Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie

Titel: 51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
gehört hast du wohl mein Wort: Allah schütze uns! Wenn die Schems el Leila erscheint, so öffnet der Teufel die Pforten der Unterwelt, und in wenigen Stunden braust der giftige Smum durch die Wüste. Laßt uns eilen!“
    „Der Smum! O Allah! Wollen lieber bleiben!“
    „Hier? Bei den Feinden? Mit unseren Gefangenen? Bist du toll?“
    „Aber wir werden sterben!“
    „Nicht ein jeder Smum ist gefährlich. Vielleicht ist der Teufel heute bei guter Laune und läßt nur einen kleinen Teil des Windes aus der Hölle blasen. Jetzt haben wir das Lager hinter uns. Haltet euch fest! Ich lasse die Tiere jetzt so schnell laufen, wie sie nur können. Der Smum wird unsere Spur verwehen. Wir können ihn also willkommen heißen!“
    Smum ist dasjenige arabische Wort, das bei uns wie Samum ausgesprochen wird. Da ein jeder von diesem gefährlichen Wüstenwind gehört hat, so ist es nicht nötig, weitläufige Bemerkungen über ihn zu machen.
    Die fünf Tiere fielen nun in jenen ausgiebigen Kameltrott, in dem sie imstande sind, ohne Ruhe Strecken zurückzulegen, die nach vielen, vielen Meilen gemessen werden müssen. Nur die allerbesten Pferde vermögen es, mit einem solchen Eilkamel Schritt zu halten, aber auf die Dauer auch nicht.
    Es hatte allen Anschein, daß der Mädchenraub gelungen war. – – –
    Said, der treue Arabadschi, hatte allerdings bei seiner Herrin wachen wollen. Er hatte es sich vorgenommen, in dem vorderen Raum, in dem das Licht stand, die Nacht zuzubringen. Er war kein Langschläfer. Die Beni Abbas waren sehr zeitig zur Ruhe gegangen; er konnte noch nicht schlafen. Daß seine Herrin hier im Inneren der Ruine überfallen werden könnte, glaubte er nicht. So etwas war heute nur möglich gewesen, weil beim Nahen des Riesen sich keine einzige Person im Lager befunden hatte. Heute abend aber waren doch die Beni Abbas hier. Sie lagen in den Zelten rings um die Ruine. Letztere bot jedenfalls vollständige Sicherheit. Wenn irgendeine Gefahr drohte, so kam sie ganz gewiß von außen her. Darum verließ der Arabadschi die Ruine in der Absicht, zunächst um das Lager zu wandeln, um zu sehen, ob vielleicht etwas Verdächtiges zu bemerken sei.
    Er tat dies gerade in der Zeit, als der Suef mit dem Grafen und dem Pascha heranschlich. Leider aber befand er sich auf der nördlichen Seite, während sie von Süden kamen.
    Während es diesen gelang ganz unbemerkt die Ruine zu erreichen, patrouillierte er wohl zweimal um das Lager und begab sich dann nach der Stelle, wo die Beute aufgestapelt lag. Dort saßen einige Wächter, die sich dadurch munter zu erhalten suchten, daß sie sich gegenseitig ihre heutigen Heldentaten erzählten.
    Er wollte sich nur für einige kurze Minuten zu ihnen gesellen; aber ihre Erzählungen interessierten ihn; er mußte auch das Wort ergreifen, um von sich, von seiner Vergangenheit, von Stambul, der Stadt des Großherrn, zu berichten, und so kam es, daß er länger blieb, als er sich vorgenommen hatte.
    Eben erzählte er von Steinbach, dem berühmten Masr-Effendi, da zuckte der erste Strahl der Sonne der Nacht empor. Die Wächter sprangen erschrocken auf, und einer von ihnen rief, sich gegen Osten wendend:
    „Das Licht der Hölle! Allah behüte uns vor allen bösen Geistern und vor dem neunmal gekreuzigten Teufel! Allah ist Gott, und Mohammed ist sein Prophet!“
    „Das soll das Licht der Hölle sein?“ fragte Said. „Ich habe es noch niemals gesehen.“
    „Danke Allah, daß es noch nicht in deine Augen gekommen ist. Bist du einmal in der Hölle gewesen, Said?“
    „Nein. Wie könnte ich dort gewesen sein?“
    „Mit deinem Leib nicht, aber mit deinem Geist. Allah erlaubt zuweilen dem Menschen, zum Heil seiner Seele im Geist oder im Schlaf hinabzusteigen in die Dschehennah, wo die ewigen Feuer brennen. Hast du auch nicht gehört, wie tief die Hölle ist?“
    „Nein.“
    „Sie hat hunderttausend Stufen, und eine jede Stufe beträgt tausend Tagereisen. Das ist tief, sehr tief, so tief, daß das ewige Feuer, das dort brennt, zuweilen nicht ganz von dem Grund der Hölle bis herauf zur letzten Stufe reicht. Da sendet der Satan alle seine Teufel hinab auf den Grund, daß sie das Feuer anblasen sollen. Wenn sie da nun ein ganz klein wenig zu viel und zu hastig blasen, so schlägt das Feuer oben zur Hölle heraus, und die Flamme zuckt bis zum Himmel empor. Das heißt dann Schems el Leila, die Sonne der Nacht.“
    „Das war es vorhin?“
    „Ja. Schau, jetzt zuckt es schon wieder! Die Teufel haben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher