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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
Autoren: Karl May
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schrie erschrocken auf. Wie war er zu den Briefen gekommen? Sie konnte es nicht begreifen. Vielleicht waren sie es gar nicht. Vielleicht wollte er sie täuschen. Er hatte zufälligerweise Papiere in der Tasche gehabt.
    „Meinst, daß ich mich von die betrügen lasse?“ sagte sie in kaltem Ton. „Wer weiß, was für Briefen du da in der Hand hältst.“
    „Die vom Fexen.“
    „Das ist nicht wahr.“
    „Nicht? So laß mal sehen, was darübersteht!“
    Er las die Über- und dann auch die Unterschriften der beiden Briefe, nachher sogar noch einige Zeilen des Inhaltes.
    „Nun glaubt's jetzt endlich?“ lachte er.
    „Sie sind's; sie sind's! Wo hast sie her?“
    „Das weißt nicht; das ist ein Geheimnissen. Aber ich will es dir erklären. Alst so still da auf der Bank saßest und in den Brief schautest, bin ich herbeischlichen und hab diese beiden wegnommen.“
    „Ach, so ist's gewest! Gestohlen hast sie mir! Jetzt wirst sie mir wiedergeben!“
    „Das fällt mir nicht ein! Deinem Vatern werd ich sie geben, aber nicht dir.“
    „Sie gehören mir!“
    „Nein. Der Vatern ist der Vormunden. Der muß sie lesen!“
    „Er soll sie doch nicht haben!“
    Sie trat blitzschnell auf ihn zu und griff nach den Briefen; aber er war ebenso schnell wie sie. Er hob die Hand, in welcher er die Briefe hielt, noch höher empor und sagte:
    „Nimm sie doch; nimm sie doch!“
    „Her damit, Spitzbub!“
    Sie hing sich mit ihrem ganzen Gewicht an seinen Arm, um denselben herabzuziehen; es gelang ihr nicht, denn der Fingerl-Franz war stark genug, diese Last zu tragen.
    „Machst dir eine vergebliche Mühen“, sagte er. „Ich kann mir's denken, wie gern du diese Briefen wiedern haben möchtest. So, auf diese Art und Weisen bekommst sie aber nicht. Damit du siehst, daß ich nicht dein Feind bin, will ich's dir sagen, daß ich bereit bin, sie dir zurückzugeben –“
    „So bitte, gib sie her!“ bat sie schnell.
    „Nein, so nicht, so nicht!“ lachte er. „Solche Sachen gibt man nicht umsonsten aus der Hand. Güte gegen Güte und Liebe gegen Liebe. Wann ich freundlich bin und dir die Briefen wieder zurückgeb, so kannst auch mir dafür eine Lieb derweisen.“
    „Welche?“
    „Du gibst mir für einen jeden der beiden Briefe zehn Busserln.“
    „Nein, nie!“ schrie sie auf, schnell wieder von ihm zurückweichend.
    „Besinn dich vorerst, ehe du antwortest! Ich will diese zwanzig Busserln auch nicht sogleich haben, sondern hübsch fein einzeln, einen nach dem andern. Wir sitzen hier mitnander auf der Banken und nehmen einander beim Kopf. Da gibst mir die Küssen, und damit du siehst, daß ich ein guter Kerlen bin und nix behalten will, die Briefen nicht und auch sogar die Busserln nicht, so geb ich dir alle zwanzig wiedern zurück. Machst mit?“
    „Du bist ein Ungeheuer!“
    „Oho! Wannst mir meine Gutheit so vergelten willst, so kann ich's auch anderst machen. Ich kann mir die Busserln nehmen, ohne daß ich dir die Briefen wiedergeb. Also frag ich dich jetzt zum letzten Mal; willst gutwillig?“
    „Nein. Behalt die Briefen, und zeig sie auch dem Vatern; ich hab gar nix dagegen. Aber ehe ich mich von dir anrühren lasse, so sterb ich lieber!“
    „So wollen wir doch gleich mal sehen, obst wirklich sterben willst.“
    Er steckte die Briefe schnell in die Tasche und ergriff Paula, ehe sie es sich versah, bei beiden Armen.
    „Laß mich!“ schrie sie auf.
    „Nein, ich laß dich nicht! Du bist mein!“
    „So spuck ich dich an!“
    „Immer tu es nur! Wirst schon aufhören!“
    „Ich beiß und kratz dich!“
    Während sie in ihrer Angst die Drohungen aussprach, versuchte sie, sich ihm zu entwinden. Es war vergeblich. Er hielt sie fest und zog sie mit Gewalt an sich.
    „Hilfe, Hilfe!“ rief sie aus. „O Fex, wärst du doch wieder da!“
    „Der?“ lachte der Franz. „Dem fallt's nicht ein, jetzt herbeizukommen. Jetzunder wirst meine Braut sein, und wannst ihm einen Brief schickst, so kannst's ihm schreiben.“
    „Das ist nicht nötig“, erklang es da neben ihm. „Mit dem Brief wäre es zu umständlich. Ich komme gleich lieber selber, dann, wann ich gebraucht werde.“
    Der Fex war herbeigesprungen. Der Fingerl-Franz ließ vor Überraschung seine Hände von dem Mädchen und starrte den jungen Mann mit ungläubigen Augen an.
    „Der Fex! Donnerwetter, wirklich ist's der Fex!“ stieß er hervor.
    „Fex, mein Fex, mein lieber, lieber Fex!“ rief Paula jubelnd und warf sich an seine Brust.
    „Ja, ich bin es, Paula“,
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