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51 - Mord auf Kregen

51 - Mord auf Kregen

Titel: 51 - Mord auf Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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daß er nicht das geringste Risiko eingehen konnte, um sich um Tralgans Leichnam zu kümmern. Die gewöhnliche Methode, um hingerichtete Verbrecher loszuwerden, blieb ihm verwehrt. Die Nazabni würde sonst äußerst unangenehme Fragen stellen, soviel stand fest.
    »Es gibt einen Geheimgang.« Der Pallan berührte die Lippen mit dem Taschentuch. »Du wirst schon sehen. Gehen wir.«
    Die Wächter nahmen sie in die Mitte, und sie stiegen in die Tiefe.
    Sie stiegen lange Zeit in die Tiefe.
    »Das Schloß ist alt, doch es wurde auf einem noch älteren Bauwerk errichtet. Es gibt keine Aufzeichnungen. Die Erbauer müssen ein Volk gewesen sein, das alt war, bevor Delia, die Muttergöttin, in Erscheinung trat.«
    Das, dachte Tralgan, muß vor verdammt langer Zeit gewesen sein.
    Schließlich kamen sie in einen Korridor aus grob behauenem Gestein. Eine Nische, die die von den Fristles gehaltenen Fackeln und die Lampe in ein unheimliches Licht tauchten, enthüllte eine ebenfalls aus Stein bestehende Falltür. Die Wächter zerrten an dem Bronzering, und die Platte hob sich mit einem Ächzen, das für Tralgans Geschmack viel zu unheimlich klang.
    Man ließ die Lampe an einem Seil in die Tiefe. Die Wächter brauchten einige Zeit, bis sie den Boden erreicht hatte. Sie blickten in die Tiefe. Es handelte sich um ein Verlies, ein kürbisförmiges Loch im Boden mit gemauerten Wänden. Der kleine Lichtkreis enthüllte herumliegende Knochen und einen undeutlichen Boden. Man ließ eine Strickleiter herab. »Dort hinab«, sagte Nath der Clis. »Du, Fenrio, kletterst hinunter. Nimm den Proviant mit und mach das Seil los.«
    »Quidang, Herr«, stieß einer der Wächter hervor, der einen Binsenkorb trug. Er kletterte gewandt in die Tiefe, und das losgebundene Seilende kam einen Augenblick später wieder herauf. Der Fristle erschien am Rand der Falltür, und der Pallan gab Tralgan ein Zeichen.
    Der junge Mann holte tief Luft. Wenn das der Weg war, der vor ihm lag, nun gut. Dann sollte es eben so sein, bei Vox! Er begab sich zur Leiter.
    Auf der zweiten Sprosse verharrte er, starrte in die Höhe und sagte: »Pallan, du weißt, daß ich den Richter und den Cadade nicht ermordet habe.«
    Nath der Clis machte eine unbestimmte Geste. Tralgan kletterte weiter.
    Er erreichte den Boden und stieg von der Leiter, die augenblicklich eingeholt wurde. »Soll ich allein weitergehen?« rief Tralgan in die Höhe.
    »Natürlich. Ich weiß, daß du die beiden nicht ermordet hast. Aber jetzt ist es zu spät.« Die Worte des Pallans hallten gespenstisch durch das Verlies. »Da hast du dein Begräbnis, wie ich es dir versprochen habe.« Mit dem ohrenbetäubenden Lärm der letzten Fanfare, die das Ende der Welt ankündigt, schlug die Falltür zu.
    Erst in diesem Augenblick erkannte Tralgan Vorner, daß er hereingelegt worden war.
    Die konturlosen grauen Wände des Verlieses schienen auf ihn einzustürzen. Das Licht der Lampe brachte Nitrat in ihren Ritzen zum Funkeln, in dunklen Bahnen rann Flüssigkeit hinab; er trat auf morsche Knochen, die mit der Endgültigkeit des Todes zerbarsten.
    Auf ihn wartete keine schnelle, saubere Hinrichtung. Er würde den Proviant verbrauchen, den man ihm auf so höhnische Weise überlassen hatte, die Lampe würde flackern und erlöschen, und Tralgan Vorner, der rechtmäßige Elten von Culvensax, würde den schrecklichen Tod des Verhungerns und Verdurstens sterben.
    In diesem Augenblick furchtbarer Erkenntnis war in seinem Bewußtsein nur noch Platz für Haß, ein abgrundtiefer und unbarmherziger Haß auf alle jene, die ihn in die Falle gelockt und verraten und ihn diesem Schicksal ausgeliefert hatten. Haß und der Gedanke an blindwütige Rache.

3
     
     
    Der Pfeil traf ins Ziel. Nun, bei Krun, das ist eine außerordentlich überflüssige Bemerkung! Natürlich traf der Pfeil ins Ziel. Seg Segutorio hatte ihn von der Sehne schnellen lassen, der beste Bogenschütze zweier Welten. Gelassen und überlegt suchte er den nächsten Pfeil aus, spannte ihn ein, zog die Sehne durch und ließ los; das alles in jenem wunderbar fließenden Rhythmus, dem Markenzeichen der Krieger von Erthyrdrin, den besten der vielen Bogenschützen aus Loh.
    Rollo der Läufer, dessen rotes lohisches Haar im Schein der Zwillingssonnen in Flammen zu stehen schien, schoß und traf sein Ziel. »Das sind drei weitere dieser Shints, die aus dem Weg sind.« Obwohl er schon lange nicht mehr der heißblütige junge Bursche von einst war und die Reife der Erfahrung ihre
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