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48 - Die Fehde von Antares

48 - Die Fehde von Antares

Titel: 48 - Die Fehde von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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weit offen stand.
    »Ein schönes Paar, Mr. Prescot.«
    Ganz oben auf meinen spärlichen Besitztümern lag ein auf Hochglanz poliertes, offen stehendes Mahagonikästchen. Die beiden Duellpistolen sahen tatsächlich sehr beeindruckend aus. Die rote Samtunterlage war dick und üppig, die Pistolenläufe schimmerten im dunklen Blau überragenden Handwerkergeschicks, die Rahmen und Griffe glänzten mit einem satten Farbton, und die Schlösser waren wahre Wunder der Büchsenmacherkunst.
    Ich sah hin und schüttelte den Kopf.
    Diese Duellpistolen gehörten mir nicht, aber ich kannte sie. Doch bevor ich etwas sagen konnte, streckte Milius die knochige Hand aus und nahm eine der Pistolen. »Ich muß mich zuerst um Ihren Arm kümmern, Mr. Prescot, aber danach stünde ich wirklich tief in Ihrer Schuld, wenn Sie mir etwas über diese Waffen erzählen würden.«
    Er wog sie einen Augenblick lang in der Hand, wobei er sie auf eine seltsam unbeholfene Weise hielt, und legte sie dann in ihren Kasten zurück.
    »Dann wollen wir mal«, sagte er mehr zu sich selbst als zu mir. »Verbände, jawohl. Schere, jawohl.« Er wühlte in seiner Instrumententruhe herum. »Wo sind denn die Nadeln?«
    »Nadeln!« stieß ich hervor. »Verflixt noch mal, Doktor Milius, die Wunde wird doch wohl kaum so schlimm sein, daß sie genäht werden muß!«
    »Solche Nadeln meine ich nicht ...«
    Er sah flüchtig zu mir hoch, und sein frettchenhaftes schmales Gesicht veränderte auf nicht beschreibbare Weise seine Züge, bis es dem eines Dämons ähnelte.
    Ich blickte mich um. Jetzt wußte ich, was da die ganze Zeit an mir genagt hatte. Die Offiziersmesse konnte unmöglich so aussehen wie vor dem Gefecht. Als die Roscommon gefechtsbereit gemacht wurde, wäre hier alles weggeräumt worden.
    Er bemerkte, wie ich ihn ansah, bemerkte meinen Gesichtsausdruck.
    »Was zum Teufel geht hier vor?« brüllte ich los.
    Der Schiffsarzt richtete sich auf.
    »Bei Dokerty!«
    Er wandte sich zu mir, und der seltsame gläserne Blick bohrte sich durchdringend in meine Augen.

2
     
     
    Ich, Dray Prescot, Erster Leutnant auf der Rockingham, einem Vierundsiebzig-Kanonen-Schiff Seiner Britannischen Majestät, mußte mit wilder, hilfloser Wut der Zerstörung meines Schiffes zusehen. Die Rockingham war dem Untergang geweiht. Riesige, dunkelgrüne, mit Schaumkronen versehene Wellen schlugen über ihr zusammen; ihre Masten fehlten, ihr Rumpf zerbrach, und der an Bord befindliche menschliche Abschaum wurde mit der rohen Unmenschlichkeit eines gleichgültigen Schicksals von Deck gerissen.
    Leewärts lauerte bedrohlich die Küste Westafrikas.
    Wasser strömte kaskadenartig an Bord und spülte die Trümmer der Schlacht in die Speigatten. Der Lärm war so gewaltig, daß er die Sinne eines jeden Mannes betäubte. Das Schiff schaukelte unaufhörlich auf und nieder, über uns zog sich die Finsternis der Höllentore zusammen, und das Ende konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Das Gefecht, das wir gerade ausgetragen – und gewonnen, verdammt, gewonnen – hatten, hatte uns den Untergang gebracht. Der Sturm gehörte zu den schlimmsten seiner Art, die ich in den vielen beschwerlichen Jahren auf See erlebt hatte. Von den Kugeln des Froschfressers verkrüppelt und vom Sturm gepeitscht, wurden wir hilflos umhergetrieben.
    In diesen letzten Augenblicken, bevor wir strandeten, hatte ich Zeit, mein Leben Revue passieren zu lassen. Nicht daß es da etwas Besonderes gegeben hätte, und etwas Schönes war mit Sicherheit auch nicht dabei. Beschwerlich, ja, das war mein Leben gewesen. Dies war das Jahr von Trafalgar, und wieder einmal war ich enttäuscht worden. Kapitän Anstruher war vor kurzem über Bord gespült worden. Es fiel mir schwer, Mitleid für ihn zu empfinden, denn er hatte mir das Leben zur Hölle gemacht.
    Das Heck der Rockingham schwankte wie ein Pendel, die Wellen türmten sich ehrfurchtgebietend in die Höhe. Die See würde das Schiff von hinten unter sich begraben, und wenn das nicht geschah, zerschlug sie uns eben in tausend Stücke. Dann allerdings würden wir niemals an der Küste stranden.
    Das Inferno verhinderte jeden Blick auf die Sterne. Und so blieb mir sogar dieser seltsame, unbegreifliche Trost verwehrt, den mir der Anblick des roten Lichtflecks namens Alpha Scorpii, Antares, spendete. Schon seltsam, wie dieser Stern es geschafft hatte, meine innersten Gedanken zu beherrschen.
    Einige der Matrosen versuchten, sich an den Decksaufbauten festzubinden. Andere
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