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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät
Autoren: Kate Pepper
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mit Ethan, der seinem gut aussehenden Vater Simon wie aus dem Gesicht geschnitten war. Maggie hatte sich letztes Jahr von ihrem Mann getrennt, obwohl sie ihn immer noch liebte.
    »Mags, hast du versucht, Jason zu erreichen? Vielleicht kann er ja heute Nachmittag arbeiten kommen.« Sie hatten kürzlich einen Studenten als Aushilfe eingestellt, damit der Laden generell länger geöffnet sein konnte, und auch, damit sie jemand vertreten konnte, wenn sie an Tagen wie heute die Kinder von der Schule abholen mussten.
    »Er hat Vorlesung. Als er gestern zu spät gekommen ist, habe ich ihm schon gesagt, dass er doch mit der Uni aufhören und ganztags für uns arbeiten soll.« Maggie lachte fröhlich.
    »Weißt du was, Mags? Ich passe heute Nachmittag auf Ethan auf, und dann kannst du arbeiten.«
    »Prima. Und sag Lauren, dass ich die Telefonnummer gefunden habe, die sie haben wollte, von diesem Bäcker auf der Columbia Street.« Alice hörte, dass auch bei Maggie ein Eismann vorbeifuhr.
    »Deshalb rufe ich überhaupt an«, erklärte Alice. »Lauren ist nicht aufgetaucht, und ich habe Austin jetzt erst einmal mitgenommen. Hast du zufällig von ihr gehört?«
    »Keinen Pieps. Was glaubst du, wo sie ist?«
    »Sie muss irgendwo aufgehalten worden sein«, sagte Alice.
    »Vielleicht hat sie auch Wehen bekommen.«
    »Hast du Tim angerufen?«
    »Nein, ich habe seine Nummer nicht. Du?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie auf meinem Organizer habe, aber der ist im Laden«, erwiderte Maggie. » In Ordnung, aber nur ein kleines. Entschuldige, Ethan will unbedingt ein Eis.«
    »Weißt du was? Wir treffen uns im Laden und rufen Tim an. Dann nehme ich Ethan mit zum Einkaufen, damit du arbeiten kannst. Du hast doch nicht vergessen, dass wir heute Abend bei uns grillen, oder?«
    »Oh«, sagte Maggie, »mit anderen Worten, ich brauche nicht zu kochen. Natürlich weiß ich das noch.«
    Alice rief die drei Kinder und ging mit ihnen auf die Smith Street. Während sie an der Ampel an der President Street warteten, wirbelte ein Windstoß Papierfetzen auf. Die Kinder sahen begeistert zu. Wahrscheinlich war gerade ein Müllwagen vorbeigefahren. New York war einfach nicht sauber zu halten, dachte Alice, obwohl wahrscheinlich auch der Dreck zum Charme der Stadt beitrug.
    Zwei Häuserblocks weiter mussten sie alle vor dem Smith Home stehen bleiben, um sich im Schaufenster die lustigen Türknäufe anzuschauen. Jeder der runden Griffe hatte ein schiefes Gesicht, zu einer humorvollen oder unzufriedenen Grimasse verzogen. Sie erinnerten Alice immer an Miniaturmasken aus der Commedia dell’Arte. Nell musterte die ausgestellten Türknäufe und verkündete dann den Favoriten des Tages: fette Wangen, Augen nach oben gewandt, verschmitztes Grinsen. Während Alice ihre Tochter bei diesem Ritual beobachtete, gelobte sie im Stillen, sich von der Kündigung nicht einzuschüchtern zu lassen und ihren Kindern eine Freude zu machen. Wenn sie und Mike das richtige Haus fanden, würde sie Nell und Peter diese albernen Türgriffe für ihre neuen Zimmer schenken.
    »Kommt, wir wollen weiter.«
    Alice wandte sich zum Gehen, und die Kinder folgten ihr lärmend. Jetzt waren es nur noch zwei Häuserblocks bis zum Blue Shoes.
    Die ganze Zeit über dachte Alice an Lauren und versuchte sich vorzustellen, wie es ihr jetzt wohl ging. Ob sie tatsächlich schon Wehen hatte? Und wusste Tim Bescheid? Vielleicht hatte Lauren ja bereits eine aufregende Geburt hinter sich – im Taxi, in der U-Bahn oder zu Hause. Allerdings hoffte Alice inständig, dass sie es ins Krankenhaus geschafft hatte und nicht allein war. Ivy. Endlich bist du da, dachte sie.
    Dass das Baby ein Mädchen war, war ein Geheimnis der Frauen, ein Geschenk, das Lauren erst bei der Geburt an Tim weitergeben wollte. Wie bei der ersten Schwangerschaft hatte Tim auch dieses Mal das Geschlecht des Kindes nicht wissen wollen. Er wollte überrascht werden. Aber die Mutterschaft hatte Lauren abgehärtet, und ihr reichte es als Überraschung, wenn das Kind gesund und munter zur Welt kam. Alice und Mike teilten dieses Gefühl: Sie wussten, dass die Zwillinge, die Alice erwartete, Jungen waren.
    Das andere Geschenk, das Lauren für Tim vorbereitet hatte, war der Name, den sie für ihre Tochter ausgesucht hatte: Ivy, nach Tims Lieblingsgroßmutter.
    Alice und Maggie hatten Laurens Geheimnisse seit Monaten bewahrt, und jetzt würde Tim sie endlich erfahren.

KAPITEL 2
    D ie Sonne brannte heiß, und einen Moment lang
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