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5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm

5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm

Titel: 5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
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ihn gegen das Geländer.
    Richard erwischte ihn noch rechtzeitig und zog ihn mit Georgs Hilfe in den Leuchtturm. Alle waren leichenblaß. »Das war knapp!« pustete Georg. Sie zitterte noch am ganzen Körper. »Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn wir wieder auf die Galerie hinausgehen. Vielleicht sollten wir das mit der Glocke lieber lassen.«
    »Ich schlage vor, wir gehen erst mal hinunter und trinken heißen Tee«, sagte Julius, dankbar, daß er mit dem Schreck davongekommen war. Auf unsicheren Beinen stelzte er die Wendeltreppe hinab. Wie seltsam! Angst hatte Julius bisher nicht gekannt, und es war eine neue Erfahrung für ihn, daß einem dabei die Knie einzuknicken drohten.
    Bei heißem Tee und Keksen gewannen sie jedoch allmählich ihre Ruhe wieder.
    »Ich wollte, es würde Nacht, damit wir sehen könnten, wie hell das Licht der Lampe ist«, meinte Richard. »Heute wird es früh dunkel.«
    So war es auch. Es war bald so dunkel, daß das Licht der Lampe wie ein kostbares Juwel eine gelbe, leuchtende Bahn in die Nacht hinausfunkelte.
    Und durch das Tosen des Meeres schallte ein lautes Bim-bam, als Julius, von Richard fest umklammert, die Glocke auf der Galerie anschlug.

XXII
Und wieder geht ein Abenteuer zu Ende
     
    Im Dorf zogen die Leute an diesem Abend die Vorhänge zu und ruhten sich am prasselnden Feuer behaglich in ihren Sesseln aus, wo Wind und Regen ihnen nichts anhaben konnten.
    Auch neben Jeremias Boonsen knisterte ein Feuer. Er war gerade dabei, sich eine Pfeife anzuzünden, als ein seltsamer Klang ihn innehalten und verwundert aufhorchen ließ.
    Buuuummmm! Buuuummmm!
    »Eine Glocke! Eine Glocke, die ich seit fast vierzig Jahren nicht gehört habe!« sprach Jeremias zu sich selbst und stand, ungläubig den Kopf schüttelnd, auf. »Nein - es kann doch nicht die Leuchtturmglocke sein, sie ist ja seit so vielen, vielen Jahren stumm.«
    Buuuummmm!
    Jeremias stapfte zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Er blickte hinaus - und glaubte, ein Trugbild zu sehen!
    »Millie! Komm und sieh her!« schrie er. »Die Lampe im Leuchtturm brennt. Millie! Wo ist denn zum Kuckuck diese Enkelin wieder? Millie!«
    »Was ist los, Großvater?« fragte ein molliges junges Mädchen, als es pustend gerannt kam.
    »Sieh mal, Millie - habe ich recht, das ist doch das Licht vom Leuchtturm?« fragte Jeremias.
    »Ja - von dort oben, hoch über den Teufelsfelsen, kommt ein heller Schein«, bestätigte Millie. »Aber das Licht vom Leuchtturm habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Was ist das für ein Bim-bam, Großvater — wie eine wundervolle große Glocke?«
    »Das ist die alte Glocke im Leuchtturm«, erklärte Jeremias. »Es kann kein Irrtum sein. Wie oft habe ich in alten Tagen ihren Warnruf gehört! Doch nein, Millie, es muß doch eine Täuschung sein. Sie hängt ja nicht mehr dort. Und die Lampe brennt nicht mehr. Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich weiß nicht, Großvater«, flüsterte Millie ängstlich. »Meines Wissens steht der Leuchtturm leer.«
    Da sauste plötzlich die Hand des alten Jeremias auf das Fensterbrett nieder. »Er steht nicht leer — drei Jungen und zwei Mädchen wohnen dort und ein Affe und ein Hund.«
    »So, nun ja«, meinte Millie. »Und weshalb sind sie dort? Haben sie die Lampe angezündet und die Glocke geläutet? Hör nur, sie tönt schon wieder - sie weckt ja alle Kinder im Dorf auf.«
    Millie hatte recht. Die Glocke machte große und kleine Kinder wach und gab Männern und Frauen im ganzen Dorf ein Rätsel auf, auch Ebenezer und Jacob. Beim ersten Glockenton waren die beiden aufgesprungen und hatten verwundert zu dem Licht hinausgeblickt, das hell und stetig durch die Nacht strahlte.
    Sie hörten, wie Leute an ihrem Haus vorüber zur Mole eilten. Über allem geschäftigem Lärm tönte Jeremias' gewaltige Stimme. »Das sind die Kinder im Leuchtturm, die die Glocke läuten und die Lampe angezündet haben. Irgend etwas ist nicht in Ordnung. Sie brauchen Hilfe, Leute!«
    Ebenezer und Jacob wußten, was nicht in Ordnung war. Die Kinder waren im Leuchtturm eingeschlossen! Vielleicht waren sie krank oder verwundet - oder litten Hunger - aber sie konnten nicht heraus und Hilfe holen. Und nun war das ganze Dorf auf den Beinen, und am Morgen würden Männer in einem Boot sich durch die Wogen kämpfen, um zu erkunden, was geschehen war.
    Ebby und Jacob verschwanden in der Nacht. Es war nicht Polizeiwachtmeister Scharf, den sie fürchteten - sondern die Bewohner des Dorfes. Im Schutz von Dunkelheit
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