Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Briefe! Die Gute! Also sie denkt an mich. Wie freut und wie beglückt mich das!“
    Da sah er, daß der Franz leise, leise den Busch verließ. Er kroch um denselben herum. Es war ganz klar, was er beabsichtigte: Er wollte sich zu Paula schleichen, um zu sehen, was für Briefe sie so heimlich lese.
    „Soll ich das dulden?“ fragte sich der Fex.
    Eigentlich hätte er es wohl verhüten sollen. Aber er kannte Paula und wußte, daß sie starke Nerven besitze, daß sie vor dem plötzlichen Erscheinen des Franz nicht erschrecken werde.
    „Und“, sagte sich der Fex, „wenn er erfährt, daß diese Briefe von mir sind, so wird er sich schauderhaft ärgern. Das ist eine größere Strafe für ihn als alles andere. Ich will ihm also nicht hinderlich sein.“
    Er blieb also ruhig an seinem Ort und sah, daß der Franz, als er hinter dem Busch hervorgekrochen war, sich in aufrechte Stellung emporrichtete und leise, leise und sehr langsam sich der Bank von hinten näherte.
    Paula war so in ihre Lektüre vertieft, daß ihr das fast unhörbare Geräusch entging, welches die Füße des Schleichers hinter ihr hervorbringen mußten. Jetzt hatte er die Bank erreicht. Er erhob den Arm, ergriff erst den einen und dann auch den andern der neben ihr liegenden Briefe und nahm dieselben an sich. Sodann kehrte er ebenso leise zurück, wie er sich herangeschlichen hatte. Er kauerte sich wieder hinter dem Strauch nieder und begann, die Briefe zu lesen.
    Der Fex konnte das Gesicht des Lesenden ganz deutlich sehen. Er bemerkte, wie grimmig sich dasselbe verzog, als die Augen auf die Unterschrift fielen. Es war wirklich eine Qual, die der Franz durchkostete, indem er den warm geschriebenen Zeilen folgte. Aus jedem Worte war ja eine innige Liebe zu erkennen, welche ebenso innig Erhörung gefunden hatte.
    Jetzt war er fertig. Er wollte die Briefe zusammenballen, tat dies aber nicht, um das dadurch notwendigerweise hervorgebrachte Geräusch zu vermeiden, sondern legte sie neben sich hin. Aber er erhob den Arm, ballte die Faust und drohte mit derselben nach Paula hin.
    Diese hatte ihren Brief längst zu Ende gelesen. Sie ließ die Hand, in welcher sie denselben hielt, sinken und blickte mit glücklichem Lächeln vor sich hin. Dann wollte sie den Brief neben sich legen, um einen andern zu nehmen. Jetzt bemerkte sie, daß die zwei verschwunden seien.
    Sie fuhr von der Bank auf und blickte sich besorgt um. Nur die Kuverts waren noch da, die Briefe aber verschwunden. Hatte ein Lufthauch sie von der Bank geweht? Wohl nicht. Hier im Walddickicht rührte sich kein Lüftchen, und die Briefe hätten gar nicht wegfliegen können. Oder waren sie herab in die Quelle geweht und von dem Wasser mit fortgenommen worden? Schwerlich! Das hätte sie ja sehen müssen, denn sie saß ja so, daß der Quell vor ihren Füßen vorüberfloß.
    Dennoch schickte sie sich an, dem Wasser zu folgen, um nach den vermißten Briefen zu suchen. Da trat der Fingerl-Franz hinter dem Versteck hervor. Er hatte jetzt die beiden Briefe in seine Tasche verborgen und tat, als ob er eben erst herbeikomme. Er machte eine Bewegung des Erstaunens und sagte:
    „Alle Teufel! Wen derblick ich hier! Die Paula! Wer hätt das denken könnt!“
    Sie hatte ihm den Rücken zugewendet und drehte sich schnell zu ihm um. Sie war keineswegs erschrocken. Nur die Zeichen eines außerordentlichen Mißmutes ließen sich in ihrem schönen Angesicht erkennen.
    Sie antwortete kein Wort. Sie wendete sich nach der Bank, nahm die Papiere, welche noch dort lagen, weg und ging weiter, um ihre vorige Absicht, die verlorenen Briefe zu suchen, auszuführen.
    „Wo willst du hin?“ fragte er.
    Sie antwortete auch jetzt nicht. Da eilte er mit einigen raschen Schritten herbei und stellte sich vor sie hin, so daß sie nicht weiterkonnte.
    „Hast mich etwa gar nicht sehen und auch gar nicht hört?“ fragte er.
    Sie wich vor ihm zurück, verbarg die Papiere in ihre Tasche und antwortete:
    „Ich hab dich gar wohl sehen und auch hört. Weiter kann's nix geben. Geh mir aus dem Weg!“
    „Wo willst denn hin?“
    „Das brauchst nicht zu wissen!“
    „Meinst? Führst ja eine gar sehr strenge Sprache mit mir!“
    „Lieber wäre es mir, wann ich gar nicht mehr mit dir zu reden braucht!“
    „Das sagst doch nur im Scherz! Wirst wohl noch recht lange mit mir sprechen!“
    „Das glaub ich nicht!“
    „Oh, ich denk, daßt mit mir reden wirst, solange wir leben. Mann und Weib müssen doch miteinander sprechen. Oder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher