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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories
Autoren: G. M. Schelwokat
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er­hielt. Sie ist Mit­glied der Thea­ter­ge­mein­de ›Mas­ke und Dolch‹ und der Rho-Rho-Rho- Ver­bin­dung.
     
    Wolfe Wolf strahl­te. Das war ein glück­li­cher Zu­fall. Nun brauch­te er nicht bis zum En­de des Se­mes­ters zu war­ten. Er konn­te Glo­ria schon jetzt se­hen und sie mit wöl­fi­schem Un­ge­stüm um­wer­ben. Frei­tag – heu­te war Mitt­woch –, al­so noch zwei Näch­te, in de­nen er sich in der fei­nen Kunst des Wer­wolfs üben konn­te. Und dann …
    Er be­merk­te, daß der äl­te­re Pro­fes­sor nie­der­ge­schla­gen aus­sah, und ei­ne reui­ge An­wand­lung über­kam ihn. »Wie ging’s ges­tern abend, Os­car?« frag­te er freund­lich. »Hat die Wal­pur­gis­nacht- Fei­er ge­klappt?«
    Fea­ring warf ihm einen ei­gen­ar­ti­gen Blick zu.
    »Hast du es in­zwi­schen her­aus­ge­fun­den? Ges­tern be­deu­te­te dir das Da­tum des drei­ßigs­ten April gar nichts.«
    »Ich war neu­gie­rig ge­wor­den und ha­be nach­ge­se­hen. Al­so, wie war’s?«
    »Ganz gut«, log Fea­ring. »Weißt du, Wolfe«, frag­te er nach ei­ner kur­z­en Pau­se, »was der Fluch ei­nes je­den Men­schen ist, der sich für das Ok­kul­te in­ter­es­siert?«
    »Nein. Was?«
    »Daß die wah­re Macht nie ge­nug ist. Für einen selbst viel­leicht, aber nicht für die an­de­ren. Gleich­gül­tig, über wel­che ech­ten Fä­hig­kei­ten man ver­fügt – man muß im­mer die Gren­ze zur Gau­ke­lei über­schrei­ten, um die an­de­ren über­zeu­gen zu kön­nen. Denk nur an St. Ger­main oder an Fran­cis Stu­art, oder an Cagliostro. Aber die größ­te Tra­gö­die ist, wenn man er­kennt, daß die ei­ge­nen Kräf­te stär­ker sind, als man selbst an­ge­nom­men hat, und daß man sich über­haupt nicht ir­gend­wel­cher Tricks hät­te zu be­die­nen brau­chen. Wenn man er­kennt, daß man sich über die Gren­zen sei­ner Kräf­te gar nicht im kla­ren ist. Dann …«
    »Was dann, Os­car?«
    »Dann, mein Jun­ge, fängt man an, sich zu fürch­ten.«
    Wolf woll­te ihm et­was Trös­ten­des sa­gen. Er woll­te sa­gen, hör mal, Os­car, ich war’s. Kehr ru­hig wie­der zu dei­nen Tricks zu­rück und sei glück­lich. Aber das konn­te er nicht. Nur Oz­zy durf­te die Wahr­heit über den präch­ti­gen grau­en Wolf wis­sen. Nur Oz­zy und Glo­ria.
     
    Die ein­sa­me Stel­le im Ca­non lag im hel­len Mond­licht. Die Nacht war still. Und Wolfe Wolf litt sehr un­ter Lam­pen­fie­ber. Jetzt, da es so­weit war – das Fias­ko von heu­te mor­gen zähl­te nicht, und an ges­tern abend konn­te er sich kaum er­in­nern –, fürch­te­te er sich vor dem Sprung ins Wolfs­le­ben und ver­such­te, den Au­gen­blick mög­lichst lan­ge hin­aus­zu­zö­gern.
    »Glau­ben Sie«, frag­te er den Zau­be­rer ner­vös, »daß ich Glo­ria bei­brin­gen könn­te, wie man sich ver­wan­delt?«
    Ozy­man­di­as über­leg­te. »Viel­leicht, Kol­le­ge. Es käme dar­auf an. Viel­leicht ist sie ei­ne Na­tur­be­ga­bung, viel­leicht nicht. Und man kann na­tür­lich nicht vor­her­sa­gen, in was sie sich ver­wan­deln wür­de.«
    »Sie müß­te nicht un­be­dingt ei­ne Wöl­fin wer­den?«
    »Na­tür­lich nicht. Wer die Fä­hig­keit be­sitzt, kann al­les mög­li­che wer­den. Und je­de Ras­se hat spe­zi­el­le In­ter­es­sen. Wir ha­ben ei­ne eng­lisch-mit­tel­eu­ro­päi­sche Tra­di­ti­on; da­her wis­sen wir am bes­ten über Wer­wöl­fe Be­scheid. Aber in Skan­di­na­vi­en hört man viel von Wer­bä­ren, nur nennt man sie dort Ber­ser­ker. Und im Ori­ent sind es Wer­ti­ger. Es ist ein Jam­mer, daß wir uns so viel mit den Wer­wöl­fen be­schäf­ti­gen, daß wir nur die­se Zei­chen er­ken­nen kön­nen. Ich wüß­te zum Bei­spiel nicht, wor­an ich einen Wer­ti­ger so­fort er­ken­nen könn­te.«
    »Man kann al­so nicht wis­sen, was pas­siert, wenn ich sie die Zau­ber­for­mel leh­re?«
    »Nein. Es gibt na­tür­lich Wer­tie­re, die nicht er­stre­bens­wert sind. Zum Bei­spiel Wer­amei­sen. Man ver­wan­delt sich, je­mand tritt drauf, und aus ist’s. Oder wie der Mann, den ich auf Ma­da­gas­kar ken­nen­lern­te. Ich sag­te ihm das Zau­ber­wort, und was ge­sch­ah? Er wur­de zum Wer­di­no­sau­ri­er, und bei der Ver­wand­lung zer­trüm­mer­te er das gan­ze Haus. Bei­na­he
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