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48 - Die Fehde von Antares

48 - Die Fehde von Antares

Titel: 48 - Die Fehde von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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nie etwas zu schaffen gehabt, doch mir war bewußt, daß das keinen wütenden afrikanischen Eingeborenen davon abhalten würde, mich mit seinem Speer zu durchbohren. Allerdings konnte ich mir nur schwer vorstellen, daß er mich in einen Kochtopf stecken würde.
    Brighton legte den schmalen Kopf in den Nacken und sah zu mir hoch. Dann stand er auf und klemmte sich die Truhe unter den Arm. »Dann dürfte es wohl ratsam erscheinen, Mr. Prescot, daß wir uns einen Unterschlupf suchen.«
    Das war ein durchaus vernünftiger Vorschlag, also nickte ich. Wir gingen Seite an Seite den Strand entlang in Richtung Baumgrenze. Die Vögel waren wach und stellten ihre bunte Pracht zur Schau. Der ganz besondere Duft Afrikas umgab uns, er war würzig, durchdringend und exotisch.
    Doktor Brighton blieb am Waldrand stehen, stellte die Truhe erneut ab und setzte sich wieder.
    Obwohl ich von der Nutzlosigkeit meines Lebens überzeugt war, mußte ich dennoch darüber nachdenken, was zu tun war und unsere nächsten Schritte vorausplanen. Wir würden die Küste entlangmarschieren müssen, bis wir auf eine Faktorei stießen. Sollten hier den Sklavenketten entgangene Eingeborene leben – oder die kümmerlichen Reste der Familien, die es nur teilweise geschafft hatten –, würden die uns bestimmt nicht herzlich aufnehmen. Nein, Sir!
    Ein viel unmittelbareres Ärgernis waren die Myriaden krabbelnder und fliegender Insekten, die unablässig stachen. Ich schlug sie mehr oder weniger ständig beiseite, mußte aber zu meiner beträchtlichen Verstimmung bemerken, daß die Plagegeister Doktor Brighton fast völlig in Ruhe ließen. Vielleicht floß ja eine essigähnliche Substanz in seinen Adern, die sie abstieß.
    Ich fand ein Stück Holz von brauchbarer Länge, das sich stabil genug anfühlte. Es war nicht als Waffe gegen die stechenden Blutsauger gedacht; sollten wir auf feindliche Afrikaner stoßen, würde ich kämpfen, bis sie mich überwältigten oder töteten. Natürlich galt das nur für den Fall, daß ich vorher nicht mit ihnen verhandeln konnte.
    Es bot sich keine Gelegenheit zum Verhandeln. Ein Kerl mit schimmernder schwarzer Haut stürzte sich aus einer Baumkrone auf mich.
    Ein Speer sauste einen Fingerbreit an meinen Rippen vorbei, eine wirkliche häßliche Erfahrung. Die Nase des Eingeborenen war von einem gelben Knochen durchbohrt, das Haar zu einer wilden Frisur nach oben getürmt. Er ließ dem jahrelang aufgestauten Haß auf Menschen, die wie ich aussahen, freien Lauf. Ich konnte es ihm nicht einmal verübeln. Aber da ich Dray Prescot war, mußte ich ihn darin hindern, mir den Leib aufzuschlitzen.
    Er war schnell und flink, und der Speer sah verdammt scharf aus. Wir umkreisten uns, er machte einen Satz auf mich zu, und ich schlug mit dem linken Arm den Speerschaft beiseite und hieb dem Krieger meine Keule über den Schädel.
    Er stieß lautstark die Luft aus und stürzte zu Boden.
    Ich trat von ihm zurück und sah, wie der Schiffsarzt eine Pistole auf die liegende Gestalt richtete. Auf seinem frettchenähnlichen Gesicht lag ein Ausdruck zügelloser Wut.
    Also enthielt seine kostbare Truhe nicht nur medizinische Instrumente. Er schüttelte die Pistole und schaute mich dann finster an. Mühsam entzog ich mich dem Blick dieser seltsamen spiegelähnlichen Augen.
    »Das Pulver ist naß«, sagte ich. »Das ist ja auch kein Wunder.«
    Ein Ruf vom Strand zog unsere sofortige Aufmerksamkeit auf sich. Eine Reihe tapferer, federgeschmückter und mit Speeren bewaffneter Krieger lief über den Sand auf den Waldrand zu.
    »Jetzt haben wir die Bescherung.« Ich schob den Fuß unter den Burschen, den ich niedergeschlagen hatte, und rollte ihn herum. Er schlummerte fest. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn zu töten. »Wir sollten schnell verschwinden, Doktor. Wenn Sie freundlicherweise vorgehen, schließe ich mich Ihnen an.«
    »Aber ...«, fing er an. »Ja, wie Sie meinen«, vollendete er den Satz.
    Wagten wir uns zu weit in den Wald hinein, würden wir uns verirren. Wir durften das Meer nicht aus den Augen verlieren. Ohne jeden Zweifel befanden wir uns in einer extrem gefährlichen Lage.
    Nach kurzem Nachdenken kam ich zu der Überzeugung, daß der Knüppel mehr Schaden anrichten konnte als der Speer, der zwar recht scharf war, dafür aber einen ziemlich zerbrechlichen Eindruck machte. Als wir aufbrachen, sah ich mit gedankenverlorener Belustigung, daß der gute Doktor seine Truhe mit den Duellpistolen umklammerte wie ein Ertrinkender ein Stück
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