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7 Minuten Zu Spät

7 Minuten Zu Spät

Titel: 7 Minuten Zu Spät
Autoren: Kate Pepper
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flirrte die Glasscheibe des Schaufensters vom Blue Shoes wie ein Spiegel vor dem Ziegelgebäude. Erfreut stellte Alice fest, dass Maggie daran gedacht hatte, das »Bin gleich wieder da«-Schild in die Tür zu hängen. Sie kramte den Schlüssel aus ihrer Handtasche.
    Die Kinder rannten in den dunklen Laden. Alice schaltete das Licht an, und die silbern schimmernde Decke, die glänzenden Eichendielen und die dunkelblau gestrichenen Wände leuchteten auf. Blue Shoes hatte ihre Erwartungen erfüllt und war »Brooklyns Treffpunkt für schicke Schuhe« geworden, wie in einem winzigen Zeitungsartikel anlässlich der Eröffnung im letzten Winter gestanden hatte. Alice machte es großen Spaß, den florierenden Laden mit Maggie zusammen zu führen. Er war ein guter Kompromiss zwischen ihrem früheren Job als Cutterin und ihrem jetzigen Leben als Mutter. Maggie und sie bezeichneten das Geschäft als Neuerfindung der mittleren Jahre, und zum Glück hatte das Experiment funktioniert.
    Auf dem Anrufbeantworter unter der glänzend grünen Steintheke war keine Nachricht. Kurz nach ihnen kamen auch Maggie und Ethan im Laden an, und die vier Kinder, die sich von Geburt an kannten, steckten sofort die Köpfe zusammen.
    Maggie, in einer fließenden, buttergelben Hose und einem kornblumenblauen Top, die dicken blonden Haare auf dem Kopf zusammengesteckt, schritt wie eine Königin durch den Laden.
    »Gibt es was Neues?«, fragte sie. Alice schüttelte den Kopf.
    Am Computer im Hinterzimmer fanden sie Tims Telefonnummern. Da bei seinem Handy sofort die Mailbox ansprang, versuchten sie es in seinem Büro. Seine Sekretärin sagte ihnen, er sei geschäftlich in Chicago.
    »Wenn er sich meldet«, bat Alice sie, »dann richten Sie ihm bitte aus, er soll mich so schnell wie möglich anrufen. Sagen Sie ihm…« Sie zögerte, weil sie ihn nicht zu sehr beunruhigen wollte, beschloss dann jedoch, ihrem Bauchgefühl zu folgen.
    »Sagen Sie ihm, dass Lauren nicht zu unserem Treffen gekommen ist und ich sie nicht erreichen kann. Und weil sie doch kurz vor dem errechneten Termin steht, dachte ich, dass sie vielleicht…«
    »Das Baby«, unterbrach die Sekretärin sie.
    »Ja, genau«, erwiderte Alice. »Das Baby.«
    »Ich sage ihm Bescheid.«
    »Danke.« Alice gab ihre Telefonnummer durch, legte auf und wandte sich zu Maggie. »Langsam mache ich mir wirklich Sorgen. Hast du noch ihren Schlüssel?« Maggie hatte kürzlich, als Lauren und Tim verreist waren, die Blumen gegossen.
    »Ja«, erwiderte Maggie, »aber weißt du was? Wenn du mit den Kindern einkaufen gehst, rufe ich die Krankenhäuser an. Ich fange mit dem Methodist an, wo sie das Baby kriegen will, und wenn sie da nicht ist, telefoniere ich die anderen durch. Und ich rufe bei der Schwangerschaftsgymnastik an, ob sie vielleicht dort ist. Und wenn das alles nichts bringt, gehe ich in ihre Wohnung.«
    »Gute Idee, Mags.«
    »Ich wünschte, du könntest dir jetzt ein Glas Wein genehmigen«, sagte Maggie. »Das war ein harter Tag für dich, Liebes. Also überlass die Sorgen mir.«
    »Aber du bist nicht so gut darin«, erwiderte Alice.
    »Und du zu gut.« Maggie gab Alice einen Kuss auf die Wange. »Und denk nicht mehr über diese grässliche Kündigung nach – ihr zieht erst dann um, wenn es so weit ist. Und Lauren meldet sich bestimmt gleich. Vermutlich hat sie beim Schlussverkauf bei Barneys die Zeit vergessen. Ich war gestern auch da und bin viel zu spät weggekommen.«
    Es war lieb von Maggie, dass sie versuchte, sie aufzumuntern, aber es hatte keinen Zweck. »Lauren kauft nicht bei Barneys«, erwiderte Alice. »Und sie hat sich noch nie in ihrem Leben verspätet.«
    »Es kann aber vorkommen«, entgegnete Maggie, »selbst bei der pünktlichen, perfekten Lauren Barnet.«
    Die Kinder wurden langsam unruhig; Peter und Austin waren schon auf den Bürgersteig gelaufen.
    »Ruf mich an, wenn du irgendetwas herausfindest«, sagte Alice zu Maggie. »Ich kaufe die Grillsachen bei Cattaneo’s ein und fahre dann gleich nach Hause.«
    Alice machte sich mit den Kindern auf den Weg zum Metzger. Sie fanden es dort toll, weil sie über das Sägemehl, das den Boden bedeckte, schlittern konnten, und weil Sal Cattaneo höchstpersönlich ihnen Lutscher überreichte.
    Es war ein hübsches, sauberes, hell beleuchtetes Ladenlokal mit Regalen voller Gourmetsaucen, das es schon gegeben hatte, als Alice vor fünfzehn Jahren in diese Gegend gezogen war. Sie trat an die Glastheke und ließ sich von Sal Truthahn und Rind
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