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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät
Autoren: Kate Pepper
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Windeltasche schnappte.
    Die Luft war wunderbar und tat Alice gut. Da die Luftfeuchtigkeit nicht so hoch war wie in New York, hatte man nicht das Gefühl zu ersticken, sondern fühlte sich eher von der trockenen Wärme liebkost. Auf einmal freute Alice sich darüber, so weit weg von zu Hause zu sein.
    Miguel war mit den großen Kindern ins Café gegangen und hatte ihnen Orangenlimonade in Glasflaschen gekauft. Jetzt standen sie da und beäugten einige mexikanische Kinder, die sie ihrerseits ebenfalls musterten. Aber als einer der Jungen seine Yu-Gi-Oh-Karten herauszog, war der Bann sofort gebrochen.
    »Sehen Sie?« , sagte Miguel lächelnd. »Kinder finden überall auf der Welt zueinander.«
    »Sie sollten bei den Vereinten Nationen arbeiten.« Mike war aus dem Van gestiegen und reckte sich.
    Alice setzte Oscar ab, der sich sofort an ihre Beine klammerte. Henry war der Unternehmungslustigere von den beiden. Oscar hielt sich die meiste Zeit in ihrer Nähe auf. An der Seite war ein Fleckchen Rasen, das so aussah, als sei es gut zum Windelnwechseln geeignet. Oscar legte sich bereitwillig hin und reckte ihr die Beinchen entgegen. Er wollte seine schmutzige Windel loswerden. Rasch machte Alice ihn sauber und kitzelte sein weiches Bäuchlein dabei. Dann stellte sie ihn wieder hin und packte zusammen.
    In diesem Moment ertönte Motorengeräusch, das sich von hinten dem Café näherte. Auf einem schmalen Feldweg, der hinter einem Hügel verschwand, näherte sich ein Auto. Es war ein alter Saab, kein Geländewagen, mit dem man hier bestimmt besser vorwärts gekommen wäre.
    Alice drehte sich nach Oscar um, der zu den anderen Kindern wackelte. Auch Miguel hatte das andere Auto gesehen und lächelte sie an. »Das sind Gringos, wie Sie.«
    Alice lachte. Ja, Gringos wie sie. Wieder blickte sie zu dem Auto, das mittlerweile vor dem Café angehalten hatte. Auf dem Beifahrersitz saß eine sehr gelangweilt aussehende, gebräunte Frau mit kurzen schwarzen Haaren. Sie kam Alice irgendwie bekannt vor – und dann sah sie den Mann, der gerade ausgestiegen war.
    Er war schlank, und seine etwas längeren, blonden Haare kräuselten sich im Nacken. Er hatte sehr grüne Augen und ein strahlendes Lächeln.
    Die Frau gähnte und stieg ebenfalls aus. Sie trug ein schwarzes Bikini-Oberteil und einen langen, weißen, fließenden Rock, der tief auf ihren Hüften saß. Ein rubinroter Stein schmückte ihren Bauchnabel, und um den Knöchel wand sich ein Tattoo.
    Hinten im Auto saß ein ungefähr zweijähriges kleines Mädchen im Kindersitz und schlief. Sie hatte den Kopf abgewandt, und Alice konnte ihr Gesicht nicht erkennen, aber ihre braunen Haare waren zu Rattenschwänzchen zusammengebunden, und man konnte das rote Muttermal an ihrem Nacken deutlich sehen. Das war so gut wie ein Gesicht und ein Name. Es war exakt Laurens Muttermal in Miniatur. Das Muttermal, das sich seit mittlerweile vier Generationen auf jedes weibliche Mitglied der Familie vererbte.
    Mike machte einen Schritt nach vorn. Also hatte auch er sie gesehen. Tim, Analise, Ivy. Sie standen direkt vor ihnen.
    Auch Austin hatte sie gesehen. Er war jetzt sieben, ein schlaksiger, selbstbewusster Junge. Er ließ seine Limonadenflasche fallen und machte ein paar Schritte vorwärts.
    Analise drehte sich abrupt zu Tim, der sie mit einem Nicken zurück in den Wagen schickte. Dann ging Tim mit raschen Schritten auf Austin zu, wobei seine Strohsandalen kleine Staubwolken aufwirbelten. Seine Zehennägel waren schmutzig. Er packte Austin an der Hand und versuchte, ihn zum Auto zu zerren.
    »Nein!«, protestierte Austin.
    »Bitte!«, bat Tim. »Ich kann dich nicht schon wieder zurücklassen.«
    Austin riss sich los und rannte zu Alice, die sich wie ein Schutzschild vor ihn stellte. Für sie war die Sache klar: Austin war jetzt ihr Sohn. Sie würde ihn nie gehen lassen.
    » On y va! « , rief Analise Tim zu. Ihr Tonfall war hart, nicht so süß und weich wie damals in Brooklyn.
    Mike stand am Wagen und versuchte verzweifelt, sein Handy in Gang zu bringen, aber er bekam keinen Empfang. Tim drehte sich um und lief zum Auto zurück. Mike ließ sein Handy fallen und setzte ihm nach. Kurz bevor Tim das Auto erreichte, packte er ihn am T-Shirt.
    »Bleib stehen!«, schrie Mike. »Es reicht!«
    Tim wand sich aus seinem Griff, und es gelang ihm, sich in sein Auto zu setzen und den Motor zu starten. Aber bevor er losfuhr, sagte er noch etwas zu Mike. Es war ein seltsamer Moment: Tim redete drängend auf Mike
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