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49 Stunden

49 Stunden

Titel: 49 Stunden
Autoren: Amanda McLean
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Leidenschaft, ohne vorher nachzudenken. Carlo dagegen war ein Meister in seinem Handwerk.
Wenn er nicht so gut im Ausbügeln wäre, wäre Harry längst auf dem elektrischen Stuhl gelandet.
    Dabei hatte Carlo sich diesen Job nicht ausgesucht. Er hatte Harry vor acht Jahren im Knast kennengelernt.
Der Knast war kein Ort für so einen stillen, hageren Kerl, der sich nicht gut durchsetzen konnte.
Als zwei brutale Typen ihm schon die Hosen runter gezogen hatten, hatte Harry sich eingemischt und den beiden die Lust an der schnellen Nummer gehörig verdorben.
Ohne groß zu überlegen, hatte Harry sie vermöbelt.
Die beiden ließen von da an die Finger von Carlo und er hängte sich an Harry. Er wusste, dass er für immer in seiner Schuld stehen würde, und auch nach dem Gefängnis blieb er an seiner Seite und wurde sein ››Assistent‹‹, was so viel bedeutete wie: Er erledigte all seine Drecksarbeit.
    Er hatte in den vergangenen Jahren Leute eingeschüchtert, ihnen gedroht, Geld von Schuldnern eingefordert, falsche Alibis besorgt und mehr als einmal die Kaution für Harry hinterlegt, wenn er doch wieder eingebuchtet worden war. Harry hatte viel Dreck am Stecken, Betrügereien jeder Art, meistens zockte er die Leute ab, mit getürkten Internetseiten, baufälligen Immobilien – er wusste überall ein paar Dollar rauszuholen. Nur Vorsicht war noch nie seine Stärke gewesen, und das durfte Carlo dann ausbaden.
    Er wollte sich nicht beschweren, es ging ihm gut. Er hatte den Knast überlebt, war seitdem auf freiem Fuß geblieben, hatte genug Kohle, um gut über die Runden zu kommen. Nur eines vermisste er, und das war Ben. Doch er gab die Hoffnung nicht auf, dass er eines Tages einen Weg finden würde, wieder mit ihm zusammen zu sein. Weshalb ihn die Kleine jetzt so sehr an Ben erinnerte, war, weil er mit ihm, als er im selben Alter war wie Katie jetzt, auch einmal hier im Aquarium gewesen war. Das war, bevor ihn seine Mutter genommen hatte und mit ihm nach Minnesota gezogen war.
    Das Ganze machte ihm seltsamerweise mehr zu schaffen, als er wollte. Das war nicht gut. Er durfte keine Emotionen zulassen, wenn es um Geschäftliches ging. Die Kleine war aber auch zu putzig, wie sollte er da gefühllos bleiben?
Jetzt reiß dich aber mal zusammen!, sagte er sich. Es gibt gar keinen Weg daran vorbei, oder Harry wird dich kalt machen.
    Es war der letzte Ausweg, die letzte Möglichkeit, ihn rauszubekommen. Wenn Harry erst mal auf freiem Fuß war, würde er schnell abgetaucht sein. Er hatte gute Beziehungen, das wäre kein Problem. Und mit seinen vielen Auslandskonten konnte er den Vereinigten Staaten getrost für immer den Rücken kehren. Nur was würde dann aus Carlo werden?
    ***
    Die Show war unglaublich! Mary fragte sich, wieso sie nicht schon viel früher mal mit Katie hierher gekommen war, wo sie die Wale doch so liebte. Sie führten zusammen mit den Delfinen und einem Seelöwen einstudierte Kunststücke auf und Katie machte so große Augen, wie Mary sie an ihr noch nie gesehen hatte.
    Es machte sie glücklich, ihre Tochter so freudig zu sehen, so vollkommen zufrieden. Als wäre alles in ihrer kleinen Welt in Ordnung.
Wenigstens sie lebt in einer eigenen, perfekten Welt, dachte Mary, wenn man das auch heutzutage seinen Kindern leider nicht mehr bieten konnte, was die echte Welt anging.
    Als die Show aus war, war es bereits vier Uhr. So langsam wollte Mary aufbrechen, denn sie plante, noch einen kleinen Abstecher zur Magnificent Mile, genauer gesagt zu Macy`s zu machen. Sie kam unter der Woche selten zum Shoppen, und Katie brauchte dringend ein paar neue Kleider, sie war aus ihren fast schon heraus gewachsen. Außerdem wollte Mary später noch mit Katie in ein Restaurant gehen, in eines, wo man etwas gehobener aß als im Food Court des Aquariums.
    ›› Was sagst du, Katie, wollen wir gehen? Ich möchte gerne noch ein bisschen einkaufen gehen mit dir. Was hältst du davon?‹‹
    ›› Wir waren ja noch gar nicht unten im Wild Reef! Da gibt es Haie! Und man darf die Rochen anfassen!‹‹
    Mary war erstaunt: Wie groß war dieses Aquarium eigentlich? Es gab immer noch mehr zu entdecken. Sie musste zugeben, dass es ihr allmählich reichte; so ein Tag bei den Fischen konnte ganz schön anstrengend sein. Dagegen war ein Tag im Büro ja gar nichts.
    ›› Na gut, dann gehen wir noch zu den Rochen. Aber danach machen wir uns langsam auf den Weg. Einverstanden?‹‹
    ›› Okay‹‹, sagte Katie ein wenig enttäuscht.
    Mary
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