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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens
Autoren: Karl May
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wurde beschlossen, daß ‚Bärenherz‘ zu seinen Apachen gehen solle, um sie über sein Wegbleiben zu beruhigen, und jenseits des Gebirgszuges auf die anderen zu warten. Er ging mit ‚Büffelstirn‘ ab. Beide suchten ihre Pferde auf, worauf sie sich trennten. ‚Büffelstirn‘ kehrte zu Sternau zurück.
    Während des Nachmittags und während der Nacht unterbrach nichts die Einsamkeit des Tales, auch fast der ganze Vormittag verging, aber um die Zeit des Mittage ließ sich Pferdegetrappel vernehmen. Sternau hatte für diesen Fall jedem seinen Posten angewiesen und den Befehl gegeben, zunächst die Pferde zu erschießen. Als sich das Geräusch vernehmen ließ, steckte sich ein jeder einzelne hinter einen der herumliegenden Felsenbrocken.
    Es erschienen die sechs Mexikaner an der Stelle, wo nach Westen hin das Tal sich wieder zum Paß verengte. Sie blieben halten, um das Tal zu überblicken. Als sie aber keinen ihrer Gefährten bemerkten, schwenkten sie in das kleine, enge Seitental ein. Kaum waren sie dort angekommen, so fielen vier Schüsse und darauf aus den Doppelgewehren noch zwei. Alle sechs Pferde bäumten sich empor und stürzten dann zur Erde; sie waren zu gut getroffen, als daß sie sich hätten wieder erheben können.
    Pferde und Reiter bildeten für einige Zeit einen Wirrwarr, den die vier Schützen augenblicklich benutzten. Sie sprangen herbei und schlugen die Mexikaner, noch ehe dieselben sich von den Pferden losmachen konnten, mit den Kolben zu Boden und banden sie mit ihren eigenen Lassos so, daß an eine Flucht nicht zu denken war.
    Der Anführer dieser Leute war derjenige, welcher auf der Hacienda del Erina als Lanzenreiter-Offizier erschienen war.
    „Jetzt sehen wir uns wieder, mein Bursche, und werden Abrechnung halten“, sagte Sternau zu ihm. „Du sollst nicht so bald wieder Gelegenheit finden, den Offizier zu spielen.“
    Der Mann warf einen haßerfüllten Blick auf ihn und antwortete:
    „Ich bin ein freier Mexikaner, mit mir hat kein Fremder Abrechnung zu halten.“
    „Ein freier Mexikaner?“ lachte Sternau. „Ich habe noch nicht gewußt, daß jemand, der in Fesseln liegt, frei ist. Wohin habt Ihr Eure Gefangenen gebracht?“
    „Das geht niemanden etwas an.“
    „Ich wiederhole meine Frage, aber nur dies eine Mal. Wo sind die Gefangenen?“
    „Ich sage es nicht!“
    Da zog ‚Büffelstirn‘ das Messer, hielt es ihm entgegen und sagte:
    „Wo ist Karja, meine Schwester?“
    Der Mexikaner schwieg trotzig; er kannte den Sinn der Indianer nicht. Der Häuptling der Mixtekas bemerkte mit ruhiger Stimme: „Antworte!“
    „Ich sage nichts!“
    „So brauchst du nicht zu leben. Nur die Toten schweigen, und wer schweigt, soll tot sein. Aber dein Tod soll nicht schnell sein, sondern du sollst ihn langsam kommen sehen.“
    Er setzte ihm das Messer auf den Unterleib und riß ihm denselben mit einem raschen Schnitt auf, so daß die Eingeweide sofort aus der Wunde hervorquollen. Der Mann stieß einen Schrei des Entsetzens aus. Er sah, daß er unvermeidlich dem Tod verfallen sei, und rief:
    „Verdammte Rothaut, nun sollst du erst recht nichts erfahren!“ Und sich an seine Gefährten wendend, setzte er hinzu: „Tausendmal verflucht sei der von Euch, welcher sagt, wohin wir die Gefangenen geschafft haben!“
    „So werden sie alle sterben, gerade wie du!“ sagte ‚Büffelstirn‘ kaltblütig.
    Er setzte das Messer dem zweiten auf den Leib und fragte:
    „Wirst auch du schweigen, oder sagst du mir, wo sie sind?“
    Der Mann besann sich nur eine Minute lang; er wollte gern sein Leben retten, aber der Fluch des anderen hatte ihn eingeschüchtert. Diese Minute entschied über ihn; sie dauerte dem Mixteka zu lange; er senkte sein Messer in den Leib des Mexikaners und sofort quollen auch dessen Gedärme durch die fürchterliche Wunde.
    „Ihr sollt sterben wie die Hunde“, sagte ‚Büffelstirn‘. „Ihr sollt Eure Kaldaunen sehen und zählen, bis der Brand Euch tötet. Sprich, Hund, wo sind die Gefangenen!“
    Während die beiden Aufgeschlitzten vor Schmerz und Todesangst ächzten und wimmerten, setzte er bereits dem dritten das Messer auf den Leib.
    „Ich will es sagen!“ rief dieser eilig.
    „Schweig!“ brüllte der Anführer.
    „Daß ich ein Esel wäre!“ antwortete der Mann. „Ich will leben und nicht sterben nur dir zuliebe!“
    „So möge dich die Hölle verderben, schuftiger Verräter!“
    Der Sprecher, der jetzt sah, daß er sein Leben nutzlos geopfert hatte, schäumte vor
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