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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)
Autoren: e-book LYX
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malen.
    Erst das unablässige Klingeln des Telefons brachte sie dazu, die Wärme und Geborgenheit ihres Bettes zu verlassen. Als sie in den Flur kam, sah sie durch die offene Küchentür, dass ihre Mutter noch immer im Garten arbeitete. Sie hob ab und konnte noch nicht einmal ihren Namen nennen, ehe Enid sie schon überfiel.
    »Du und ich. Shoppen. Morgen. Was hältst du davon?«
    Corrie nahm das Telefon mit ins Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa fallen.
    »Was hättest du getan, wenn meine Mutter ans Telefon gegangen wäre? Sie zum Shopping eingeladen?«
    »Deine Mutter ist bei so einem Wetter garantiert in der Nähe von Erde und Pflanzen anzutreffen«, entgegnete Enid gelassen, und Corrie hörte sie mit den Fingernägeln auf irgendetwas herumklimpern, während sie auf ihre Antwort wartete. »Also? Was ist jetzt? Kommst du mit?«
    Corrie lachte und schüttelte den Kopf. Sie konnte sich geradezu vorstellen, wie Enid von einem Bein aufs andere hüpfte.
    »Gut, ich komme mit«, erlöste sie ihre Freundin schließlich.
    »Prima, ich hol dich um kurz nach elf ab.«
    ***
    Persephone lehnte sich an Hades, als sie gemeinsam durch Elysion spazierten. Seine Hand ruhte auf ihrer Hüfte, als fürchte er, dass sie ihm entgleiten könnte.
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und unterdrückte ein Lächeln. Nein, Hades würde nie zugeben, vor irgendetwas Angst zu haben. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, was dieses Gefühl überhaupt war.
    »Was amüsiert dich so?«
    Persephone schüttelte leicht den Kopf und schmiegte ihn erneut an Hades’ Brust.
    »Nichts.«
    Auch wenn er darauf nichts erwiderte, so spürte sie doch seinen Blick auf ihrem Kopf und sah ihn schließlich an.
    »Ich habe mich nur gerade gefragt, ob du überhaupt weißt, wie sich Angst anfühlt.« Sie rechnete damit, ihn lachen zu hören oder sein Grinsen zu sehen, bei dem er nur einen Mundwinkel nach oben zog.
    Stattdessen blieb Hades stehen. Seine Stirn legte sich in Falten, und er führte seine Hand von ihrer Hüfte zu ihrem Gesicht. Persephone lehnte sich in die Berührung. Sie beobachtete, wie sein Ausdruck sich verdüsterte.
    »Wenn du mir diese Frage früher gestellt hättest, hätte ich sie verneint.«
    »Und jetzt?«, fragte sie leise.
    »Jetzt habe ich dich.«
    Persephone runzelte die Stirn und lehnte ihren Kopf zur Seite. »Was habe ich damit zu tun, ob du Angst kennst oder nicht?«
    »Ich fürchte jeden Tag, dich zu verlieren«, gestand er und strich ihr noch einmal mit den Knöcheln seiner Hand über die Wange, ehe er weiterging.
    Persephone stand einen Moment schweigend da und starrte ihm mit offenem Mund hinterher. Ihr Herz schlug schneller, als sie versuchte, ihre Gefühle zu ordnen. Schließlich lief sie ihm nach und schlang die Arme um seine Mitte.
    »Ich werde dich nie verlassen«, versprach sie an seinem Rücken und drückte ihn so fest an sich, wie es ihr möglich war.
    Vorsichtig griff Hades nach ihren Händen und löste sich aus ihrer Umklammerung. Er zog sie vor sich und sah sie eindringlich an.
    »Wie lange wird es dauern, ehe du die Oberwelt vermisst? Die Sonne, die Blumen? Kannst du wirklich auf all das verzichten?«
    Persephone zog seine Hände zu ihrem Gesicht und küsste sie.
    »Mein Herz ist hier. Wie sollte ich in der Oberwelt ohne es leben können?«, entgegnete sie und sah sich um.
    »Es ist so hell hier, als kämen Helios’ Strahlen durch die Felsen und Erde hindurch. Elysion ist von Blumen übersät, und selbst der Asphodeliengrund wird durch die Blume der Toten jeden Tag belebt. Nein, ich vermisse nichts.«
    Hades schloss für einen Moment seine Augen und zog Persephone an sich, als wagte er kaum zu hoffen, dass ihre Worte der Wahrheit entsprachen. Schweigend hielt er sie für einen Moment an sich gedrückt, ehe er sie wieder losließ und ihre Hand ergriff, um ihren Spaziergang fortzusetzen.
    Die Schatten, die Elysion bewohnten, ignorierten sie, als sie sie passierten, geradeso, als könnten sie die beiden Götter nicht sehen. Nur ein kleines Mädchen sah zu ihnen auf, als sie an ihm vorbeigingen. Seine Augen waren voller Tränen.
    Persephone kniete vor dem Mädchen nieder und strich ihm durchs helle Haar.
    »Warum weinst du denn?«
    Das Mädchen zog die Nase hoch und schluckte, während es den Kopf nach rechts wandte.
    »Siehst du den Granatapfelbaum? Er blüht nicht mehr. Er ist tot. Genauso tot wie ich. Dabei konnte ich mir dort jeden Tag einen Granatapfel pflücken.«
    Persephones Blick folgte ebenso wie Hades’ dem des
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