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51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
Autoren: Karl May
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heute sehr guten Atem. Dieser Atem kommt dann an die Oberfläche der Erde und braust über dieselbe hin, den Sand bis zum Himmel wirbelnd und Quellen und Brunnen austrocknend oder verschüttend. Das ist der böse Smum, der giftige Wind der Wüste. Wenn er länger weht, tötet er alles, was er ergreift, Mensch und Tier, Baum und Halm. Dann bleichen die Skelette in der Wüste. Sieh, es zuckt bereits zum dritten Mal auf, und – Allah 'l Allah, dort reitet der neunmal gekreuzigte Teufel in der Wüste!“
    Der Sprecher deutete nach Norden. Im Schein der aufzuckenden Flamme war die Karawane des Suef zu sehen. Sie zeichnete sich einen Augenblick gegen den bläulichrot erleuchteten Horizont ab. Die Beni Abbas verneigten sich gegen Osten, wo die heilige Stadt Mekka mit der Kaaba liegt, und murmelten das Glaubensbekenntnis.
    „Allah il Allah, Mohammed Rassuhl Allah. Gott ist Gott, und Mohammed ist sein Prophet!“
    Der Arabadschi tat dasselbe. Aber er stammte aus Konstantinopel; er hatte, trotzdem er jung war, viel gesehen und viel gehört. Er war bei weitem nicht so abergläubisch wie diese geistig befangenen Söhne der Wüste und fragte daher:
    „Sollte das wirklich der Teufel sein?“
    „Ganz gewiß! Hast du ihn nicht gesehen?“
    „Nein.“
    „So bist du blind. Er hatte den Leib einer Schlange und besaß viele Beine, wohl an die fünfzehn oder zwanzig.“
    „Das waren Kamele!“
    „Kamele? Dein Unglaube ist groß. Allah möge dir verzeihen. Wie können Kamele dorthin? Sie werden nicht nach Norden gehen, sondern hier bei uns anhalten, um Wasser zu trinken und Datteln zu essen. Dieser neunmal gekreuzigte Teufel ging gerade von uns fort. Er ist über uns hinweg durch die Luft geflogen. Allah hat uns beschützt, weil wir gläubige Söhne des Propheten sind. Ihm sei Dank in alle – o Allah, Allah, Allah!“
    Der Wächter stieß diesen Ausruf aus, weil jetzt eine förmliche Feuergarbe vom nördlichen Horizonte aus gegen den Himmel stieg. Ihr Schein verflog nicht blitzschnell: er erhielt sich längerer Zeit am Himmel. Und da war denn die Karawane mit der vollsten Deutlichkeit zu erkennen.
    „Siehst du ihn, den Teufel?“ fragte der Beni Abbas. „Das sind Kamele und Reiter.“
    „Nein, sondern das ist ein Tier mit vielen Beinen. Es gibt sich aber die Gestalt von Kamelen, um uns hinaus und in das Verderben zu locken.“
    „Sie kommen von hier“, sagte Said. „Drei Reiter und ein Tachterwahn. Allah! Was hat das zu bedeuten?“
    „Daß die Hölle offen ist!“
    „Schweig! Diese Reiter kommen mir höchst verdächtig vor. Entweder kamen sie aus dem Süden und sind an uns vorübergeritten. Das ist sehr verdächtig. Oder –“
    „Oder sie kamen aus der Hölle; so ist es!“
    Aber Said ließ sich durch den Aberglauben des anderen nicht irremachen und fuhr fort:
    „Oder sie kamen von hier!“
    „Von hier? Hat die Sonne dir den Verstand verbrannt? Wohnt der Teufel hier bei uns? Ist hier die Pforte der Hölle?“
    „Es sind ja Menschen!“
    „Wenn es Menschen wären, die von hier kämen, so müßten es Beni Abbas von meinem Stamm sein! Aber wir werden uns hüten, das Lager zu verlassen. Zähle die Männer! Es wird keiner fehlen!“
    „Es sind Frauen dabei! Ein Tachterwahn! Allah, ich muß nach meiner Herrin sehen!“
    „Meinst du etwa, daß sie in diesem Tachterwahn sitzt? Wenn eine Frau drin sitzt, so ist es die Urtante von des Teufels Vettermuhme. Bleib hier bei uns! Deine Herrin schläft und träumt vom Paradies. Stör sie also nicht!“
    „Ich muß wissen, ob sie da ist!“
    Said eilte fort, nach der Ruine zu. Es war eigentlich ein abenteuerlicher Gedanke, daß seine Herrin jetzt da draußen in der Wüste reiten könne. Sie hatte ihm ja eine gute Nacht gewünscht und sich dann in das Schlafzimmer zurückgezogen. Er hatte das zweifellos gesehen; er wußte, daß sie dort lag; aber er fühlte trotzdem eine Beklemmung, die ihm den Atem zu rauben drohte, und folgte der Stimme seiner Ahnung.
    Bei der Ruine angekommen, sprang er die Stufen hinauf, eilte in den Gang und trat in den Raum, in dem er hatte schlafen wollen. Er hatte dort das brennende Licht stehen lassen. Es war nicht mehr da!
    Daraus mußte er schließen, daß eine von den Frauen aufgestanden war und das Licht geholt hatte. Wozu? Said trat hart an die Türöffnung und horchte.
    Da hörte er ein Geräusch, wie wenn jemand ängstlich durch die Nase Atem holt. Es klang, als sei die betreffende Person dem Ersticken nahe.
    „Herrin!“ sagte er.
    Er durfte
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