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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät
Autoren: Kate Pepper
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für das Grillen zurechtmachen. Er war ein Mann Ende fünfzig, mit zerzausten weißen Haaren, die unter seinem weißen Papiermützchen hervorquollen.
    Mit seiner sonoren Stimme sagte er: »Darf es sonst noch etwas sein, junge Frau?« Für die junge Frau hätte sie ihn küssen können. Siebenunddreißig Jahre alt, hochschwanger und mit vier Kindern, die seinen Laden in Unordnung brachten.
    »Nein, heute nicht, danke, Sal.«
    Er verteilte die Lutscher an die Kinder, die sich beim Bimmeln der Registrierkasse schon erwartungsvoll vor ihm aufgebaut hatten.
    Als sie wieder die Court Street entlanggingen, kontrollierte Alice noch einmal ihre Mailbox, um nachzuprüfen, ob sie nicht vielleicht einen Anruf verpasst hatte. Und tatsächlich hatte sie eine Nachricht, allerdings mit einer unbekannten Nummer. In dem Augenblick allerdings, in dem sie die Nachricht abspielte, zerstob ihre Hoffnung.
    »Hi, Alice, ich bin’s, Pam Short. Offensichtlich landen wir immer nur auf der Mailbox der anderen. Lieben Sie diese Telefonspielchen auch so sehr? Jetzt sind Sie also an der Reihe, mich zurückzurufen. Sie kennen ja meine Nummer.«
    Pam Short war Immobilienmaklerin bei Garden Hill Realty – Ethans Kindermädchen Sylvie arbeitete dort als Teilzeit-Sekretärin –, und Alice erhoffte sich von ihr eine Art Wunder bei der Haussuche. Sie rief sie an und hinterließ erneut eine Nachricht. Es war ziemlich frustrierend, aber eigentlich war es Alice auch egal. Sie wartete nur noch darauf, dass Lauren sich meldete. Sie lief mit den Kindern an Delikatessenläden, Antiquitätengeschäften, Designer-Boutiquen, eleganten neuen Restaurants und all den Maklerbüros vorbei, die sie quasi ausgelacht hatten, als sie sich nach einem Haus unter einer Million Dollar erkundigt hatte.
    Sie überquerten die Smith Street und gingen die baumbestandene President entlang bis zu dem Häuserblock mit Brownstones, wo Alice gewohnt hatte, seit sie erwachsen war. In der Eingangshalle sah Alice, dass Joey – der heute früh ausgezogen war, nachdem er sein ganzes Leben lang in diesem Haus gewohnt hatte – ein Sammelsurium von Dingen zurückgelassen hatte, mit denen er nichts mehr anfangen konnte. Offensichtlich hatte er geglaubt, dass Alice und Mike sie brauchen könnten – einen hässlichen Bilderrahmen, eine Schachtel mit Schuhcremetuben in verschiedenen Farben, ein altes Pinnbrett aus Kork. Alles nur Müll. Sie würde Mike bitten, es später an den Straßenrand zu stellen.
    In der Wohnung schaltete sie die Klimaanlage ein und öffnete die Küchentür zum Garten. Die Kinder rannten sofort hinaus, und sie blickte ihnen durch das große Fenster über der Spüle nach. Nell machte die Tonne mit dem Spielzeug auf, und sie holten Schaufeln, Harken und Eimer heraus, die sie in dem großen Sandkasten verteilten, den Mike gebaut hatte.
    Alices Gedanken glitten zum gestrigen Tag, und sie überlegte, was ihr wohl entgangen sein mochte. Sie dachte daran, wie Maggie und Lauren neben ihr auf der Bank gesessen hatten. Hatte sie irgendetwas überhört oder missverstanden?
    Gestern war es sogar noch heißer gewesen als heute. Alice, Lauren und Maggie hatten nach der Schule auf dem Spielplatz gesessen.
    Lauren konnte mit ihrem dicken Bauch nicht mehr bequem sitzen und rutschte immer dichter an Alice heran, die ihr instinktiv Platz machte. Es war ein seltsames Gefühl, dass Lauren, die Kleinste von ihnen, plötzlich so viel Platz brauchte. Sie hatte ihre langen braunen Haare hochgesteckt und mit einem Essstäbchen aus dem China-Takeout befestigt, aber trotzdem stand ihr der Schweiß auf der Stirn. Sie wedelte sich mit der flachen Hand Luft zu. Ihr dunkelrotes Muttermal im Nacken war deutlich zu sehen.
    Alice fiel ein, dass sie einen kleinen Klappfächer dabeihatte. Sie holte ihn aus der Tasche, ließ die gelben Plastikstäbe aufspringen und fächelte Lauren Kühlung zu. Dankbar hielt Lauren ihr Gesicht in den Luftzug.
    »Joey hat gestern das Haus verkauft«, verkündete Alice.
    »Ach, ich dachte, der Käufer wollte nur ein leeres Haus?«, fragte Lauren erstaunt.
    »Ja, das war auch so, aber es gab wohl noch einen anderen Interessenten, deshalb hat der erste eingelenkt. Er wollte es unbedingt haben.«
    Als Joey sich dazu entschlossen hatte, nach Florida zu ziehen, hatte er Alice und Mike das Haus zum Kauf angeboten. Sie hatten schon seit längerem damit gerechnet, und sie hatten gewusst, dass es nicht billig sein würde, aber Joeys Preisvorstellung traf sie unvorbereitet. 1,7
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