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48 - Die Fehde von Antares

48 - Die Fehde von Antares

Titel: 48 - Die Fehde von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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entdeckter Leuchtturm, der mich auf seltsame und unbegreifliche Weise anlockte. Seit in meiner Kindheit mein Vater von einem Skorpion getötet worden war, schien dieser rote Leuchtfleck am Himmel eine verborgene Bedeutung für mich zu haben.
    Eine Stimme neben mir sagte: »Sie sind verwundet, Mr. Prescot. Lassen Sie sich von mir helfen.«
    Einen Augenblick lang war ich wie benommen, dann drehte ich mich um. Der Schiffsarzt, ein ständig eingeschnappter, seltsamer kleiner Mann, griff nach meinem Arm. Zu meiner Überraschung entdeckte ich Blut auf dem Hemdärmel. Den Rock hatte ich schon vor langer Zeit ausgezogen. »Kommen Sie unter Deck, Sir. Das muß verbunden ...«
    »Das ist nur eine Schramme. Vielen Dank, Doktor. Ich habe Nottakelage anzuschlagen.«
    Der Schiffsarzt, Dr. Milius, schüttelte den schmalen Kopf. Sein hageres Gesicht verzog sich ärgerlich. Ich versuchte, den Blick von ihm abzuwenden, denn er hatte die seltsamsten Augen, die man sich nur vorstellen konnte. Sie waren farblos, wie Glas, und schienen mich durchbohren zu wollen.
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Sir, wenn Sie nach unten mitkämen.«
    Ich verspürte keinen Schmerz im Arm und wußte auch nicht, wo ich mir die verdammte Verletzung geholt hatte. Im Schein der Lampen summte die Roscommon förmlich vor Betriebsamkeit. Diese Mannschaft war von mir persönlich ausgebildet worden und wußte, was sie zu erwarten hatte, wenn sie ihre Pflichten vernachlässigte. Natürlich ragte über allem der verrückte Kapitän wie ein lauerndes Ungeheuer. Die nun zu bewerkstelligende Arbeit war mir durch die vielen auf See verbrachten Jahre vertraut, und ich wußte, daß die Männer trotz Erschöpfung die Behelfsrahen und das Segeltuch in kürzester Zeit anbringen würden. Trotzdem konnte ich hier jetzt nicht weg.
    »Kommen Sie, Sir, ich bitte Sie.« Milius streckte die Hand aus.
    Er befleißigte sich der nötigen Höflichkeit, also konnte ich nichts dagegen sagen. Wenn der Kapitän sagte, er sei einem sehr verbunden, wenn man seinen Wünschen nachkäme, hatte das die gleiche Wirkung, als würde der Stock des Bootsmanns wuchtig auf das Hinterteil eines Arbeitsscheuen herabsausen. Ich öffnete den Mund, und Milius wandte sich jäh ab. Er schlurfte in seinem merkwürdigen vogelähnlichen Gang zum Kapitän hinüber. Was dort gesagt wurde, konnte ich nicht hören.
    Kapitän Parson sah zu mir herüber. »Mr. Prescot! Würden Sie sich freundlicherweise unter Deck begeben, Sir, und Ihre Verletzung verbinden lassen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Das geordnete Chaos an Deck durfte ohne Aufsicht zurückgelassen werden. Man gestattete mir, mich unter Deck in die Offiziersmesse zu begeben. Erstaunlich! Was zum Teufel hatte der Arzt unserem verrückten Kapitän erzählt?
    Die Offiziersmesse sah noch genauso aus, wie ich sie in Erinnerung hatte, als ich bei Gefechtsbeginn an Deck gegangen war. Es hatte keine einzige Kanonenkugel eingeschlagen. Das Gefecht selbst gehörte bereits der Vergangenheit an, der Franzose war mit Hilfe des Sturms als halbes Wrack in die Nacht geflohen. Ich verspürte den übermächtigen Ärger eines Mannes, dem man sein ehrlich verdientes Prisengeld vorenthalten hatte.
    Auf dem Weg zu meiner winzigen Kabine abseits der Offiziersmesse dachte ich über die merkwürdige Tatsache nach, daß ich der festen Überzeugung gewesen war, wir hätten den Froschfresser erobert. Monsieur Jean Crapauds blau-weiß-rote Flagge flatterte noch an dem ihm einzig verbliebenen Mast, als ich bereits das Gewicht des Goldes in meinen Taschen gespürt hatte. Da hatte er zurückgeschlagen.
    »Der verfluchte Froschfresser«, knurrte ich wütend. »Jede Wette, daß der sich jetzt ins Fäustchen lacht.«
    Der Arzt zog den blutgetränkten Ärmel zurück. »Sie mögen die Froschfresser wohl nicht.«
    »Sie mögen? Was hat das denn damit zu tun? Wir befinden uns im Krieg mit ihnen. Und das ist es auch schon.«
    Er gab ein unverbindliches Grunzen von sich und ging los, um seine Instrumententruhe zu holen. In den paar Minuten seiner Abwesenheit goß ich aus dem Krug etwas Wasser in die Schüssel. An meinem Arm war Blut, doch ich spürte keinerlei Verletzung.
    Als Milius zurückkehrte, klappte ich den kleinen, an Scharnieren befestigten Tisch herunter. Das Gefühl, daß irgend etwas, irgendeine Kleinigkeit, nicht stimmte, nagte an mir. Der Arzt stellte die Truhe auf den Tisch und öffnete den Deckel. Dann zeigte er mit dem knochigen Zeigefinger auf meine Seemannskiste, deren Deckel ebenfalls
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