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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
Autoren: Karl May
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gar mit einer solchen Sach abgeben? Das wirst nicht tun!“
    Da Ludwig seiner Mutter nichts davon gesagt hatte, daß er es wußte, daß man ihm einen solchen Brief in den Weg legen werde, so hatten ihre Worte, ihre Mienen, überhaupt ihr ganzes Verhalten den Ausdruck der Wahrheit. Er hatte berechnet, daß die Lauscher sich dadurch täuschen lassen würden.
    Und diese Berechnung trog ihn nicht, denn die beiden Slowaken kauerten in Wirklichkeit hinter einem der nächsten Büsche, um den ganzen Vorgang anzusehen und anzuhören.
    Sie hatten diesen Ort für denjenigen gehalten, welcher für ihr Vorhaben am allerbesten geeignet sei. Erstens konnten sie sich hier so verstecken, daß sie nicht gesehen wurden, dabei aber alles leicht zu beobachten vermochten. Und bei der Schmalheit des Pfades konnte Ludwig gar nicht vorübergehen, ohne den für ihn bestimmten Brief zu bemerken.
    Jetzt nun freuten sie sich über jedes Wort, welches sie hörten. Nach ihrer Ansicht war ihr Vorhaben vom besten Erfolg gekrönt. Ludwig ging auf die ihm gesteckte Leimrute. Er wollte den Brief abgeben.
    „Freilich werde ich es tun“, sagte er. „Ich bin sogar gezwungen dazu.“
    „Wer sollte dich zwingen?“
    „Mein Gewissen. Oder meinst du, daß ein braver Mann ein Verbrechen ausüben läßt, wann er dasselbige verhindern kann?“
    „Ja, die Schmuggelei ist freilich verboten, doch ein wirkliches Verbrechen ist sie wohl nicht.“
    „Sie ist verboten und wird streng bestraft, also ist sie auch ein Verbrechen, und so muß ich es zur Anzeig bringen.“
    „Bist aber doch kein Polizist oder gar ein Grenzbeamter.“
    „Aber ein Untertan bin ich, der seine Rechten und also auch seine Pflichten kennen muß. Ich bin ein Bayer. Soll ich es dulden, daß die Österreicher, von denen ich gar nix hab und die mich jetzunder sogar hinausstoßen haben, mit ihrer Schmuggeleien sich unser schönes bayrisches Geld derschwindeln! Nein, das darf ich nicht. Ich muß alsogleich zur nächsten Grenzstation, wo ich diesen Briefen abzugeben habe.“
    „Wird's aber auch was nützen?“
    „Allemalen! Es steht doch ganz deutlich hier, wann die Paschern kommen wollen und wo sie sich treffen werden.“
    „Vielleichten kommen sie gar nicht. Wir haben diesen Briefen hier mitten im Weg funden. Der Bote hat ihn verloren, und so ist er also gar nicht an denjenigen abgegeben worden, für den er bestimmt war.“
    „Das denkst, weilst's nicht verstehst. Schau mal her! Sind nicht zweierlei Schriften da?“
    „Ja, das sehe ich schon. Die eine ist mit Tinten und die andere mit Bleistiften. Wie mag das kommen?“
    „Das ist sehr einfach. Derjenige, der den Briefen schickt hat, der hat ihn mit Tinten schrieben. Und derjenige, der ihn empfangen hat, der hat mit Bleistiften eine Bemerkungen darauf macht. Also ist der Briefen doch sicher an den richtigen Adressaten kommen, und der Pascherzug wird heut abend jedenfalls vor sich gehen.“
    „Aber wannst die Anzeig machst, kannst doch nicht etwa vielleicht in Schaden kommen?“
    „Was denkst denn da! Wie soll es mir Schaden bereiten, wann ich meine Pflicht erfüll? Ein Lob werd ich erhalten und auch noch gar ein Geldl dazu.“
    „Ist das wahr?“
    „Ja. Derjenige, der dazu beihilft, daß ein Schmuggelzug abfaßt wird, erhält eine Prämie. Und die kann sehr groß sein, wann's wertvolle Waren sind, die abfaßt werden.“
    „So hab ich freilich nix dagegen, daßt diese Anzeigen unternimmst. Eine Pflicht derfüllen und auch noch ein Geldl dazu derhalten, das ist ja sehr gut. Besser kann man es ja gar nicht haben.“
    „Schau, wie das Geldl gleich einen großen Eindrucken auf dich macht! Ja, das Weibsvolk hat das Geldl lieb. Da lacht's gleich im ganzen Gesicht, wann's einen Talern oder ein Fünfmarkl derblickt. Aber komm weiter. Wir bleiben hier stehen und müssen doch eilen, damit ich denen Briefen recht bald abgeben kann.“
    Sie setzten ihren Weg fort.
    Sobald sie verschwunden waren, standen die beiden Slowaken vom Boden auf.
    „Prächtig!“ meinte Zerno. „Besser konnte es gar nicht gehen. Unsere Absicht ist so gut gelungen, wie sie nur gelingen konnte. Wenn nun auch der andere Brief in die richtigen Hände kommt, so gilt der Ludwig für einen Pascher und kommt unter Polizeiaufsicht.“
    „Das gönne ich ihm von ganzem Herzen. Wir kommen gut weg dabei. Der Verdacht wird auf ihn gelenkt. Wir werden weniger beobachtet, weil man nun sehr auf ihn merkt, und können unser Handwerk leichter treiben.“
    So erfreut wie sie über das
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