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44 - Die Intrige von Antares

44 - Die Intrige von Antares

Titel: 44 - Die Intrige von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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deren Schwung große Ähnlichkeit mit Brannomars Mund hatte – waren fest aufeinandergepreßt. Sie beachtete uns nicht weiter. Sie schlich durch das Gemach und schüttelte dabei den Morntarch. Der Stab war mit Bändern umwickelt, und an seiner Spitze hingen nur drei kleine Totenschädel an Seidenfäden. Sie verursachten dieses unheimliche, klappernde Geräusch, dem vermutlich nur die Zauberer etwas entnehmen können, die einen Morntarch für ihre Thaumaturgie benutzen. Sie roch nach Lavendelwasser, das sie allerdings etwas zu großzügig benutzt hatte.
    Sie ging einmal in dem Gemach herum. Larghos und ich blieben reglos stehen. Die meisten Kreger sind überaus vorsichtig, wenn sie es mit einem Vertreter der arkanen Künste zu tun haben. Brannomars Narbe hob sich pulsierend von der gebräunten Haut ab. »Besti!« sagte er scharf. »Schwester!«
    Die Zauberin ignorierte den Hyr Kov einfach und sah in jede Ecke. Ich fand die Atmosphäre in dem Gemach plötzlich unglaublich bedrückend. Brannomar biß sich in die Wange; er enthielt sich jeder weiteren Bemerkung. Als die seltsame weibliche Erscheinung anscheinend mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen zufrieden war, widmete sie Brannomar einen langen, berechnenden Blick.
    »Du bist schon immer ein leichtgläubiger Fambly gewesen, Bran.« Sie fuchtelte ihm mit dem Morntarch vor dem Gesicht herum, eine zugleich ärgerliche und resignierte Geste. »Doch deine Leichtgläubigkeit erstreckt sich leider nicht auf die Gebiete, auf denen sich deine geliebte Zwillingsschwester betätigt ...«
    »In Tolindrin sind die Ansichten des Königs maßgebend, Besti. Du und deinesgleichen werden nur so lange geduldet, wie ihr euch benehmt. Kein Zauberer darf ...«
    »Nun, Bruder, ich tue es aber! Ich weiß, daß der König tot ist. Und andere wissen es auch. Du schwafelst hier herum, und dieser rückgratlose, feige Zauberer Wocut, den man nach Sicce schicken sollte, hört die ganze Zeit über mit. Er hat eindeutige Spuren hinterlassen.«
    »Drajak, Wocut ist ein Zauberer in Diensten von Khon dem Mak«, sagte Larghos sofort. »Er soll über große Macht verfügen ...«
    »Ha!« spie diese bemerkenswerte Hexe Besti aus. Wider Erwarten war ihre Stimme nicht schrill. Sie erinnerte eher an das Wassergeplätscher an Stromschnellen. »Macht, die er dem leichtgläubigen San Nath dem Weitsehenden geraubt hat.«
    Dieser Wocut mußte der Zauberer sein, den ich zusammen mit Khonstanton und dem dicken Seneschall gesehen hatte. Falls er zugehört hatte – welchen Schaden konnte er schlimmstenfalls anrichten? Larghos sagte: »Sie haben nicht die Macht eines Zauberers aus Loh – nun, wer hat die schon? –, doch man sollte sich vor ihnen in acht nehmen, Drajak.«
    »Schön, dich kennengelernt zu haben, Sana Besti«, stieß ich hervor. »Los, komm schon! Zur Wachstube, Larghos! Brannomar – sag deinen Wachen Bescheid, daß wir unterwegs sind.«
    Der Hyr Kov sprang von seinem Sessel auf und lief uns zur Tür nach. »Verdammt, wartet auf mich!« rief er.
    So ist's schon besser, sagte ich mir. Er weiß wieder, daß er ein Kov ist.
    Die ersten Wachen, die sich unserem Lauf in den Weg stellen wollten, stießen wir einfach zur Seite. Doch da rief Brannomar auch schon stimmgewaltig seine Befehle, und ein Hikdar schloß sich uns an. Nun gab es keine Unterbrechungen mehr.
    Wir erreichten die Wachstube der Palastwache. Ich stürmte hinein und hielt sofort auf die Stelle zu, an der ich die Mahlzeit zu mir genommen hatte. Ein gemütlich aussehender Apim, dessen Fettleibigkeit die Eisenbänder seiner Rüstung einer ganz schönen Belastungsprobe unterzog und der sich gerade Palines in den breiten Mund stopfte, stotterte protestierend, als ich ihn kurzerhand von der Bank zerrte. Meine Hand schoß in die Spalte zwischen Sitz und Rückenlehne. Da hatte ich das verdammte Ding hineingestopft. Meine Finger ertasteten Staub, Brotkrümel, ein Stück schimmeligen, grünen Käse, etwas widerlich Klebriges – und sonst nichts. Verzweifelt zwängte ich die Hand tiefer und fing an, das Holz wegzureißen. Meine Bewegungen wurden immer hektischer, bis ich schließlich die Bank in ihre Einzelteile zerlegt hatte. Nichts!
    Ich hatte es in der Nacht, in der ich mich in die Gräben gewagt hatte, genau an dieser Stelle zurückgelassen. Bei den behaarten, pendelnden Brüsten der Heiligen Dame von Belschutz! Warum mußte ich mich immer in diese teuflischen Machtkämpfe verstricken lassen? Man hat mich im Verlauf meiner unbeständigen Karriere
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