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50 Rituale für das Leben

Titel: 50 Rituale für das Leben
Autoren: Anselm Gruen
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mitspricht.

    Das Gebet sollte immer auch Berührung vermitteln. Ein gutes Ritual ist es daher auch, wenn der Vater oder die Mutter am Schluss des Gebetes dem Kind die Hand auf den Kopf legt und es für die Nacht segnet. Eine Frau erzählte mir, sie spüre heute noch die schwere und warme Hand ihres Vaters auf ihrem Kopf, die er ihr beim Abendsegen immer aufgelegt hat.Unabhängig von der Familie sollten wir selbst darauf achten, wie wir zu Bett gehen, ob wir einfach nur müde ins Bett fallen oder diese letzten Augenblicke am Tag bewusst vollziehen.

    Setz dir eine feste Zeit, zu der du ins Bett gehen willst.

    Manche kommen abends einfach nicht ins Bett. Sie meinen, sie müssten noch dies und jenes erledigen. Oder sie setzen sich vor den Fernseher, weil sie zu müde sind, etwas Sinnvolles zu tun. Und dann bleiben sie länger sitzen, als ihnen guttut. Am nächsten Tag ärgern sie sich darüber, dass sie wieder einmal ihre Zeit vergeudet haben. Es ist gut, eine feste Zeit zu haben, zu der man schlafen geht.
Es geht nicht darum, sich in einen Zeitplan einzuzwängen.
Es geht darum, durch eine kluge Tagesordnung Freiräume zu schaffen, in denen man die Zeit genießen oder wirklich das tun kann, was einem Freude macht.
Zieh dich am Abend langsam aus. Es ist ein Ritual des Übergangs.
Du wirst sehen, wie das Ablegen der Kleider zum Symbol für das Ablegen des Tages mit seiner Mühe werden kann.
Lass dir Zeit zum Waschen oder Duschen.
Lass dabei all den Schmutz des vergangenen Tages abfließen.
Und dann leg dich bewusst ins Bett.
Lass dich in Gottes gute Hände fallen.
Genieße es, dich ins Bett zu kuscheln.
Erlebe es ganz bewusst,
wie geborgen du bist im warmen Bett.
Auch das wird zum Symbol dafür,
dass Gottes zärtliche Hände dich bergen.
ZWEITER TEIL 15–38
Das Jahr erleben
    N icht nur der Tag hat seinen Rhythmus, sondern auch das Jahr. Die Natur hält uns diesen
     Rhythmus vor Augen und lässt ihn uns auch spüren und erleben: Frühling, Sommer, Herbst und Winter erleben wir jeweils anders.
    Die Jahreszeit wirkt auch in unsere Seele hinein. Es tut uns gut, uns auf den Rhythmus des Jahres und die verschiedenen Qualitäten der Jahreszeiten
     einzulassen. Rituale sind ein guter Weg, uns auf diesen inneren natürlichen Rhythmus unserer Seele einzuschwingen.
    Seit jeher haben die Menschen das Jahr mit Ritualen gefeiert. Sie haben den Beginn des Frühlings, des Sommers, des Herbstes und des Winters durch
     Rituale gestaltet. Man spricht von Übergangsritualen. Sie beziehen sich nicht nur auf die Übergänge des Lebens wie Geburt, Erwachsenwerden und Sterben,
     sondern auch auf die Übergänge, die uns jährlich die Jahreszeiten bescheren.
    Auch solche Übergänge wollen bewältigt und gestaltet werden, damit die jeweiligen Jahreszeiten eine fruchtbare Zeit auch für Leib und Seele werden:
     damit wir also im Herbst lernen, Altes zu lassen, im Winter nach innen gehen, im Frühling dem Neuen in uns Raum geben und im Sommer das aufblühen lassen,
     was an Leben in uns steckt.
    Die Kirche hat in der Ausprägung des kirchlichen Jahreskreises den Rhythmus der Jahreszeiten aufgegriffen. Sie hat die alten heidnischen Feste an den
     Übergängen gleichsam «getauft» und so mit neuem Bedeutungsgehalt gefüllt. Dabei hat sie den natürlichen Rhythmus des Jahres mit dem Heilsjahr verbunden,
     das Lukas uns in seinem Evangelium als das Jahr des Wirkens Jesu schildert. Lukas stellt sich vor, dass das Heilsjahr, das in Jesus Christus in dieser
     Welt erfahrbar wurde, in der Liturgie des Kirchenjahres immer wiedergegenwärtig wird, damit das Heilende des Wirkens Jesu sich mehr und
     mehr in unsere Welt und in unsere Geschichte einprägt. Die Kirche hat die wichtigsten Feste, in denen sie des Heilsgeschehens gedenkt, mit den
     Jahreszeiten verbunden.
    Weihnachten feiert sie am dunkelsten Tag des Jahres. Sie greift das römische Fest des «Sol invictus», des «unbesiegbaren Sonnengottes», auf, um zu
     bekennen, dass in Christus die wahre Sonne aufgeht und unsere Dunkelheit vertreibt.
    Sie feiert zu Beginn des Frühlings Ostern als das Fest der Auferstehung. Das Leben siegt über den Tod.
    Sie feiert zu Beginn des Sommers das Fest Johannes’ des Täufers, der auf Christus hinweist und bekennt, dass er abnehmen muss, damit Christus wachsen
     kann. Es geht um ein inneres Wachsen, das uns der Sommer äußerlich vor Augen hält.
    Den Beginn des Herbstes feiert die Kirche einmal mit dem Erntedankfest. Sie begeht ihn aber auch mit dem
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