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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät
Autoren: Kate Pepper
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sie ermorden?« Die Tränen schnürten ihr die Kehle zu, aber sie schluckte sie hinunter. Erst musste sie das hier erledigen. Weinen konnte sie später.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe Sylvie gesagt, dass ich meine Frau nie verlassen würde. Dass ich auch meine Kinder nie verlassen würde.« Er hob das Gesicht und blickte Alice an. »Ich habe Lauren geliebt.«
    »Vergangenheit« , erwiderte Alice.»Du hast gesagt habe geliebt. «
    »Ich wusste es erst, als alles vorbei war.« Er spannte die Kiefernmuskeln an und schluckte. Dann zwang er sich, weiterzusprechen. »Sylvie hat es getan, damit sie mich haben konnte, ohne dass ich meine Kinder aufgeben musste.«
    Alices Hand begann zu schwitzen, aber es gelang ihr, die Pistole weiterhin auf Tim zu richten.
    »Wo ist das Baby?«
    »Irgendwo da draußen.« Er wies mit dem Kopf auf die Tür.
    »Ich habe sie überall gesucht.«
    »Aber Sylvie war doch noch so lange hier, nachdem… nachdem sie Lauren ermordet hat. Warum hast du sie nicht einfach gefragt?«
    »Sie hätte es mir nicht gesagt.« Er verzog bitter das Gesicht.
    »Sie wollte es mir erst sagen, wenn ich sie mitnähme. Sie hat auf mich gewartet.«
    »Sie ist weg.«
    »Ich weiß. Ich bin nur zurückgekommen, um dir Austin zu bringen. Er kann so nicht leben.« Eine Andeutung von Scham glitt über Tims gequältes Gesicht.
    »Ich sollte dich erschießen.«
    »Lass mich meine Tochter finden, und dann hat das alles ein Ende. Ich verspreche es dir. Bitte, Alice, lass mich gehen, damit ich sie finden kann.«
    Von der Treppe her kam ein Geräusch. Austin stand da und beobachtete sie.
    Alice ließ die Pistole sinken und steckte sie in die Tasche.
    »Sie heißt Ivy«, sagte sie zu Tim, bevor er ging.
    EPILOG ZWEI JAHRE SPÄTER Der Minivan holperte die Küstenstraße in Mexiko entlang, von Puerto Vallarta nach Cruz de Loreto. Seit zwei Stunden fuhren sie nun schon die kurvenreiche Strecke, und Alice machte sich langsam Sorgen. Als Lizzie ihnen die Reise zu Weihnachten geschenkt hatte, hatte sie ihnen nicht gesagt, wie unwirtlich die Gegend war. Sie hatte im letzten Frühjahr mit ihrem frisch gebackenen Ehemann George die Flitterwochen im Hotelito verbracht und hatte in ihrer Begeisterung sofort einen Urlaub für die gesamte Familie gebucht; ihr letzter Film war so erfolgreich gewesen, dass sie sich solche Extravaganzen leisten konnte. Angeblich handelte es sich um ein Luxushotel ohne Elektrizität, mit fabelhaftem Essen und Kerzenlicht jeden Abend – ein wunderbarer Gedanke. Und auf der Website hatte es auch hinreißend ausgesehen. Aber je tiefer sie ins ländliche Mexiko vordrangen, desto weniger wohl fühlte Alice sich. Das Land war ausgedörrt von der Hitze. Die Häuser, an denen sie vorbeikamen, konnte man bestenfalls als Hütten bezeichnen, und die gelegentlich auftauchenden Raststätten waren nicht mehr als Blechdosen, die vor Fliegen summten.
    Mike saß vorne beim Fahrer, Miguel, und sie konnte seine Reaktion auf die verlassene Gegend, durch die sie fuhren, nicht sehen. Vor Jahren, als sie noch allein waren, hätte sie so ein Abenteuer gereizt, aber jetzt war sie Mutter von fünf Kindern. Wenn nun eins von ihnen krank wurde? Lizzie hatte behauptet, dass es im Hotelito ärztliche Hilfe gab, aber Alice sah hier nirgendwo ein Anzeichen dafür.
    Nell, Peter und Austin, die in der dritten Sitzreihe des Vans saßen, schienen die Schlaglöcher zu gefallen. Aber die Zwillinge, die in der Reihe davor bei Alice saßen, wirkten ein wenig grün im Gesicht. Henry schlief in seinem Kindersitz, aber Oscar wurde immer quengeliger, vermutlich brauchte er eine frische Windel.
    Alice hätte es lieber vermieden, Miguel abzulenken, damit er sich auf die holperige Straße konzentrieren konnte, aber sie würden trotzdem anhalten müssen. Sie beugte sich vor und sagte mit lauter Stimme, damit er sie über dem Rumpeln der Reifen auch verstand: »Entschuldigung, ich müsste Oscar die Windeln wechseln. Könnten wir mal kurz anhalten?«
    Miguel, der ziemlich gut Englisch sprach – er arbeitete im Hotelito und hatte sie am Flughafen in Empfang genommen –, drehte sich um und erfasste die Situation mit einem Blick. Er bog abrupt ab und hielt vor einer verfallenen Hütte mit dem handgeschriebenen Schild »Café«. Dort stieg er aus dem Wagen und öffnete ihr die Seitentür. Die drei älteren Kinder sprangen sofort heraus. Mike blieb im Auto, um auf den schlafenden Henry aufzupassen, während Alice Oscar aus dem Kindersitz hob und sich die
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