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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
Autoren: Karl May
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Teufel und möchte mir gern einen Tabak für meine Pfeifen kaufen.“
    „Wie viel brauchst?“
    „Einen Sechser.“
    „Den geb ich gern. Ich will dir sogar zwanzig Kreuzer schenken. Brenn ein Streichholz an, damit ich das Geld erkennen kann.“
    Der Wächter machte Feuer, und Ludwig suchte ihm zwanzig Kreuzer zusammen, welche er ihm schenkte. Dann schieden sie, beide herzlich zufrieden mit dem Erfolg der hochwichtigen Amtshandlung, welche der Bahnhofsnachtwächter vorgenommen hatte, obgleich nichts davon in seiner Instruktion stand.
    Jetzt nun erst konnte Ludwig vollständig mit seinen Erfolgen zufrieden sein. Es war ihm alles leichter und besser gelungen, als er es für möglich gehalten hatte. Er kehrte höchst befriedigt nach Slowitz zurück.
    Dort kam er durch die stets unverschlossene Hintertür in das Haus und schlich sich hinauf in seine Schlafstube. Er klopfte, und seine Mutter öffnete ihm.
    Sie hatte keinen Augenblick geschlafen, natürlich aus Sorge um ihn. Sie bat ihn, daß er ihr erzählen solle, was geschehen sei. Er sprach einige beruhigende Worte und erklärte, daß er ihr am Tag alles erzählen wolle; jetzt sei er müd und müsse schlafen.
    „Sage mir nur das eine, ob etwas Unglückliches geschehen ist!“ bat sie.
    „Was geschehen ist, ist kein Unglück“, antwortete er. „Es ist etwas Unangenehmes, kann aber für mich ein sehr glückliches Ende nehmen.“
    „Was ist's denn?“
    „Ich ziehe ab.“
    „Was! Du gehst aus dem Dienst?“
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Am Vormittag.“
    „Herrgott! Ist's wahr?“ fragte sie erschrocken.
    „Ja. Ich gehe mit dir heim.“
    „So schnell! Wie ist denn das gekommen? Hat er dich fortgejagt?“
    „Nein, sondern ich bin es, der den Dienst aufgesagt hat.“
    „Warum?“
    „Er traf mich bei Gisela im Garten und wurde grob. Da sagte ich ihm, daß ich morgen früh fortgehen werde.“
    „Und er willigte ein?“
    „Natürlich, denn er stand eben im Begriff, mich fortzujagen.“
    „Warum wurde er denn grob? Es war doch gar nichts Böses von dir, mit Gisela zu reden.“
    „O nein; es war im Gegenteil etwas sehr Gutes. Ihm aber gefiel es nicht. Denn eben als er kam, uns zu belauschen, sagten wir uns, daß – nun, rate einmal, was wir uns sagten, Mutter!“
    „Das kann ich nicht.“
    „Wir sagten uns, daß wir uns lieb hätten.“
    „Ist's wahr?“
    „Ja. Und daß wir uns heiraten werden.“
    „Die Gisela dich?“
    „Natürlich, und ich sie.“
    „Sie hat wirklich, wirklich gesagt, daß sie dich nehmen will?“
    „Sie hat gesagt, daß sie niemanden heiraten werde als nur mich.“
    „Den Heiligen sei Lob und Dank! Sie wird Wort halten, wie ich sie kenne.“
    „Heut sollte ihre Verlobung mit dem Osec sein. Nun kannst du dir denken, welch eine Szene es gab, als ihr Vater uns erwischte.“
    „Das glaube ich. Aber was soll nun werden?“
    „Ich ziehe ab, werde aber in kurzer Zeit wieder einziehen.“
    „Da könntest du dich in dem Kery-Bauern doch geirrt haben.“
    „Ich irre mich in ihm ebensowenig, wie ich mich in dir oder mir irren kann. Ich werde meinen Wiedereinzug in das Kery-Gut nicht als Knecht, sondern als Schwiegersohn halten.“
    „Bilde dir nicht zu viel ein!“
    „Ich bilde mir gar nichts ein. Wenn ich dir alles erzählt habe, wirst du mir recht geben.“
    „So erzähle doch!“
    „Jetzt nicht. Ich habe den Schlaf notwendig. Es ist bereits spät, und wer weiß, ob ich heut abend schlafen kann.“
    „Was hast du da vor?“
    „Verschiedenes, was du noch erfahren wirst. Jetzt aber wollen wir schweigen. Gute Nacht, liebe Mutter!“
    „Gute Nacht, Ludwig!“
    Nach wenigen Augenblicken schliefen beide. Ludwig war müde, und seine Mutter fühlte sich durch seine Worte so beruhigt, daß sie jetzt schnell den Schlaf fand, der sie vorhin gemieden hatte.
    Da sie erst so spät einschliefen, war es gar kein Wunder, daß sie auch erst spät erwachten. Ludwig ging sofort hinab, sich sein Dienstbuch zu erbitten, welches sich in der Aufbewahrung seines bisherigen Herrn befand.
    Der Bauer antwortete ihm kein Wort, setzte sich aber hin und schrieb. Als er fertig war und dem Knecht das Dienstbuch gab, las dieser nur die Worte:
    „Muß heut meinen Dienst verlassen.“
    Weiter stand nichts da. Ludwig legte ihm das Buch wieder hin und sagte:
    „Mit dieser Bemerkung bin ich nicht einverstanden.“
    „So! Warum nicht?“
    „Sie enthält eine Unwahrheit.“
    „Oho! Mußt du nicht heut aus dem Haus?“
    „Nein. Ich muß nicht, sondern ich gehe aus
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