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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)
Autoren: e-book LYX
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war nicht so, dass sie sich nicht daran erinnerte, doch sie wagte nicht, Enid zu gestehen, dass sie einem Fremden ihr Herz ausgeschüttet hatte. Es war verrückt, das wusste sie selbst, doch es hatte sich richtig angefühlt. Sie hatte ihm von ihrer Angst erzählen können, sich nie wieder an ihre Kindheit und Jugend zu erinnern, daran, wer sie wirklich war. Die Angst war nicht mehr so stark gewesen, als sie ihn dabei angesehen und er ihr versichert hatte, dass er glaubte, es werde alles gut werden.
    »Dann sollten wir dafür sorgen, dass ihr euch bald wiederseht, oder?« Enid lachte und gab Corrie einen Kuss auf die Wange. »Du wirst rot, und deine Augen leuchten. Das ist die einzige Antwort, die ich brauche.«
    »Unsinn!«, beharrte Corrie und wand sich nun aus der Umarmung ihrer Freundin. »Du tust ja gerade so, als sei ich verliebt. Ich habe ihn gerade eben erst kennengelernt.«
    »Corrie, du bist verliebt, ob du es glauben willst oder nicht. Vertrau mir, ich erkenne das.«
    Corrie sah ihre Freundin mit hochgezogenen Brauen an, während sie sich daran machte, ihr beim Aufräumen zu helfen.
    »Ach, wirklich? Wer bitte schön hat dich denn zur Expertin in Liebesangelegenheiten ernannt?«
    Enid grinste sie verschmitzt an und legte den Zeigefinger auf die Lippen. Sie sah sich einmal im Wohnzimmer um, als wolle sie verhindern, dass sie belauscht würden.
    »Die Götter selbst«, flüsterte sie schließlich und zwinkerte Corrie zu, die daraufhin nur mit den Augen rollte.
    ***
    »Da ist doch nichts dabei, wieso machst du es dir denn so schwer?«
    Das Mädchen beobachtete seine Mutter, wie diese die Samenkörner in die Erde steckte. Im Nu reckten die ersten Pflänzchen ihre Knospen durch die Erde und öffneten ihre Blätter. Doch damit hörten sie noch lange nicht auf. Sie wuchsen und wuchsen, streckten sich der Sonne entgegen, um noch größer und schöner zu werden.
    »Nun mach es mir nach, Kore«, forderte die Mutter, und das kleine Mädchen griff mit seiner Hand in den Beutel voller Samenkörner und steckte jedes für sich in die Erde.
    Es hielt den Atem an, während es darauf wartete, was passierte. Langsam bröckelte die Erde, die es über den Samenkörnern aufgehäuft hatte, und die ersten Blumenknospen riskierten ihren Weg ans Sonnenlicht. Das Mädchen wagte jedoch noch nicht, wieder auszuatmen. Nicht ehe die Blumen weiterwuchsen, wie die seiner Mutter es taten.
    Diese seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe einfach nicht, was du falsch machst.«
    Das Mädchen ließ seine Schultern hängen und blickte durch einen Tränenschleier auf die Erde herab. Wenn seine Mutter es nicht wusste, wie sollte es selbst es dann tun?
    »Du musst einfach mehr üben, hörst du?«
    Schweigend nickte es und wartete, bis sich die Schritte der Mutter entfernt hatten, ehe es es wagte, den Blick wieder zu heben. Es wischte sich mit den Armen übers Gesicht, um keine Erde in die Augen zu bekommen.
    »Wieso seid ihr so gemein zu mir?«, fragte es die Blumen. Doch diese gaben keine Antwort. Das Mädchen schwor sich, jeden Tag zu üben. Eines Tages würde es seiner Mutter beweisen, dass es es auch konnte. Genauso gut wie sie.
    Corrie erwachte spät an diesem Tag. Für einen Moment lag sie im Bett und dachte über ihren Traum nach. War es so einmal gewesen? Nein, sicher nicht. Kein Mensch konnte Pflanzen so schnell zum Wachsen bringen, selbst ihre Mutter nicht. Aber die Botschaft dahinter, ja … Allein wenn sie sich an die letzten Monate erinnerte, dann konnte sie gut glauben, dass dies eine Erinnerung aus ihrer Kindheit gewesen war. Auch heute noch versuchte ihre Mutter ständig, sie zur Gartenarbeit zu animieren. Demi hatte nicht nur einen grünen Daumen, nein, Corries Mutter schien ganze grüne Hände zu haben.
    Mit einem Stöhnen warf sie schließlich die Decke von sich und stand auf. Bevor sie sich ins Bad begab, griff sie noch in die Nachttischschublade, um die Kette herauszuholen und umzulegen.
    Mit müden Schritten ging sie über den Flur. Der Traum hatte ihre Hochstimmung vom Abend vorher gedrückt. Vielleicht war es aber auch besser so, überlegte sie, als ihre Gedanken zu Aides wanderten.
    »Mein Leben ist wohl noch nicht kompliziert genug, was?«, fragte sie ihr Spiegelbild, doch dieses hatte darauf auch keine Antwort.
    Eine halbe Stunde später saß sie in der Küche und knabberte an einer trockenen Scheibe Toast. Die Tür zum Garten öffnete sich, und ihre Mutter trat mit einem Blumenstrauß in den Armen ins Haus. Sie
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