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48 - Die Fehde von Antares

48 - Die Fehde von Antares

Titel: 48 - Die Fehde von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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legte ich einen schnellen Schritt vor. Der Weg wurde beschwerlicher, was an den zu Boden gefallenen Ästen und den vielen Schlingpflanzen lag. Ich verspürte nicht das geringste Verlangen, noch tiefer in den Wald vorzudringen, wollte aber auch nicht, daß wir den Kriegern am Strand unsere Anwesenheit enthüllten.
    Nun war dieser einfältige Doktor Brighton vermutlich gar nicht so dumm. Offensichtlich wußte er nur nichts über Pistolen. Er hatte nur helfen wollen. Ich beruhigte mich wieder und verlangsamte meinen Schritt. Brighton kannte meine scharfen Ohren wohl nicht, denn er murmelte vor sich hin, wie es bei hilflos wütenden Leuten üblich ist. Ich gewann den deutlichen Eindruck, daß seine Wut nicht auf mich gemünzt war, nein, er schien auf sich selbst wütend zu sein.
    Das zusammenhanglose Gemurmel machte einem verständlichen Satz Platz. »Ich fürchte, ich muß wieder von vorn anfangen.« Dann hörte ich ihn sagen: »Eine außerordentlich ermüdende Geschichte.«
    Das stimmte allerdings, der Weg über den Waldboden war beschwerlich.
    Da kam mir ein faszinierender und nicht einmal völlig abwegiger Gedanke. Vielleicht hatte der Sturm andere Schiffe auf die Küste zugetrieben. Ich sah sofort zum Meer hinüber; der Horizont war ein silberner Strich, der das Blau der See und des Himmels voneinander trennte. Kein noch so kleiner Fetzen Segeltuch war in Sicht.
    Der Schiffsarzt nörgelte weiter vor sich hin, während ich den leeren Ozean absuchte. Plötzlich stieß er einen lauten Schrei aus, dem ein dumpfes Dröhnen folgte. Ich fuhr herum.
    Brighton war über eine Schlingpflanze gestolpert und der Länge nach hingeschlagen. Nun versuchte er wieder auf die Füße zu kommen, wobei er sich aber nur noch mehr in den Schlingpflanzen verhedderte. Er fluchte lauthals, ordentliche Seemannsflüche, zwischen die sich seltsame, barbarisch klingende Namen mischten, die mir völlig unbekannt waren.
     

     
    Ich erreichte ihn, verbarg die herzlose Belustigung über seine Notlage, zerriß die Schlingpflanzen, packte ihn unter den Achseln und stellte ihn auf die Füße. Dabei fiel mein Blick zufällig auf den Ozean.
    Ich starrte wie ein Verrückter auf die Wellen, den Schiffsarzt noch immer im Griff.
    Kaum eine Meile vom Strand entfernt erhob sich eine Hügelkette aus dem Wasser, grüne Hügel voller Bäume und Flüsse, die in hübschen Wasserfällen in die Tiefe stürzten.
    Der Horizont, der mir in den vielen Jahren auf See so vertraut geworden war, war nicht länger da. Hügel!
    Hügel, die aus dem atlantischen Ozean ragten!
    Die Sonne mußte mir die Sinne vernebelt haben. Ich schüttelte den Kopf, blinzelte und sah erneut hin. Die Hügelkette ragte noch immer aus dem Wasser. Und dann veränderte sich der goldene Sonnenschein. Direkt vor mir am Strand erstreckten sich verkürzte Schatten, allein von meiner Person verursachte Zwillingsschatten, von denen der eine einen rötlichen Farbton hatte, während der andere mit Grün durchsetzt war. Die in das rubinrote und smaragdgrüne Sonnenlicht getauchten Hügel kamen von Norden und Süden heran, um den Atlantik wie einen See zu umschließen.
    Die Anstrengungen forderten ihren Preis. Vielleicht war mein Verstand für die Sinnestäuschung verantwortlich und versuchte, der Realität zu entfliehen, vielleicht hatte ich zuviel Sonne abbekommen, vielleicht wurde ich auch einfach nur wahnsinnig.
    Doktor Brighton wand sich in meinem Griff und sah aufs Wasser.
    »Oh, bei Dokerty!« Zügellose Wut ließ seine schmale Gestalt erzittern. Er legte den Kopf in den Nacken und starrte mich an.
    Die seltsamen, glasig blickenden Augen fingen meinen Blick ein.

3
     
     
    Ich, Dray Prescot, Erster Leutnant auf der Roscommon, einem Vierundsiebig-Kanonen-Schiff Seiner Britannischen Majestät, starrte in ungläubigem Staunen die Reihe Royal Marines an, die auf den Befehl »Klarschiff zum Gefecht!« antraten.
    Die Trommeln dröhnten und hallten durch das ganze Schiff. Männer schlugen Ketten an den Rahen und den Ersatzstags an und spannten Netze. Die Pulveraffen stellten Wassereimer bereit und streuten Sand an Deck. Die Kanonen wurden bereitgemacht, geladen und ausgerannt, Zwölfpfünder auf dem Oberdeck, Vierundzwanzigpfünder auf dem Geschützdeck, denn die Roscommon war ein löchriger alter Waschzuber, deren beste Tage lange vorbei waren. Mich umgab das pulsierende, geordnete Chaos einer Linie von Schlachtschiffen, die ins Gefecht segelten, doch ich starrte nur die rotberockten Seesoldaten
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