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7 Werwolfstories

7 Werwolfstories

Titel: 7 Werwolfstories
Autoren: G. M. Schelwokat
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um die Schüs­se und Schreie zu hö­ren, oder, was viel ent­setz­li­cher war, sie hö­ren konn­te, je­doch zu schwach war, um ant­wor­ten zu kön­nen. Das las­te­te auf Ro­ger wie ein düs­te­rer Alp­traum, der sich plötz­lich auf­lös­te, als ein Ruf an sein Ohr drang; sein Herz stand still und be­gann dann schmerz­haft wie­der zu schla­gen, denn ihm war, als ha­be er Hel­mas Stim­me ver­nom­men – Hel­ma, die da schrie, ganz in der Nä­he …
    Er pack­te Neils Arm.
    »Ha­ben Sie das ge­hört?«
    »Es war ei­ne Spott­dros­sel oder so …«, sag­te sie zwei­felnd.
    »Es ist Hel­ma! Kom­men Sie!«
    »Ro­ger!« Sie hielt ihn fest. »Ich ha­be nichts ge­hört. Über­stür­zen Sie nichts! Mo­ment – da ist doch et­was – Schrit­te – ich glau­be, das ist Bob.« Sie hob die Stim­me. »Bob! Hel-ma! Hel-ma!«
    Die Nacht wur­de von dem Kra­chen ei­nes in der Nä­he ab­ge­feu­er­ten Schus­ses zer­ris­sen; noch zwei rasch auf­ein­an­der fol­gen­de Schüs­se, dann ein Knacken im Ge­hölz, und Bob Con­nor trat her­vor.
    »Neil! Ro­ger! Was macht ihr hier? Ihr seht aus, wie … Ist Hel­ma et­was zu­ge­sto­ßen?«
    »Sie ist weg!«
    »Mein Gott!« sag­te Bob Con­nor. »Wie lan­ge sucht ihr sie schon?«
    »Die gan­ze Nacht, Bob. Ich ha­be sie ge­ra­de schrei­en ge­hört! Sie ist da drü­ben …« Ro­ger re­de­te wie ein Ir­rer. »Ich hab’ sie ge­hört, und dann noch et­was – das Quä­ken ei­nes Ba­bys …«
    »Ru­hig, Ro­ger, ru­hig!« Voll Mit­leid griff Bob Con­nor nach Ro­gers Arm. »Ich ha­be nur ei­ne Kat­ze er­schos­sen. Ein großes Weib­chen, das ge­ra­de ge­wor­fen hat­te. Ich konn­te die klei­nen Din­ger nicht oh­ne ih­re Mut­ter lie­gen las­sen, und so ha­be ich sie auch er­schos­sen.«
    »Es ist Hel­ma! Hel­ma ist da drü­ben, ster­bend! Las­sen Sie mich los, o ver­dammt, las­sen Sie mich los!« Er riß sich aus Bobs Griff los und rann­te auf das Ge­hölz zu. Die Con­nors folg­ten ihm und hol­ten ihn ein, als er den to­ten Luchs er­reich­te.
    Es war ein rie­si­ges Weib­chen, noch nicht steif, mit ho­nig­far­be­nem Fell und weit auf­ge­ris­se­nen Au­gen, und ne­ben ihr la­gen die noch mit Ge­burts­schleim be­deck­ten Kör­per­chen der Jun­gen. Einen Au­gen­blick stand Ro­ger wie ver­stei­nert vor dem reg­lo­sen gra­zi­ösen Tier, dann brach er fast zu­sam­men. Bob Con­nor leg­te einen Arm um sei­ne Schul­tern, um ihn zu stüt­zen.
    »Kom­men Sie, Ro­ger, kom­men Sie, wir ge­hen zu­rück, Sie sind am En­de Ih­rer Kräf­te. Kom­men Sie, ma­chen Sie sich kei­ne Sor­gen. Wir wer­den Hel­ma fin­den. Wenn wir zu Hau­se sind, trin­ken Sie erst mal einen Kaf­fee, und Sie se­hen ganz so aus, als ob ein Schluck Whis­ky ih­nen gut­tun wür­de. Kom­men Sie. Sie sind ja völ­lig fer­tig, Mann.« Wäh­rend er sprach, hat­te er den wil­len­lo­sen Ro­ger zum Pfad zu­rück­ge­führt. »So­bald wir zu Hau­se sind«, re­de­te er ihm güt­lich zu, »ho­le ich das Au­to und mo­bi­li­sie­re die Staats­po­li­zei. Die wer­den dann al­les ab­su­chen. Viel­leicht ist sie durch den Wald zu ei­nem an­de­ren Hof ge­lau­fen. Sie wer­den sie schon fin­den, Ro­ger. Kom­men Sie.«
    Ro­ger hob ruck­ar­tig sei­nen Kopf und sah mit dem lee­ren Blick ei­nes Men­schen, den man ge­ra­de über den Schä­del ge­schla­gen hat, der aber noch kei­nen Schmerz fühlt, in Bob Con­nors Au­gen.
    »Es hat kei­nen Sinn, Bob. Hel­ma ist tot. Ich weiß, daß sie tot ist.« Er ließ den Kopf sin­ken und brach in Schluch­zen aus. Bob und Neil Con­nor wech­sel­ten einen erns­ten, mit­lei­di­gen Blick. »Er ist am En­de. Kom­men Sie, Ro­ger. Stüt­zen Sie sich auf mich. Nun kom­men Sie schon. Sie Ärms­ter …«
     
    Und das ist das En­de der Ge­schich­te; denn Hel­ma Las­si­ter kehr­te nie zu­rück. Manch­mal fra­gen sich die Bau­ern, was der ar­men ver­rück­ten Frau wohl zu­ge­sto­ßen sein mag.
    In je­nem Som­mer fuhr ich mit dem Fahr­rad oft am Haus der Las­si­ters vor­bei und sah Mr. Las­si­ter auf der Ter­ras­se sit­zen, tagein, tag­aus, und zum Wald hin­über­star­ren. Der Ra­sen ver­kam, und die Ha­sen wag­ten sich bis zu sei­nem Sitz­platz in den Gar­ten hin­ein. Und mein Va­ter ließ mich nie wie­der zum Nüs­se­su­chen in den Wald ge­hen, wenn er
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