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50 - Schatten über Kregen

50 - Schatten über Kregen

Titel: 50 - Schatten über Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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dieses Netz hinterließ; es war ein von Grüntönen durchzogenes kränkliches Blau. Das Kribbeln fühlte sich wie ein schwacher elektrischer Strom an, und dann breitete das Netz sich aus.
    Meine Finger umklammerten noch immer die Dolchhand des Shanks. Der Strom der Luftblasen aus seinem Fischmaul wurde dünner und versiegte schließlich. Er war offensichtlich erledigt. Selbst in diesem Augenblick übernatürlicher Bedrohung fühlte ich, wie mein Haß auf ihn schwand. Ich kann nicht behaupten, daß mich echtes Mitleid bewegte, aber ich glaube, jedes lebendige Wesen verspürt einen leichten Schmerz, wenn der Tod seine grausame Ernte einholt. Also keine aufrichtige Trauer um den Shank, sondern eine allgemeine Trauer, daß das Leben wieder einmal gegen den Tod verloren hat. Diese Empfindung beschäftigt mich immer sehr.
    Die sich windenden blaugrünen Fäden, die das Netz bildeten, weiteten sich zu einer Kugel aus; die einzelnen Stränge des Netzes waren nun weniger als eine Handbreit voneinander entfernt. Sie vermehrten sich mit rasender Geschwindigkeit.
    Die Fäden umhüllten meinen ausgestreckten Arm und die Hand, mit der ich noch immer das Handgelenk des Fischkopfes hielt. Sie schmiegten sich um mein Handgelenk, dann kamen die Knöchel an die Reihe und schließlich die Hand des Shanks. Ich verspürte nur das angenehme Kribbeln. Unwillkürlich hielt ich die Hand des Fischmanns weiter fest. Aber dann amputierten die züngelnden Lichtfäden sie oberhalb des Handgelenks so sauber wie mit einem Metzgerbeil. Die Netzkugel stieß die Leiche in die finsteren Meerestiefen, die das Gebilde aus Licht umgaben.
    Ich hing schwerelos genau in seiner Mitte. Das Kribbeln am ganzen Körper blieb bestehen, obwohl sich die flammenden Fäden von mir gelöst hatten, um die schützende Kugel zu formen. Ihr Durchmesser betrug etwa zehn Schritte. Sie war wasserfrei. Und ich wußte genau, daß ich unmöglich länger den Atem anhalten konnte.
    Falls das Innere dieser okkulten Sphäre kein Vakuum war – was durchaus nicht unvorstellbar war, bei Vox! –, mußte es Luft zum Atmen sein. Wie dem auch war, ob Vakuum oder nicht, ich mußte es wagen und den Mund öffnen.
    Ich tat es – und es war Luft! Süße, saubere, frische kregische Luft!
    Für jemanden, der das Glück hat, unter den Zwillingssonnen von Antares auf Kregen zu leben, sind magische Geheimnisse ein Teil des alltäglichen Lebens. Nun gut, das ist vielleicht etwas übertrieben, man begegnet nicht unbedingt jeden Tag einem Wunder. Aber, bei Vox, es ist nicht allzuweit von der Wahrheit entfernt! Und so atmete ich die Luft in tiefen Zügen dankbar ein.
    Diese unheimliche Erscheinung konnte das Werk vieler menschlicher Zauberer oder übernatürlicher Wesen sein. Zu meiner Überraschung ertappte ich mich jedoch dabei, daß sich meine Neugier in Grenzen hielt, obwohl ich mich natürlich schon fragte, ob diese Kugel wohl von den Herren der Sterne erzeugt wurde.
    Nun, was geschehen sollte, würde auch geschehen. Selah!
    Es waren die Herren der Sterne gewesen, die mich von der Erde, dem vierhundert Lichtjahre entfernt liegenden Planeten meiner Geburt, nach Kregen geholt hatten und mich kreuz und quer durch die Welt hetzten, damit ich ihre Aufträge erledigte. Vielleicht hielten sie mich für nützlicher, als ich es tatsächlich gewesen war; ich gab mich keinesfalls der Illusion hin, sie würden sich größere Sorgen um meine Haut machen als früher.
    Vor allem zwei Dinge beschäftigten mich.
    Erstens: Ich brauchte eine ordentliche kregische Mahlzeit.
    Zweitens: Ich brauchte einen guten kregischen Tropfen, um meinen Durst zu stillen.
    Als ich nüchtern darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluß, daß beide Bedürfnisse keineswegs selbstsüchtig waren. Auf Kregen sind sechs oder acht regelmäßige Mahlzeiten die Norm. Derjenige – oder die unheimliche Macht, bei Zair –, der mir auf diese Weise das Leben gerettet hatte, mußte sich darüber im klaren sein, daß ich etwas zu essen brauchte.
    Das erinnerte mich an meine Kameraden, die dort oben im blutigen Kampf gegen Katakis und Shanks standen, und ich machte mir Sorgen über ihr Schicksal. Bei jedem Kampf an der Seite meiner Gefährten zittere ich um ihre Sicherheit. Erst recht dann, wenn ich weiß, daß sie ohne mich kämpfen, denn dann verstärkt sich die Sorge um ihr Wohlergehen um das Tausendfache.
    Alle diese bruchstückhaften Gedanken machten mich wütend, denn sie waren völlig nutzlos. Bei dem läuseverseuchten Haar und dem
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