­ber­wort.
    Der Schmerz war nicht so schlimm wie am Mor­gen, aber im­mer noch stark ge­nug. Doch ging er gleich vor­bei, und sein Kör­per war von ei­nem Ge­fühl schran­ken­lo­ser Frei­heit er­füllt Er hob die Schnau­ze und schnüf­fel­te in die fri­sche Nacht­luft. Schon al­lein die­se neue fein­spü­ri­ge Na­se er­öff­ne­te ihm ein neu­es Pa­ra­dies. Er we­del­te Oz­zy freund­lich mit dem Schwanz zu und fiel in ei­ne lan­ge, fe­dern­de Gang­art.
    Stun­den­lang ge­nüg­te es ihm, nur mit die­sem Ge­fühl der Leich­tig­keit her­um­zu­lau­fen. Es war das reins­te Ver­gnü­gen, sich nur an die­sem Wolfs­ge­fühl zu er­freu­en. Wolf trab­te in die Hü­gel und durch die dich­ten Wäl­der, die un­end­lich fern al­ler Zi­vi­li­sa­ti­on schie­nen. Sei­ne Bei­ne wa­ren kräf­tig und un­er­müd­lich, sei­ne Lun­gen ar­bei­te­ten mü­he­los. Im­mer neue Düf­te nach Erd­bo­den, Blät­tern und Luft um­schmei­chel­ten sei­ne Na­se, und das Le­ben war herr­lich.
    Aber nach ei­ni­gen Stun­den fühl­te Wolf sich ein­sam. Das war ja al­les ganz schön, doch wenn sei­ne Ge­fähr­tin Glo­ria es mit ihm tei­len könn­te … Und was nütz­te es, ein präch­ti­ger Wolf zu sein, wenn nie­mand da war, der ihn be­wun­der­te: Er be­gann, sich nach mensch­li­cher Ge­sell­schaft zu seh­nen, und kehr­te zur Stadt zu­rück.
     
    In Ber­ke­ley geht man früh zu Bett. Die Stra­ßen wa­ren men­schen­leer. Hier und da brann­te ein Licht, wo ein Stu­dent wohl über sei­ner Prü­fungs­ar­beit brü­te­te. Auch Wolf hat­te so ge­paukt. In sei­ner jet­zi­gen Ge­stalt konn­te er nicht la­chen, aber sein Schwanz zuck­te amü­siert, als er sich dar­an er­in­ner­te.
    In ei­ner baum­be­stan­de­nen Stra­ße hielt er an. Hier war die Wit­te­rung ganz frisch, ob­wohl er nie­man­den se­hen konn­te. Dann hör­te er ein lei­ses Wim­mern und trab­te dar­auf zu.
    Hin­ter den Bü­schen ei­nes Vor­gar­tens saß ein trau­ri­ger klei­ner Jun­ge von un­ge­fähr zwei Jah­ren. Er zit­ter­te vor Käl­te und war an­schei­nend stun­den­lang um­her­ge­irrt. Wolf leg­te ei­ne Pfo­te auf die Schul­ter des Klei­nen und schüt­tel­te ihn sanft.
    Der Jun­ge blick­te sich um und zeig­te kei­ne Angst. »Ho!« sag­te er, und sein Ge­sicht­chen hell­te sich auf.
    Wolf knurr­te freund­lich, we­del­te mit dem Schwanz und scharr­te mit ei­ner Pfo­te, um dem Kind klarzu­ma­chen, daß er es be­glei­ten wür­de, wo im­mer es hin­woll­te.
    Das Kind stand auf und wisch­te sich mit sei­nen schmut­zi­gen Händ­chen die Trä­nen weg, wo­bei es das gan­ze Ge­sicht ver­schmier­te. »Wei­wei­wei­wei!« sag­te es.
    Er will wohl spie­len, dach­te Wolf. Sacht pack­te er einen Är­mel und zog dar­an.
    »Wei­wei­wei­wei!« wie­der­hol­te der Jun­ge fest. »Kom­ma weg.«
    Das er­schi­en Wolf höchst ver­wun­der­lich. Was konn­te der Klei­ne schon von Gram­ma­tik ver­ste­hen? Und dann ging ihm ein Licht auf. Das Kind ver­such­te, ›2222 Cor­ner Weg‹ zu sa­gen, wie man es ihm wohl un­zäh­li­ge Ma­le vor­ge­sagt hat­te. Wolf blick­te zum
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