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5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm

5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm

Titel: 5 Freunde 16 - Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
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heißt, daß jemand von uns in den Sturm hinaus muß, um sie aufzuhängen. Nicht allzu schön! Dort oben pfeift der Wind sicher mit Windstärke zehn. Na ja, wir wollen die Glocke erst mal in Augenschein nehmen.«
    Die große Glocke stand, in Tücher gehüllt, im Vorratsraum. Sie war aus Messing und wurde einst in regelmäßigen Abständen von einem Hammer angeschlagen, den eine einfache Maschine bediente. Doch die Maschine war kaputt - also nicht mehr zu gebrauchen.
    »Wir nehmen die Glocke mal mit nach oben«, entschied Julius. »Junge, die ist aber schwer. Richard, du wirst mir helfen müssen.«
    Richard faßte links an und Julius rechts, und so schleppten sie die Glocke ins Wohnzimmer hinauf. Brummer trug den alten Hammer hinterher. Richard und Julius hoben die Glocke an der eisernen Schlaufe hoch.
    »Schlag sie mit dem Hammer, Brummer!« befahl Julius. »Mal sehen, ob ihre Stimme noch Kraft hat.«
    Brummer ließ den Hammer auf sie niedersausen - und augenblicklich füllte ein starker dunkler Klang so mächtig das Zimmer, daß Tim beinahe aus dem Häuschen geriet. Zusammen mit Schelm ergriff er schleunigst die Flucht, und gemeinsam fielen sie die Wendeltreppe hinunter. Auch die Kinder waren betroffen, und mit großen Augen lauschten sie der Glockenstimme nach, die tönend und dröhnend, im wahrsten Sinne des Wortes ohrenbetäubend vom Zimmer Besitz ergriffen hatte. Sie mußten ihre Köpfe heftig schütteln, bis sie wieder hören konnten. Erst als Julius die Glocke mit der Hand berührte, erstarb der Ton.
    »Welch wundervolle Glocke!« sagte er ehrfurchtsvoll. »Seht, wie alt sie ist - da steht ›GEGOSSEN 1896‹. Wenn es uns gelingt, sie an ihrem Haken aufzuhängen, wird ihr Ton bis ins Dorf und noch weiter dringen.
    Wie viele Schiffe wohl früher ihren Ruf vernommen haben!«
    Noch einmal hob Brummer den Hammer, doch Richard fiel ihm in den Arm.
    »Nein - Tim und Schelm waren so verängstigt. Sie könnten durchs Fenster springen, wenn wir die Glocke noch einmal anschlagen.«
    »Wir werden warten, bis der Wind sich ein wenig legt, und dann versuchen, die Glocke aufzuhängen«, sagte Julius. »Jetzt unterziehen wir die Lampe einer Prüfung. Braucht sie Öl, Brummer?«
    »Möglich, doch ich nehme an, daß noch ein Rest aus ihrer Dienstzeit drin ist. Auf jeden Fall steht im Vorratsraum noch genügend Öl.«
    »Gut«, sagte Julius. Seine Stimmung kletterte wie ein Thermometer in der Sonne. »Wenn der Sturm nachläßt, versuchen wir, die Glocke aufzuhängen. Sobald sie hängt, werden wir sie läuten. Wir warten damit nicht, bis die Lampe brennt.«
    Doch der Sturm schien immer wütender zu werden, und nun stiegen sogar in Julius leise, unausgesprochene Bedenken auf, ob der Leuchtturm ihm standhalten würde. Sollte er einen allgemeinen Rückzug in den Vorratsraum veranlassen? Für alle Fälle?
    ›Wenn die Gewalt des Sturmes noch weiter zunimmt, tue ich es‹, überlegte er. ›Allerdings: Wenn der Turm einstürzt, haben wir wenig Aussicht auf Rettung, ganz gleich, wo wir uns befinden.‹
    Am Nachmittag kletterten sie in den Leuchtraum hinauf und unterzogen die große Lampe einer genauen Prüfung. Brummer erklärte ihre Arbeitsweise. »Sie dreht sich selbsttätig immer rundherum. Und hier waren Blenden, die das Licht bei der Drehung unterbrachen. Auf vorüberfahrende Schiffe erweckte das den Eindruck, daß das Licht flackerte. Ein flackerndes Licht ist auffallender als ein stetiges.«
    Die Blenden waren entzwei, doch der Docht schien in Ordnung zu sein. Der Ölbestand wurde von Julius aufgefüllt. Wenn es ihnen nun gelang, die Flamme zu entzünden und zu unterhalten, würde sicherlich jemand aufmerksam werden und sich wundern.
    Julius durchwühlte seine Taschen nach Streichhölzern. Da der Raum gegen den Sturm abgeschlossen war, machte das Entzünden des Streichholzes keine Schwierigkeit. Er führte das brennende Holz an den Docht - und, hurra! das alte Licht des Leuchtturms strahlte!
    Die Lampe war groß und ihr Schein hell. Richard jubelte triumphierend. »Wir haben es geschafft! Alter Leuchtturm, du leuchtest wieder heute nacht! Du bist wieder zum Leben erwacht!«
    »Jetzt wird die Glocke aufgehängt«, beschloß Julius, und als der Sturm einen Augenblick den Atem anhielt, öffnete er behutsam die Tür zur Galerie. Zusammen mit Richard schwang er die Glocke hoch und ließ die eiserne Schlaufe über den Haken gleiten. Da hing sie nun pendelnd, und Julius hob den Hammer - doch da packte ihn ein Windstoß und schleuderte
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