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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul
Autoren: Karl May
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ihrem Mund hörten, und das Aufflammen eines blitzähnlichen Lichtes.“
    „Natürlich hatte Zykyma nun kein Zeichen mehr geben können“, fuhr der Arabadschi fort. „Und da sie im Garten gewesen war und der Pascha Verdacht geschöpft hatte, befahl er, ihn zu durchsuchen. Ich aber mußte zu den leblosen Frauen, um sie nach den Sänften tragen zu helfen. Kaum fand ich Zeit, meine wenigen Sachen zu holen, so ging die Reise fort, durch die Stadt, auf das Schiff und hierher. Es war mir also ganz unmöglich, ein Zeichen zu geben. Hätte ich es dennoch versucht, so wäre es aufgefallen, und ich hätte euch nur verraten. Das aber wollte ich nicht.“
    „Ganz richtig. Du hast sehr klug gehandelt. Aber wie war es mit den Frauen? Gott, wie müssen sie nach ihrem Erwachen erschrocken gewesen sein! So nahe der Rettung und doch wieder verloren.“
    „Herr, es ist nicht zu beschreiben!“
    „Wie verhielt sich Zykyma?“
    „Fast wie ein Mann. Sie sprach während der ganzen Reise kein Wort, weder mit dem Pascha noch mit dem Derwisch. Sie war nur glücklich, ihren Dolch wieder zu besitzen, um sich verteidigen zu können.“
    „War er ihr verlorengegangen?“
    „Der Pascha hatte ihn ihr abgenommen, als sie ohne Besinnung war. Er glaubte nun, sie in den Händen zu haben, aber er ahnte nicht und ahnt auch noch heute nicht, daß ich ihr Verbündeter bin. Schon am ersten Tag habe ich ihm den Dolch gestohlen und Zykyma wiedergebracht. Nun konnte sie sich doch wieder verteidigen, er fürchtet das furchtbare Gift und wagt es jetzt nicht, die beiden Frauen anzurühren.“
    „Und Tschita?“
    „Oh, mit ihr war es schlimm, sehr schlimm! Denn Zykyma ist wie die Frau des Edelfalken, Tschita aber wie das süße Weibchen des Kolibri. Ihre Tränen sind unaufhörlich geflossen. Sie hat nach Paul Normann Effendi gejammert, ohne aufzuhören, und Allah machte es gnädig, daß ihr gekommen seid, denn sonst würde es nicht lange dauern, so wäre ihr Leben mit den letzten ihrer Tränen dahingeschwunden.“
    „Herr, mein Heiland, so kommen wir also noch zur rechten Zeit!“ knirschte Normann. „Oh, mit diesem Pascha werde ich Abrechnung halten.“
    „Das kannst du, und das sollst du. Er muß sehr große Sünden auf seinem Gewissen haben. Ich möchte nur wissen, was Tschitas Mutter mit ihm hat. Es ist, als wenn er an ihr ein ganz entsetzliches Verbrechen begangen hätte.“
    „Wieso?“
    „Als sie ihn in dem Augenblick, als er gekommen war, um ihrer Tochter Tschita das Pulver in das Gesicht zu blasen, zum ersten Mal erblickte, da ging eine furchtbare Veränderung mit ihr vor. Sie, die Stumme, wollte schreien und sprechen und sprang auf ihn ein, als ob sie ihn erwürgen wolle. Seit dieser Zeit geht sie keinen Augenblick von ihrer Tochter fort, und wenn der Pascha sich dieser nähert, so wirft sie sich auf ihn, schlägt ihn mit den verstümmelten Armen und gibt Töne von sich wie eine Tigerin, der man die Kehle zusammenschnürt.“
    „Entsetzlich! Hier muß ein Geheimnis obwalten.“
    „Ganz gewiß.“
    „Welches durchaus ergründet werden muß.“
    „Zykyma will dies. Sie gibt sich alle Mühe, aber ich glaube nicht, daß es ihr gelingen wird.“
    „Weshalb ist der Pascha hier?“
    „Ich weiß es nicht. Der Derwisch und ich, wir beide müssen den Palast des Bei bewachen und auch den Bardo, das ist das Schloß draußen vor der Stadt, in dem der Bei wohnt. Wir wechseln in dieser Wache ab. Früh treten wir an, und erst spät am Abend kehren wir zurück.“
    „Worauf sollt ihr achtgeben?“
    „Auf die Konsuln der Franken. Wir müssen aufschreiben, welcher von ihnen den Bei besucht, wann er kommt und wann er wieder geht.“
    „Kennst du den Zweck eurer Wache?“
    „Nein.“
    „Wo wohnt der Pascha?“
    „Vor der Stadt, an der Straße nach dem Bardo zu. Er hat sich dort ein kleines Häuschen gemietet.“
    „So ist er mit den Frauen allein?“
    „O nein. Er hat sich zwei Männer gemietet, die sie sehr streng bewachen müssen.“
    „Und nun die Hauptsache: Wie nennt er sich hier in Tunis?“
    „Hulam. Er gibt vor, Kaufmann aus Smyrna zu sein.“
    „So, das ist alles, wonach wir augenblicklich fragen können. Hast du uns vielleicht noch etwas zu sagen?“
    „Etwas Wichtiges nicht. Wohnt ihr stets in diesem Haus?“
    „Ja, natürlich, solange wir überhaupt hierbleiben.“
    „So erlaubt, daß ich komme, um euch Nachricht zu bringen!“
    „O gewiß! Wir werden es dir gut lohnen. Gehst du jetzt nach Hause?“
    „Ja.“
    „Wir gehen
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