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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
Autoren: Karl May
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antwortete er in beruhigendem Ton. „Wenn die Not am größten, ist die Hilf am nächsten. Jetzt brauchst keine Angst mehr zu haben.“
    Er drückte sie innig an sein Herz.
    „Alle tausend Teufeln!“ fluchte der Franz. „Wie kommst daher, verdammter Kerl!“
    Da schob der Fex das Mädchen lind von sich ab und wendete sich an den Burschen:
    „Bitte, bedienen Sie sich anderer Ausdrücke, sonst nehme ich Sie in einen Sprachunterricht, welcher sehr guten Erfolg haben soll, obgleich er außerordentlich kurz sein wird! Ich bin keineswegs gewöhnt, in solchen Worten mit mir sprechen zu lassen.“
    Diese Worte verfehlten ihren Eindruck nicht. Der Franz wußte, daß der Fex sich nicht vor ihm fürchtete. Er hatte zunächst im Augenblick der Überraschung nur dem Gesicht des jungen Musikers Aufmerksamkeit geschenkt; jetzt aber fiel sein Blick auf die Gestalt desselben. Der Fex machte in seiner gegenwärtigen Kleidung einen ganz anderen Eindruck als früher. Aus seiner Miene sprach und aus seinen Worten klang eine Sicherheit, welche imponierte.
    „Soll ich den Fexen etwa einen gnädigen Herrn nennen?“ höhnte der Franz, indem er versuchte, den Eindruck zu verbergen, welchen der Genannte auf ihn machte.
    „Das ist nicht nötig. Sie haben mich ebenso mit Sie anzureden, wie ich das mit Ihnen tue, und sich dabei derjenigen Höflichkeit zu befleißigen, welche ich von Ihnen verlangen kann und auch wirklich allen Ernstes verlange. Ihre Gegenwart ist hier, wie Sie bemerken werden, höchst überflüssig. Ich erwarte bestimmt, daß Sie sich sofort entfernen, verlange aber vorher die beiden Briefe zurück.“
    Der Franz hätte sich in Wirklichkeit am allerliebsten entfernt; aber er schämte sich doch, sich in dieser Weise fortweisen zu lassen. Und was die Briefe betraf, so betrachtete er sie als eine Errungenschaft, welche er auf keinen Fall wieder zurückgeben wollte.
    „Briefe?“ fragte er. „Was für Briefe sollen das wohl sein?“
    „Die, welche Sie hier von der Bank genommen haben.“
    „Davon weiß ich nix!“
    „Er hat es mir selbst gesagt und gestanden“, erklärte Paula dem Geliebten.
    „Das war nur ein Gespaß“, wendete der Franz ein. „Ich wollt sie foppen, und sie hat's glaubt.“
    „Lügen Sie nicht!“ antwortete der Fex. „Ich habe es gesehen, daß Sie sich hinter diesem Busch hervor nach der Bank geschlichen und die Briefe wegnahmen. Ich verlange sie zurück!“
    „So! Also auch sehen hat's der Fex! Nun so will ich's halt nimmer leugnen; aber heraus geb ich sie nicht!“
    „Und ich verlange sie! sie haben nicht das mindeste Recht, sich unserer Korrespondenz anzueignen.“
    „Die Korrespondenz! Was der Fex jetzund für ein vornehmer Herr worden ist! Er schreibt keine Briefen, sondern Korrespondenzen! Da muß man doch einen gewaltigen Respekten erhalten. Und stohlen soll ich sie haben? Diesen Ausdrucken muß ich mir verbitten. Ich bin auch nicht gewohnt, gradso wie der Fexen, daß man höflich mit mir redet. Ein Spitzbuben bin ich nicht.“
    „Ich weiß keinen andern Namen für einen Menschen, welcher sich das Eigentum anderer Leute ohne deren Erlaubnis heimlich aneignet. Sie sind ein Dieb!“
    „Oho! Lassen 'S das Wort weg, sonst werd ich zeigen, daß ich es nicht dulden kann! Die Paula ist meine Braut; ihr Vatern hat sie mir versprochen. Ich hab ein großes Recht, nachzuschauen, von wem sie etwa solche Liebesbriefen bekommt.“
    „Nun wohl“, lachte der Fex. „Ich hab keine Lust und auch keine Zeit, mit Ihnen darüber zu streiten, ob Sie dieses Recht besitzen. Jetzt nun haben Sie nachgeschaut; Sie wissen, von wem die Briefe sind; Sie haben dieselben sogar gelesen, und nun können sie Ihnen ja gar nichts mehr nützen. Sie werden also die Güte haben, sie uns zurückzugeben.“
    Er hatte das mit ironischer Höflichkeit gesagt.
    „Nein, ich geb sie nicht zurück; ich behalt sie“, erklärte der Franz.
    Da leuchtete der Blick des Fex' wie ein glühender Funken auf.
    „Und ich verlange sie, augenblicklich!“ sagte er.
    „Hol sie dir doch, Kerl“, höhnte der Fingerl-Franz. „Kannst gleich den Zahlaus erhalten für damals mit!“
    „Schön! Her damit!“
    Wie es so schnell kam, das konnte Paula gar nicht sagen; es ging so gedankenrasch, daß sie es sich gar nicht zu erklären vermochte; der Fingerl-Franz lag am Boden, von einem fürchterlichen Hieb wie ein Klotz niedergestreckt; er bewegte sich zunächst gar nicht, und da war auch schon die Hand des Fex in seiner Tasche und zog die beiden
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