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600 Stunden aus Edwards Leben

600 Stunden aus Edwards Leben

Titel: 600 Stunden aus Edwards Leben
Autoren: Craig Lancaster
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Lieblingsessen bleibt, auch wenn ich gesagt habe, ich hätte das Gefühl, es sei zu öder Routine geworden. Seit ich das gesagt habe, hat sich viel verändert.
    Ich werde es erneut mit ein paar Mikrowellen-Diätgerichten versuchen, aber ich denke, es ist in Ordnung, auch noch ein paar Tiefkühl-Fertiggerichte zu nehmen, weil ich die mag. Dasselbe gilt für Eiskrem und Pizza. Ich hole
Dreyer’s
Vanille-Eis und Salami-Pizza von
DiGiorno
, weil sie mir gut schmecken. Es ist okay, Dingezu holen, die man mag. Es bedeutet nicht, dass man Sklave seiner Rituale ist.
    Ich denke, Dr. Buckley würde mir zustimmen.

    »Ich glaube nicht, dass ich Sie hier schon mal so früh gesehen habe.« Die Frau hinter der Kasse spricht mit mir.
    »Wie bitte?«
    »Sie sind früh dran. Kommen Sie sonst nicht immer später am Tag?«
    »Ja. An Dienstagen. Diese Woche aber nicht.«
    »Vergessen?«
    »Nein. Ich bin bewusst nicht gegangen.«
    »Ja, einkaufen kann manchmal ganz schön stressig sein.« Sie zieht weiter meine Einkäufe über den elektronischen Strichcode-Leser.
    »Mein Vater ist gestorben. Das hat meinen Zeitplan irgendwie durcheinandergebracht.«
    Sie sieht mich bestürzt an. »Oh, das tut mir leid.«
    »Ist schon okay.«
    »Tja«, meint sie und hält die Eispackung hoch, »Eiskrem ist exzellentes Tröster-Essen.«
    »Ja.«
    Sie ist fertig mit dem Einlesen der Preise.
    »Okay, das macht vierundfünfzig Dollar und achtundsiebzig Cent«, verkündet sie.
    Ich ziehe meine Karte durch den elektronischen Kartenleser, tippe auf die Kreditoption und warte, dass der Beleg erscheint. Als er herauskommt, unterschreibe ich mit meinem Namen.
    »Vielen Dank. Es war nett, Sie zu sehen«, sagt die Frau an der Kasse. »Machen Sie’s gut.«
    Ich sage ihr Auf Wiedersehen.
    Während ich zum Cadillac zurückgehe, fällt mir ein, dass ich im Supermarkt noch nie ein Gespräch geführt habe. Es hat Spaß gemacht.

    Wie viel auch immer es bedeuten mag – und das ist sicher nicht viel, bis ich morgen die wahren Tatsachen überprüfen kann –, stimmt die Wettervorhersage des
Billings Herald-Gleaner
mir zu: Es soll heute kalt werden, mit einer Höchsttemperatur von zwei und einer Tiefsttemperatur von minus fünf Komma fünf Grad Celsius. Das sind zu diesem Zeitpunkt aber noch Vermutungen, und ich bevorzuge Tatsachen. Davon habe ich zwei: Die gestrige Höchsttemperatur betrug neun und die Tiefsttemperatur ein Grad. Ich notiere diese Zahlen in meinem Notizbuch, und meine Daten sind vollständig. Dann esse ich den Rest meiner Cornflakes, spüle das Fluoxetin mit Orangensaft hinunter, und mein Frühstück ist beendet.
    Mr Withers hat nicht erwähnt, was ich zu unserem Treffen anziehen soll, also gehe ich mit etwas Förmlichem auf Nummer sicher und wähle den Anzug von George Foreman und das Hemd mit den blauen Streifen. Dieselben Sachen habe ich bei meiner Verabredung mit Joy-Annette getragen, was mich vorübergehend nachdenklich macht. Aber ich kenne Mr Withers schon sehr lange und habe keine Angst, dass er mich abservieren wird, wie Joy-Annette es getan hat. Ich denke, das geht in Ordnung. Dass ich dieselben Sachen trage, ist reiner Zufall. Es hat nichts zu bedeuten.
    Ich gehe unter die Dusche. Ich muss mich beeilen, damit ich sauber und angezogen um Punkt 10:00 Uhr beim
Billings Herald-Gleaner
erscheinen kann.

    Die Frau am Empfang hat ein nettes, fröhliches Gesicht. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Zu Mr Withers, bitte.«
    »Werden Sie erwartet?«
    »Ja.«
    »Ihr Name?«
    »Edward Stanton.«
    Sie nimmt den Telefonhörer auf und tippt eine Nummer. »Hier ist ein Edward Stanton, der Sie sprechen möchte. Ja, okay.« Sie legt auf.
    »Er kommt gleich runter.«
    Ich sehe mich im Foyer des
Herald-Gleaner
um. Die Frau, mit der ich gesprochen habe, sitzt hinter einer hohen Glastrennwand, durch die ich Dutzende von Büroabteilen sehen kann, in denen Leute vor Computern sitzen und tippen oder Papiere bearbeiten. An der linken Wand, der Nordseite des Gebäudes, sind Büros mit Glaswänden. In der Mitte des großen Raumes hinter der Glastrennwand ist ein kleiner Tisch in einer Mulde, umgeben von etwas, das wie Bäume aussieht. Ich kann nicht erkennen, ob es echte Bäume sind. Sie sehen echt aus; einige Blätter wirken verwelkt. Ich weiß aber auch, dass die Hersteller sehr gut darin geworden sind, falsche Dinge wie echt aussehen zu lassen. Ich werde diesbezüglich Mr Withers fragen müssen.
    Hinter den Bäumen ist ein Raum mit Glaswänden an drei Seiten, einem großen
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