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51 - Mord auf Kregen

51 - Mord auf Kregen

Titel: 51 - Mord auf Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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die die Wand aus Erde hatte einstürzen lassen. Opaz hatte ihn vor dem Ersticken errettet und davor, lebendig begraben zu werden. Er fühlte, wie sein Glaube erstarkte und seine Entschlossenheit sich festigte. Er wußte jetzt, daß sich seine Rache erfüllen würde.
    Der fahle Lichtschimmer vor ihm war ein weiterer Beweis für die schützende Hand Opaz'. Eingegrabene Feuerkristalle sorgten für ein unheimliches blasses Licht, das die Umgebung erhellte. Für Vorner lag ein süßes Versprechen in dem Licht.
    Als er sich von neuer Hoffnung aufgemuntert weiter in die Richtung begab, traf er auf Mauerwerk. Die Wände, bei deren Bau man auf Ziegelsteine verzichtet hatte, verströmten ein fast greifbares Alter. Hier, tief unter dem Palast, standen die Fundamente, die eigentlichen Wurzeln der Festung aus alter Zeit, die schon lange aufgegeben und vergessen waren. Welche Geschichten diese Steine hätten erzählen können!
    »Und ich werde doch noch dafür sorgen, daß dieser herzlose Schurke Lodermair zur Hölle fährt!« stieß Tralgan hervor und marschierte weiter. »Und der Rest der Verräterbande mit ihm!«
    Der Gedanke, sich an allen jenen zu rächen, die ihm Unrecht getan hatten, verhinderte, daß Tralgan Vorner den Verstand verlor, daß er in seiner Entschlossenheit nicht nachließ und stur weiterging. Er war müde, keine Frage, aber der Haß ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.
    Mit der Plötzlichkeit einer Naturkatastrophe wurden seine Hoffnungen hinweggefegt, so wie ein Wirbelsturm die zerbrechlichen Schilfhütten der Shalaam-Flußleute an ihrem Schlammdelta hinwegfegt. Er blieb stehen, mit offenem Mund, keuchend. Körperlicher Schmerz durchzuckte ihn.
    Eine ebenholzschwarze Tür versperrte den Korridor. Die schwarze Fläche war übersät mit eingemeißelten Bildern. In dem unheimlichen Licht – die Feuerkristalle verbreiteten nicht die übliche weiße Helligkeit, sondern einen nebelhaften grauen Schimmer – schienen die phantastischen Bestien und Ungeheuer zum Leben zu erwachen, als wollten sie ihn verspotten.
    Die Steintür blockierte den Korridor. Es gab weder Architrav noch Kapitelle. Das balassfarbene Hindernis reichte von Wand zu Wand und von der Decke bis zum Boden, und es verhinderte jedes Weiterkommen.
    Die in den Stein gehämmerten Worte, die einen Kreis schmückten, schimmerten eigenartig in dem unheimlichen Licht, und Tralgan konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie ihm unbeteiligte Verachtung entgegenschleuderten. Die Worte bildeten einen Fluch.
    Angesiedelt zwischen den dargestellten Ungeheuern und Dämonen, versprachen sie jedem, der den Versuch unternahm, sich jenseits des Portals zu begeben, ihn mit dem Bösen schlechthin zu strafen.
    »In eine Herrelldrinische Hölle mit eurem Fluch!« Tralgan warf sich gegen das schwarze Hindernis. Er strich mit steifen Fingern den Rand entlang, in dem Bemühen, eine Lücke, einen Schlitz, irgend etwas zu finden. Er tastete die wollüstigen Bildhauerarbeiten ab, auf der Suche nach einem vorstehenden Knopf, einem Hebel oder einem verborgenen Schalter, der die Tür öffnete.
    Er fand nichts.
    Daraufhin ließ ihn sein Willen im Stich, und er trommelte mit geballten Fäusten auf die Barriere ein, schrie und trat; dem Wahnsinn so nahe wie nur möglich, gelang es ihm dennoch, einen Rest seines eigentlichen Ichs zu bewahren.
    Schließlich brach er am Fuß der Tür zusammen, doch selbst in diesem Augenblick versuchte er noch immer, auf das Hindernis einzuschlagen.
    Wie lange diese erschöpfte Lähmung andauerte, vermochte er nicht zu sagen. Das unheilbeladene und oftmals grausame Blut der Vorners erkämpfte sich mit immer mächtigerem Pulsschlag den Weg durch seine Adern. Er hob den Kopf. Er war Tralgan Vorner. Er ließe sich nicht besiegen! Nein, bei Vox! Es mußte noch einen anderen Weg geben.
    Er riß sich zusammen, achtete nicht auf die Schmerzen in den Gliedern, den Durst, das Grollen im Bauch. Er stand auf. Dann drehte er sich um, ging in die entgegengesetzte Richtung und ließ die dreimal verdammte Tür hinter sich. Und wieder schenkte ihm die Hand Opaz', an die er nun inbrünstig glaubte, neue Zuversicht. Zwischen den Steinen der Wand fand er einen schmalen, schrägen Spalt. Er atmete so gleichmäßig und flach wie möglich, um zu verhindern, daß ihm der Staub in Mund und Nase drang, und zwängte sich hinein.
    Im metaphorischen Sinne hatte ihm Opaz' Hand vermutlich tatsächlich neuen Auftrieb verliehen; einen Schritt in den Mauerspalt, und er trat ins
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