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50 - Schatten über Kregen

50 - Schatten über Kregen

Titel: 50 - Schatten über Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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losließ, krachte ich mit Wucht gegen das Holz. Der nächste Blitz zeigte mir, daß das Mädchen nur einen Schritt entfernt mit dem Rücken zu mir gewandt dastand, während sie sich mit wirbelnder Klinge dem Shank stellte.
    Der Fischkopf hatte seinen Dreizack verloren und schwang nun einen beidseitig geschliffenen Krummsäbel, eine häßliche Waffe. Der Thraxter der Jikai-Vuvushi, eine gerade Hieb- und Stichwaffe, glitt vom gegnerischen Stahl ab, und ich erkannte sofort, daß die doppelt geschliffene Klinge des Todes sie durchbohren würde. Ein Satz nach vorn, ein wilder Ruck meines Arms, der sich um eine schlanke Taille geschlungen hatte, und sie stolperte über das Deck und verschwand in der Dunkelheit.
    Der Shank stieß ein Zischen aus, das ich hören konnte; sein Angriff war so ungestüm gewesen, daß wir zusammenstießen und der Krummsäbel an meiner Seite vorbei ins Leere stach – zumindest glaubte ich dies in diesem Augenblick.
    Wir rangen miteinander. Das Schiff kippte zur Seite, und ineinander verschlungen gingen wir über Bord und stürzten in die feindliche See. Schwarze Wellen hüllten uns ein. Der Argenter verschwand. Wir kämpften auf dem menschenleeren Meer um unser Leben. Und genau in diesem gefahrvollen Augenblick – ich weiß nicht, ob es Wirklichkeit war oder ob es sich um eine fiebrige Wunschvorstellung meiner Einbildung handelte – hörte ich von irgendwoher eine schrille Stimme rufen: »Er ist ins Wasser gefallen!«

3
     
     
    Überall war nichts als Wasser, so schwarz wie der Mantel des Notor Zan. Wir sanken in die Tiefe. Das Wasser war nicht kalt; die Zwillingssonnen hatten es am Tag erwärmt. Trotzdem erwartete mich ein kaltes Ende, wenn ich nicht zwei Dinge bemerkenswert schnell tat.
    Da ich in der Lage bin, meinen Atem eine außerordentliche Zeit lang anzuhalten, konnte ich diese beiden Dinge erledigen und hatte dann noch immer genug Luft, um zur Oberfläche zurückzukehren.
    Ich mußte meine Rüstung loswerden, das war offensichtlich. Aber das kam nicht an erster Stelle, nein, bei Krun! Ich mußte diesen lästigen Shank abschütteln, der sich wie ein Blutegel an mir festklammerte. Er hatte den Säbel verloren und wollte mit der einen Hand den Dolch aus seinem Gürtel ziehen, während er mir mit der anderen die Gurgel zudrückte.
    Ich tat es ihm nach und legte ihm die Finger um den Hals. Er war ein verdammter Fischmann, richtig? Also sollte er auch wie ein Fisch schwimmen können. Ich drückte zu – und zwar mit der tiefen Entschlossenheit, ihn zu erwürgen, bevor er mich erwürgte.
    Wir kämpften beide mit strampelnden Beinen gegen das bewegungshemmende Meer an. Meine andere Hand schloß sich um sein Handgelenk und zwang den Dolch von dem beabsichtigen Ziel weg – meinem Leib.
    Makki-Grodno geisterte durch meine Gedanken. Narr! Dieses unerfreuliche Erlebnis mußte mich völlig durcheinandergebracht haben. Welch einen Schwachsinn glaubte ich hier zu erreichen? Ich, Dray Prescot, handelte wie der größte Onker aller Zeiten.
    Ich riß die Hand vom Hals des Shanks zurück und boxte ihn mit aller Kraft, die meine Muskeln aufbringen konnten, in den Magen.
    Er sollte nicht aufhören zu atmen! Nein, bei Krun, er sollte im Gegenteil soviel atmen, wie er nur wollte. Und zwar Wasser!
    Er zappelte wie ein an Land gestrandeter Fisch, was er in gewisser Weise ja auch war, und eine Kette aus Luftblasen sprudelte aus seinem Mund in die Höhe. Er wollte das häßliche Fischmaul wieder schließen, also versetzte ich ihm noch einen Schlag. Luftblasen schossen hervor und trudelten in die Höhe.
    Nun bin ich der festen Überzeugung, daß die Herren der Sterne mir die nützliche Fähigkeit verliehen haben, unter schlechten Lichtverhältnissen gut sehen zu können, da ich dies schon öfter beobachtet habe. Zuerst hatte ich das nicht so recht glauben wollen. Aber die Ereignisse hatten mich mehr oder weniger dazu gezwungen, es als Tatsache hinzunehmen.
    Wie dem auch sei, wir befanden uns hier unter Wasser, der Himmel über uns war mit schwarzen Sturmwolken verhüllt, trotzdem konnte ich genug erkennen, um seinen Dolch im Auge zu behalten und seinen Magen zu treffen. Ein Kribbeln rann meinen Körper entlang. Ich sah an mir hinab. Ich verspürte keinen Schock, sondern lediglich Verblüffung.
    Schmale Fäden aus Licht wanden sich um meinen Körper und knüpften ein Netz, dessen Stränge sich in ununterbrochener Bewegung befanden. Die Farbe der wogenden Fasern verstärkte noch den traumähnlichen Eindruck, den
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