Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
auf einem Umwege nach der Jacht gehen sollten. Der Lord schlug das erstere vor. Er freute sich wie ein König über das gelungene Unternehmen; denn daß es jetzt noch mißlingen werde, das hielt er gar nicht für möglich. Noch waren die Mädchen unentschlossen, welcher Weg der sichere sei, da tauchte gerade neben dem Lord eine Gestalt auf und sagte auf französisch:
    „Guten Abend! Was tun Sie hier?“
    „Guten Abend“, antwortete der Gefragte höflich, sich nicht merken lassend, daß das urplötzliche Erscheinen eines Menschen ihn erschreckt hatte. „Warum fragen Sie?“
    „Weil ich ein Recht dazu habe.“
    „Und ich auch“, meinte eine zweite Stimme an seiner anderen Seite.
    Der Engländer drehte sich erschrocken um. Auch dort stand ein Mann.
    „Was wollen Sie von uns, Messieurs?“
    „Was tun Sie hier?“ fragte der erste wieder.
    „So kann ich auch Sie fragen.“
    „Oho! Kennen Sie uns?“
    „Nein.“
    „Aber unsere Uniformen kennen Sie doch wohl?“
    „Ich sehe sie nicht.“
    „Nun, so schauen Sie her.“
    Der Mann zog eine kleine Laterne aus der Tasche, öffnete sie und ließ ihr Licht auf sich fallen. Er trug die Uniform eines Polizeisoldaten, der andere ebenso, und jetzt tauchte noch ein dritter in demselben Gewand auf.
    „Sie sind Polizisten?“ fragte der Lord erstaunt.
    „Wie Sie sehen. Also Antwort! Was tun Sie hier?“
    „Ich gehe spazieren.“
    „Mit diesen Mädchen?“
    „Es sind meine Frauen.“
    „Ah! Wer sind Sie denn?“
    „Ich bin Lord Eaglenest.“
    „Ein Lord? Haha! Das machen Sie einem anderen weis!“
    „Ich kann es beweisen.“
    „Oho! Ein Lord hat nicht drei Frauen! Ein Lord trägt auch nicht diese Kleidung. Also, woher haben Sie diese Mädchen?“
    Lord Eaglenest fürchtete sich nicht. Er hatte bisher in aller Ruhe geantwortet. Jetzt aber glaubte er, etwas weniger höflich sein zu dürfen, und sagte:
    „Ich glaube nicht, daß ich Ihnen Rede zu stehen habe.“
    „So muß ich Sie arretieren!“
    „Das werden Sie bleibenlassen. Ich bin Engländer, und einen solchen arretiert man nicht ungestraft.“
    „Beweisen Sie es!“
    „Kommen Sie mit auf mein Schiff.“
    „Ihr Schiff, wenn Sie überhaupt eins hätten, geht mich gar nichts an. Das Schiff ist überhaupt eine Lüge.“
    „Nehmen Sie sich in acht! Von einem Polizisten lasse ich mich nicht einen Lügner nennen.“
    „Zeigen Sie mir Ihren Paß.“
    „Den habe ich eben auf dem Schiffe.“
    „So lassen Sie ihn sich morgen bringen. Jetzt aber gehen Sie mit. Sie sind verdächtig. Ich arretiere Sie samt den Mädchen, die Sie jedenfalls geraubt haben.“
    „Lassen Sie das lieber bleiben! Ich gehe nicht mit.“
    „Das wird sich finden. Vorwärts!“
    Der Mann ergriff hierauf den Lord am Arm, erhielt aber von demselben einen solchen Boxer auf die Magengrube, daß er zur Erde stürzte. In demselben Augenblick warfen sich die beiden anderen auf den Engländer. Dieser hatte das vorhergesehen und empfing sie ebenfalls mit zwei wohlgezielten, regelrechten Boxerhieben. Da wurde er plötzlich von zweien, die er bisher noch gar nicht gesehen hatte, von hinten gepackt und zu Boden gerissen. Er wehrte sich zwar gegen dieselben aus Leibeskräften, wurde aber doch überwältigt und dann an den Händen gebunden.
    Das war ein stiller, lautloser Kampf gewesen. Keiner hatte dabei ein Wort gesagt. Dem Engländer konnte es nicht einfallen, zu rufen und zu schreien, und die anderen mochten auch eine triftige Ursache haben, ihre Arbeit in aller Stille abzumachen.
    Derjenige, der die Laterne gehabt hatte, nahm sie wieder empor und beleuchtete den Lord. Er lachte dabei höhnisch auf.
    „So, da haben wir ihn fest, und nun wollen wir sehen, ob er wirklich nicht mitgeht.“
    „Da ich gefesselt bin, können Sie mich freilich zwingen“, antwortete der Gefangene, „ich mache Sie aber auf die Verantwortung aufmerksam, die Sie treffen wird.“
    „Die fürchte ich nicht. Ich tue meine Pflicht. Sie sind ein Mädchenräuber.“
    „Das muß erst bewiesen werden.“
    „Der hier kann es beweisen.“
    Der Sprecher erhob bei diesen Worten die Laterne und leuchtete dem einen der beiden, die den Engländer so heimtückisch von hinten gepackt hatten, in das Gesicht. Der Lord erkannte ihn sofort.
    „Ali Effendi“, sagte er erstaunt.
    „Ja, ich bin es! Wollen Sie leugnen, daß Sie mir meine Töchter entführt haben?“
    „Das wird sich finden. Aber wollen Sie leugnen, daß ich ein Engländer bin?“
    „Das wird sich auch finden.“
    „Und“,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher