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48 - Die Fehde von Antares

48 - Die Fehde von Antares

Titel: 48 - Die Fehde von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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an.
    Barfuß! Die Soldaten waren barfuß wie gewöhnliche Matrosen! Ich starrte den sich mir da bietenden Anblick ungläubig an, als ein Lichtblitz über das Deck flackerte und wieder verschwand. Ich blinzelte. Die Seesoldaten trugen ordentliches Schuhwerk.
    Sinnlos, den Kopf zu schütteln. Ich hatte eine Art Halluzination gehabt, und jetzt war wieder die Normalität eingekehrt. Ich schluckte hart. Bei Gott, verlor ich nach all den mühsamen Jahren auf See den Verstand? Der Kapitänsrang war mir bis jetzt vorenthalten worden, was sich in der nächsten Zeit bestimmt nicht ändern würde, und so würde ich Leutnant bleiben, bis mein Haar ergraute und man mich am Strand ablud, wo ich dann verfaulen konnte.
    Die Sonne schien; es funkelten keine Sterne am Firmament, so daß ich nicht einmal nach dem rätselhaften roten Lichtpunkt Alphii Scorpio, Antares, Ausschau halten konnte. Wie unpassend war es doch, daß ein erwachsener Mann, der sein ganzes Leben in tiefer Mutlosigkeit verbracht hatte, sich einbildete, vom Anblick eines einfachen Sterns Trost gespendet zu bekommen! Vielleicht verfiel ich tatsächlich dem Wahnsinn. In der Royal Navy gab es viele verrückte Kapitäne, an Bord von der Roscommon diente einer von ihnen.
    Die hagere Gestalt Doktor Hastings trat heran, als ich mich von den Seesoldaten abwandte. Er verzerrte kurz das Gesicht und blickte dann weg. Das erleichterte mich. Ich konnte seine verdammten glasigen Augen nicht ausstehen!
    Demonstrativ zog ich meine Uhr aus der Tasche und konsultierte sie. Nun war das eine für mich völlig ungewöhnliche Handlung. O ja, ich kontrollierte die Zeit, die zum Segelsetzen benötigt wurde, wie schnell man die Kanonen lud und abfeuerte. Diese Uhr beherrschte das Leben der Matrosen. Aber jetzt, da wir tatsächlich in die Schlacht segelten, war nicht die Zeit für auffallende Gesten dieser Art. Dieser Gedanke ließ mich die Uhr sofort wieder wegstecken. Ich ging an Deck auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Blick auf die Umgebung gerichtet. Alles Rituale eines Schiffsoffiziers im Dienst.
    Der Franzose, der auf uns zuhielt, führte achtzig verdammte Kanonen an Bord.
    Wir würden kämpfen. Uns blieb keine andere Wahl. Alle geheiligten Traditionen der Royal Navy, die dieses Schiff und die anderen Schiffe verkörperten, ließen keine andere Handlung zu. Natürlich würde es in dem sturen Kopf unseres verrückten Kapitäns auch keinen anderen Kurs geben. Also verdrängte ich die seltsame Halluzination nicht korrekt gekleideter Seesoldaten und warf einen langen Blick auf den Franzosen.
    Das Schiff bot einen herrlichen Anblick, das war nicht zu leugnen. Es schien auf dem Wasser zu leuchten, der Wind blähte die Segel prall auf und trieb es uns entgegen. Es trug achtzig Kanonen, und sein Kapitän konnte sich gute Aussichten gegen ein altes Vierundsiebzig-Kanonen-Schiff ausrechnen. Aber der Unterschied lag nicht nur in den sechs Geschützen. O nein! Der Franzose war brandneu und beträchtlich größer als wir, vor allem was Länge und Breite betraf. Das Schiff war mit langläufigen Zweiundvierzigpfündern und Vierundzwanzigpfündern ausgerüstet, gegen die unsere Bestückung unterlegen war. Es war massiv gebaut, aber dennoch so genau balanciert, daß es eine der besten schwimmenden Festungen darstellte. Die Besatzung war sicherlich weitaus umfangreicher als unsere, litt die Royal Navy doch unter chronischem Mangel an Männern. Ich bemerkte, daß ich bei dem Anblick unwillkürlich die Fäuste geballt hatte.
    »Sie mögen die Franzosen wohl nicht, Mr. Prescot.«
    Doktor Hastings trat wie ein Spatz an meine Seite. Er starrte mich auf seine beunruhigende Art an. Merkwürdigerweise entdeckte ich in diesem Blick eine gewisse Berechnung.
    »Was hat das damit zu tun?« Ich wandte mich von ihm ab und sah wieder zu dem Franzosen hinüber. »Sie sind ein hinterlistiger Haufen, das schon, aber ...«
    Ich schloß den munter drauflos plappernden Mund. Ich würde ihm nicht erzählen, daß die Franzosen ein tapferes und entschlossenes Volk waren, das uns oft genug eine blutige Nase verpaßt hatte. Diese Art aufrichtige Würdigung unseres Gegners Monsieur Crapaud befand sich nicht in Einklang mit den Vorstellungen dieses Zeitalters. Es hieß immer nur ›Ein Engländer ist drei Froschfresser wert‹ und ähnlich absurden Unsinn. Ich hatte mich immer bemüht, meine Lippen bei derartigen Themen verschlossen zu halten, und es gab keinen guten Grund, diesen Grundsatz jetzt zu
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