Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
48 - Die Fehde von Antares

48 - Die Fehde von Antares

Titel: 48 - Die Fehde von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
erwarteten das unausweichliche Ende in einem passiven, fast benommenen Zustand. Der Steuermann hielt das Ruder umklammert, und sein hocherhobenes nasses Gesicht zeigte jene Gelassenheit, die ihre Kraft aus unerschütterlichem Glauben schöpfte.
    Doktor Brighton, der Schiffsarzt, stand in meiner Nähe und klammerte sich an der Reling fest. Er war ein kleiner, ständig eingeschnappt aussehender Mann, und der völlige Mangel von Gefühlen in seinem Gesicht überraschte mich. Seine Instrumententruhe stand vor ihm, und er hatte den Fuß darauf gestellt, um sie gegen den wilden Seegang zu schützen.
    »Nicht mehr lange, Mr. Prescot!« Seine quäkende Stimme drang durch das Toben der Elemente an mein Ohr.
    »Aye.«
    »Wir sind alle in ...« Er verstummte, dachte kurz nach, und sagte dann: »Wir sind jetzt alle in Gottes Hand.«
    Wenn ein Schiffsarzt von Gott sprach, war meiner Erfahrung nach die Zeit gekommen, sich Sorgen zu machen.
    Das Ende kam mit der überraschenden Plötzlichkeit eines Pistolenschusses.
    Wir prallten auf eine Sandbank an der Mündung eines jener großen Flüsse, die sich aus dem Herzen Afrikas in den Atlantik ergießen. Alles löste sich in Trümmer auf. Ich kam wieder an die Oberfläche der entfesselten See, packte einen Balken, wurde hilflos von der Strömung gepackt und halb ertrunken auf einen Strand aus hartem gelbgrauen Sand geworfen.
    Warum ich dem Untergang des Schiffes entgangen war, lag jenseits meines Vorstellungsvermögens. Mein Leben war ohne Freude gewesen; meine Beförderung hatte sich Träumen gleich in Luft aufgelöst. Ich war es müde, immer wieder aufs neue einem bedeutungslosen Ritual zu folgen, ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß ich mein Leben verschwendet hatte. Der Überlebenskampf in der heimtückischen See war ein reiner Reflex gewesen, die für mich typische Antwort auf Ungerechtigkeit und Opposition. Ich hatte keinen Gedanken daran verschwendet, aus welchem Grund ich mich überhaupt bemühen sollte, ein so wertloses Leben zu retten.
    Der Sand kratzte feucht an meiner Wange. Ich rollte mich lustlos auf den Rücken und stand auf.
    Ja, der arrogant aufgerichtete Schwanz des Skorpions leuchtete am Himmel. Unwillkürlich wurde mein Blick von dem Punkt aus rotem Feuer angezogen, der Antares darstellte. Der Skorpionstern faszinierte mich und trieb mich an. Dafür gab es keinen Grund, sah man einmal davon ab, wie mein Vater zu Tode gekommen und daß der fünfte November mein Geburtstag war. Ich verspürte Ehrfurcht und kannte den Grund dafür nicht.
    Dafür wußte ich etwas anderes: Ich hatte an der Küste Westafrikas Schiffbruch erlitten und würde hier vermutlich zugrunde gehen, wenn ich mich nicht bald zusammenriß und Pläne schmiedete, wie ich mein bedeutungsloses Leben retten konnte.
    Die klatschenden Geräusche von Schritten auf nassem Sand holten mich jäh aus meinen Überlegungen.
    »Ich freue mich zu sehen, daß Sie überlebt haben, Mr. Prescot.«
    »Aye, Doktor«, erwiderte ich und kam steif auf die Beine, während Seewasser von mir herabtropfte.
    Er kam mit seinem seltsam trippelnden Gang näher, und sein Kopf ruckte vogelartig in die Höhe, damit er zu mir hochsehen konnte. »Es dämmert bald.« Überrascht stellte ich fest, daß er noch immer seine Truhe unter dem Arm trug.
    »Aye.«
    Seine Kleider waren naß, aber bei weitem nicht so naß wie die meinen. Er schien überhaupt nicht beunruhigt zu sein. Er stellte die Truhe ab und setzte sich auf äußerst umständliche Weise darauf, zog die Knie bis ans Kinn und streckte dann die dürren Beine aus. »Ich habe keine anderen Überlebenden gefunden.«
    Ich konnte nicht sagen, daß mich das sehr überraschte, gab dann aber ein paar mitfühlende Grunzer von mir und verfiel wieder in Schweigen. Der kleine Kerl mit dem seltsam glasigen Blick verschaffte mir ein mulmiges Gefühl in der Magengrube.
    »Halten Sie es für möglich, Mr. Prescot, daß es hier in der Gegend Kopfjäger gibt? Kannibalen?« Er hörte sich nicht sehr besorgt an.
    »Das kommt darauf an, wo genau wir sind. Ich würde sagen, entlang der Küste gibt es bestimmt Niederlassungen von Sklavenhändlern.«
    Als es heller wurde und wir den ins Meer strömenden Fluß sehen konnten, bemerkte ich mit einiger Besorgnis, daß es kein einziges Anzeichen menschlicher Besiedlung gab. Es war durchaus möglich, daß zwischen den Sklavenfaktoreien die Kopfjäger hausten, von denen der Schiffsarzt gesprochen hatte. Ich hatte mit dem widerwärtigen Dreieckshandel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher