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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens
Autoren: Karl May
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herüber?“ fragte ‚Büffelstirn‘.
    „Ein sehr trauriges Ereignis“, antwortete Sternau. „Die Hacienda del Erina ist überfallen worden.“
    „Von wem? Von diesen Mexikanern?“
    „Ja. Diese Schufte haben vier Personen gefangengenommen, nämlich Señor Mariano, Señor Helmers, Señorita Emma und Señorita Karja.“
    Die Indianer sind gewohnt, selbst der überraschendsten Nachricht mit stoischem Gleichmut entgegenzutreten, bei Nennung dieser Namen aber fuhren die Häuptlinge alle beide erschrocken empor.
    „Karja, meine Schwester?“ fragte ‚Büffelstirn‘.
    „Karja, die Blume der Mixtekas?“ rief ‚Bärenherz‘.
    „Ja“, antwortete Sternau.
    „Wie ist das gekommen? Waren keine Männer da?“ fragten die beiden wie aus einem Mund.
    „Es waren alle Männer da, aber –“
    „Nein, es können keine Männer dagewesen sein“, rief ‚Bärenherz‘. „Wie können Männer dagewesen sein, wenn man Gefangene fortzuschleppen vermag?“
    Der Umstand, daß er Sternau gar nicht ausreden ließ, gab eine Ahnung davon, wie sehr sein Herz noch heute an Karja hing.
    „Ich sage dem Häuptling der Apachen, daß ich selbst gefangen war“, sagte Sternau.
    „Der ‚Fürst des Felsens‘ war gefangen?“ fragte ‚Bärenherz‘ ungläubig.
    „Ja.“
    „Aber ich sehe ihn frei.“
    „Weil ich mich befreit habe. Die beiden Häuptlinge mögen hören, was geschehen ist.“
    Er erzählte in kurzen, gedrängten Worten das Erlebnis der letzten Tage. Als er geendet hatte, reichte ihm der Apache die Hand und bat:
    „Der ‚Fürst des Felsens‘ möge mir verzeihen. Im Dunkel der Nacht ist es leicht, den stärksten und tapfersten Helden hinterrücks niederzuschlagen. Jetzt aber wollen wir die Pferde verbergen, denn keiner weiß, wer kommen kann.“
    Sternau ging selbst mit, und die Pferde wurden in das Nebental geführt, wo man bei dieser Gelegenheit die drei Pferde der Mexikaner fand. Sie waren hinter dem Gebüsch verborgen, wo sie ruhig weideten. Die Mexikaner, welche wieder zu sich gekommen waren, wurden herbeigeschafft; Francesco blieb am Eingang des Seitentales als Wache zurück, und die übrigen hörten den Fragen zu, welche Sternau an die Gefangenen richtete.
    „Ihr gehört zu der Truppe Verdojas?“ fragte er.
    Keiner antwortete.
    „Ich sah Euch bei ihm, es hilft Euch weder das Schweigen, noch ein Leugnen etwas“, sagte er. „Aber ich will Euch bemerken, daß Ihr Euer Schicksal verschlimmert, wenn Ihr hartköpfig seid. Weshalb bleibt Ihr zurück?“
    „Verdoja gebot es uns“, erwiderte der eine barsch.
    „Was solltet Ihr?“
    „Wir sollten Sie fangen oder töten.“
    „Das konnte ich mir denken. Aber getraut Ihr drei Euch denn wirklich an mich? Ihr habt mich ja kennengelernt. Töten war leicht, aber das Fangen wäre Euch schwer geworden.“
    „Wir dachten, Sie würden erst morgen hier vorüberkommen, und Verdoja wollte uns ja Hilfe senden.“
    „Ah! Es kommen noch Leute?“
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Vielleicht bereits morgen am Vormittag.“
    „Wie viele?“
    „Das wissen wir nicht.“
    „Wohin hat Verdoja seine Gefangenen geführt?“
    „Auch das wissen wir nicht.“
    „Lüge nicht!“
    „Glauben Sie, daß Verdoja uns solche Geheimnisse mitteilt?“
    „Hm! Aber diejenigen, welche morgen nach hier zurückkehren, werden es wissen?“
    „Jedenfalls.“
    „Wo wollen sie mit Euch zusammentreffen?“
    „Hier im Tal.“
    „Wieviel hat Verdoja Euch für den Raub versprochen?“
    „Dem Mann hundert Pesos.“
    „Es ist gut. Man wird über Euer Schicksal beraten.“
    Diese Beratung fiel für die beiden Gefangenen sehr ungünstig aus. Sternau hätte ihnen gern das Leben geschenkt, aber die beiden Häuptlinge gaben es nicht zu, und ‚Donnerpfeil‘ nebst Francesco schlossen sich ihnen an.
    Die Mexikaner wurden tiefer in das Seitental hineingeführt. Sternau blieb zurück, und als er zwei Schüsse fallen hörte, wußte er, wem sie gegolten hatten. Zu den beiden Toten wurde auch der Leichnam des dritten geschleift; man begrub sie gar nicht, sondern ließ sie den Geiern, welche sich bald versammelten, zum Fraß liegen.
    Jetzt waren sie zu fünf Mann versammelt und konnten auch von der Veranlassung sprechen, welche die Apachen herbeigeführt hatte. Sternau wußte nichts, als daß ein Leutnant mit einer Schwadron Lanzenreiter, welche zu Juarez hielten, in Monclova hielten.
    Verdoja hatte sechs Mexikaner bei sich. Selbst wenn diese morgen zurückkehrten, brauchte man sie nicht zu fürchten, und so
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