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5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz

Titel: 5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz
Autoren: Lucy Gordon
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leuchtenden Butterblumen, die in üppiger Fülle das Grab bedeckten, sprachen jedoch von dem Glauben an das Leben und die Liebe und dem Glauben an die Freiheit, beides annehmen zu können. Unvermittelt tauchte Ruggiero vor ihr auf. Er war unrasiert und sein Anzug zerknittert. Fragend sah er sie an.
    Ehe er jedoch aussprechen konnte, was ihn bewegte, antwortete ihm Polly auf ihre Art. Sie breitete die Arme aus, während er auf sie zulief. Und dann presste er sie an sich.
    „Warum hast du mich verlassen?“, fragte er rau. „Wo warst du?“
    „Ich musste gehen, um herauszufinden, ob das, wovor ich am meisten Angst hatte, wahr war oder nicht“, erwiderte sie, ohne sich von ihm zu lösen.

Ruggiero verschloss ihr die Lippen mit seinen und küsste Polly lange und innig, ehe er atemlos sagte: „Du hättest mir vertrauen sollen.“
    „Darum ging es nicht. Ich wusste nicht, was du wirklich empfindest. Es hätte ja sein können, dass du mich hast gehen lassen, weil es deiner Meinung nach die beste Lösung war.“
    „Wie hätte es die beste Lösung sein können, dich zu verlieren?“, fragte er hitzig. Doch sogleich beruhigte er sich wieder und schüttelte den Kopf. „Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, ich würde dich für immer gehen lassen, oder? Du musst gespürt haben, was ich für dich empfinde.“ Er hatte recht. Tief in ihrem Innern hatte sie es gewusst.
    „Wir haben beide Zeit gebraucht, bis uns bewusst wurde, was mit uns geschehen ist“, fuhr er fort. „Doch es war von Anfang an da.“
    Wieder küsste er sie, während sie eng umschlungen dastanden und sich ganz ihren Gefühlen hingaben.
    Erst als eine Schulklasse auf den Friedhof kam, lösten sie sich voneinander.
    „Komm.“ Ruggiero zog Polly zu der kleinen alten Kirche, wo er im Vorraum mit ihr stehen blieb. „Du siehst … sehr mitgenommen aus“, stellte Polly fest und berührte sein unrasiertes Kinn. „Ich habe die Nacht hier verbracht, weil ich dich nicht verpassen wollte. Nur um die Rosen zu holen, war ich kurz weg. Die ganze Zeit habe ich befürchtet, du würdest gar nicht mehr auftauchen.“ „Ich musste mich doch richtig von ihr verabschieden, ehe ich mich endgültig entscheiden konnte, wohin ich gehe.“
    „Zurück zu Brian?“, fragte er herausfordernd.
    „Den habe ich doch nur erfunden, wie du genau weißt.“
    „Ich wollte es aber von dir hören.“ Er hielt sie so fest, als befürchtete er, man würde sie ihm wegnehmen.
    „Da ich wollte, dass du die Verantwortung für Matti übernimmst, statt ihn in meine Obhut zu geben, habe ich behauptet, ich sei verlobt“, gab sie zu. „Diese kleine Lüge hat sich als sehr nützlich erwiesen, denn sie hat mir geholfen, einen gewissen Abstand zu wahren. Ich wollte nicht, dass du mich als Frau wahrnimmst.“ Als er mit einem angedeuteten Lächeln die Augenbrauen hochzog, fügte sie hinzu: „Oder vielleicht habe ich mir gewünscht, du würdest es doch tun. Ich wusste selbst nicht mehr, was ich wollte. Außerdem hatte ich gedacht, dass Brian früher oder später in Vergessenheit geraten würde. Du hast jedoch immer wieder von ihm angefangen.“
    „Ich war sehr eifersüchtig. Es war die reine Hölle. Am liebsten hätte ich ihm irgendetwas angetan, nur weil ich angenommen habe, dass du ihn liebst. Trotzdem kamen wir uns immer näher, und ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. Schließlich habe ich gedacht, du seist zu ihm
    zurückgegangen.“
    „Ich wollte nicht nur ein Ersatz für meine Cousine sein und habe befürchtet, ich würde nie genau wissen, ob ich nur zweite Wahl war oder nicht. Damit hätte ich nicht umgehen können. Für mich gibt es nur alles oder nichts. Ich wollte uns beiden Zeit geben, uns über alles klar zu werden. Als ich jedoch zu Hause ankam, passierte etwas Fürchterliches: Ich bin zur Vernunft gekommen.“ Sie lachte auf.
    „Was hat das mit uns beiden zu tun?“
    „Ich meinte plötzlich alles ganz klar zu sehen. Du hattest Matti und brauchtest mich nicht mehr. Ich wollte einen Strich unter die Vergangenheit ziehen und habe meine Wohnung aufgegeben. Man hat mir übrigens eine Stelle im Krankenhaus angeboten.“
    „Ja, ich weiß. Ich war dort.“
    „Du warst in der Klinik?“
    „Ja. Als ich in dem Zimmer stand, in dem sie gestorben ist, stieg nur dein Bild vor mir auf. So ist es jetzt immer. Wo ich auch bin, ich sehe nur dich vor mir. Viel zu lange war ich verwirrt. Ich hatte mic h in etwas hineingesteigert, das am Ende schon fast zur Besessenheit wurde. Wenn
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