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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)
Autoren: e-book LYX
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ergriff. Um dem Nebel in dieser Nacht keine Chance zu geben, suchte Corrie mit der rechten Hand nach ihrer Nachttischlampe und knipste sie an. Wenn es hell war, würde sie sicher besser wach bleiben. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass es kurz nach vier war. In zwei Stunden könnte sie aufstehen, ohne ihre Mutter zu beunruhigen. So lange würde sie einfach in ihrem Bett sitzen und auf den nächsten Tag warten.
    ***
    »Ich bin die Warterei endgültig leid!« Hades ignorierte Ares, der sich ihm in den Weg stellte, als er den Olymp betrat. Er ließ den Kriegsgott stehen und ging geradewegs auf Zeus zu.
    »Wo ist sie?«
    Zeus holte tief Luft und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Doch ehe er etwas sagen konnte, schüttelte Hades den Kopf.
    »Ich will keine Ausreden hören. Mich interessiert nur die Wahrheit. Wo ist meine Frau?« Das Schweigen, das ihn getroffen hatte, hatte ihn fast zum Aufschreien gebracht. Seit fünf Monaten kam er täglich auf den Olymp und verlangte von seinem Bruder zu wissen, wo Persephone war. Die Antwort, die er erhielt, war stets die gleiche: Demeter und Persephone waren seit dem Tag, an dem die junge Göttin in die Unterwelt hätte zurückkehren sollen, verschwunden. Keiner wusste, wo sie sich aufhielten.
    Als Zeus ihm dies zum ersten Mal gesagt hatte, hatte Hades nicht gewusst, was mit ihm geschah. Ein nie gekanntes Gefühl hatte von ihm Besitz ergriffen und sein Herz kraftvoll zugeschnürt. Nur langsam war ihm klar geworden, dass es Angst war, die er spürte. Angst um Persephones Wohlergehen.
    Er wusste um das Geflüster der anderen Götter, dass Persephone geflohen sei, um nicht zu ihm zurückzukehren. Er kannte die Gedanken seiner Familie, doch er wusste auch, dass sie sich irrten. Sollten sie glauben, was sie wollten. Er wusste, dass Persephone ihn nicht freiwillig verlassen hatte.
    »Hol sie endlich zurück!«, verlangte er nun zum wiederholten Male von Zeus, doch dieser schüttelte nur den Kopf.
    »Du weißt, dass ich das nicht kann. Mein Versprechen an Demeter bindet mich, genauso wie das deine dich bindet.«
    »Demeter.« Hades schaffte es nicht einmal mehr, ihren Namen ohne ein Grollen über die Lippen zu bringen. Einst hatte er gehofft, sie würde akzeptieren, dass Persephone nicht länger ein Teil ihrer Welt war, doch er hatte sich geirrt. Er hätte es besser wissen und nicht versprechen sollen, seine Frau nicht noch einmal zu entführen . Doch er hatte auch nie geglaubt, dass dies nötig sein würde. Zeus’ Wort band Persephone, ein halbes Jahr bei ihrer Mutter zu verbringen, ehe sie zu ihm zurückkehren konnte. Keiner von ihnen hatte je geglaubt, dass Demeter sich über diese Entscheidung hinwegsetzen würde. Hades schalt sich selbst einen Narren. Doch daran ließ sich nun nichts mehr ändern. Woran sich jedoch sehr wohl etwas ändern ließ, war die Tatsache, dass seine Frau nicht dort war, wo sie sein sollte: an seiner Seite. Wenn sein jüngerer Bruder, der selbst ernannte Göttervater , nicht dazu in der Lage war, sie zu finden, musste er es eben selbst tun.
    »Demeter hält sich nicht an die Abmachung. Wieso tust du es dann?«
    »Es tut mir leid, Bruder, aber meine Hände sind gebunden.«
    »Du bist jämmerlich!«, warf Hades ihm vor, ehe er sich umdrehte und ohne ein weiteres Wort des Abschieds den Olymp verließ.
    ***
    Hades zog sich auf dem kürzesten Weg in die Unterwelt zurück. Auch wenn sein Reich in Persephones Abwesenheit noch einsamer auf ihn wirkte, so war seine Vertrautheit doch angenehmer als der Olymp oder die Welt der Menschen. Zumindest konnte er hier seiner schlechten Laune freien Lauf lassen.
    »Verzeiht, wenn ich störe … «
    Hades drehte sich mit einem Knurren um und sah sich Hypnos, dem Gott des Schlafes, gegenüber. Stirnrunzelnd sah er ihn an.
    »Was gibt es?«
    »Es ist mir zu Ohren gekommen, dass die Herrin der Unterwelt nicht dort ist, wo sie sich derzeit aufhalten sollte. Daher wollte ich Euch meine Hilfe anbieten.«
    Hilfe . Kein Wort, das Götter leichtfertig in den Mund nahmen. Hades’ Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen, und er sah, wie der Gott des Schlafes dagegen ankämpfte, einen ängstlichen Schritt zurückzutreten.
    »Welchen Preis, denkst du, würde ich für deine Hilfe zahlen?«
    Hypnos sah den Gott des Totenreichs mit weit aufgerissenen Augen an und schüttelte den Kopf.
    »Nichts, Hades, absolut gar nichts.«
    Ein Rumoren erschütterte die Erde dort, wo die beiden Götter standen. Mit einem Seufzen ließ
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