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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III
Autoren: Karl May
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hinterlassen?“
    „Was versteht Ihr unter Immobilien?“ fragte er in wegwerfendem Ton.
    „Liegende Gründe, Häuser, Baustellen, Hypotheken, Nutzungsrechte, Realgerechtsame, Staatsrenten und so weiter.“
    „Das habe ich Euch nicht zu beantworten.“
    „So sage ich Euch, daß wir hier im Wilden Westen sind, wo es verschiedene sehr probate Mittel gibt, verweigerte Antworten dennoch zu erhalten. Ich werde Euch gleich eines zeigen.“
    Ich nahm meinen Lasso von der Hüfte. Als ich ihn um die Arme Murphys schlingen wollte, wehrte er sich dagegen.
    „Haltet still, sonst schlage ich Euch nieder! Hier sind wir nicht in New Orleans, wo Ihr den großen Gesetzesmann gegen mich und Winnetou aufspielen könntet. Hier gibt es andere Gesetze, welche ich Euch kennen lehren werde!“
    Ich hob ihn empor, schüttelte ihn in der Luft und steifte ihn so auf die Erde nieder, daß er laut aufschrie und nach Atem rang. Ich band ihm das eine Ende des Lassos um die an den Leib gedrückten Arme, befestigte das andere an dem Sattel des nächststehenden Pferdes und stieg auf. Zunächst im Schritt fortreitend, zog ich ihn hinter mir her; er konnte folgen; als ich aber zu traben begann, stürzte er und wurde geschleift. Da brüllte er:
    „Halt, halt! Ich will antworten!“
    Ich hielt an, zog ihn am Lasso auf und sagte:
    „Gut! Aber bei der nächsten Weigerung galoppiere ich. Merkt Euch das! Wenn dann Eure Knochen in Unordnung geraten, habt Ihr es Euch selbst zuzuschreiben.“
    „Ich antworte“, sagte er wütend. „Aber falls Ihr einmal nach New Orleans kommt, werde ich Euch zur Rechenschaft ziehen und bestrafen lassen!“
    „Schön, Mr. Murphy! Ich werde Euch die Gelegenheit sobald wie möglich bieten, denn ich habe die Absicht, die Meltons dorthin zu bringen, und da ich in dieser Sache auch einiges mit Euch auszuklopfen habe, so mögt Ihr dabei Eure Beschwerde anbringen. Ich meine aber, daß die dortigen Richter den Kuckuck danach fragen werden, was hier in New Mexico oder Arizona geschehen ist; sie haben in ihrem schönen Louisiana mehr als genug zu tun. Also Antwort jetzt! Hat Mr. Hunter auch Immobilien hinterlassen?“
    „Ja.“
    „Es gibt natürlich ein Verzeichnis darüber?“
    Er schwieg. Sofort setzte ich das Pferd wieder in Bewegung.
    „Halt, halt, es gibt Verzeichnisse!“ rief er. „Im Testament und in den Nachlaßakten.“
    „So sorgt ja nicht etwa dafür, daß die Verzeichnisse verlorengehen! Man kann Euch auch in Louisiana an den Lasso knüpfen, aber nicht um den Leib, sondern um den Hals. Jonathan Melton hat die Immobilien natürlich versilbert?“
    „Ja.“
    „Da dies so schnell wie möglich geschehen mußte, sind die Immobilien verschleudert worden. Wer waren die Käufer?“
    Er wollte wieder nicht antworten, als ich aber schnell wieder in die Zügel griff, rief er:
    „Ich und andere waren es.“
    „Ah so! Bei den anderen habt Ihr den Unterhändler gemacht?“
    „Ja.“
    „Schöne Sachen das, Sir, sehr schöne Sachen! Kann Euch an den Kragen gehen. Also darum ist es Euch nachträglich so angst geworden, daß Ihr Euch zu den richtigen Erben nach Frisco aufgemacht habt! Jetzt ist mir die Reise sehr erklärlich. Werde Euch auch ein wenig als Gefangenen betrachten. Übrigens muß ich Euch ohnedies fragen: Wer hat verkauft?“
    „Melton.“
    „War er der rechte Erbe?“
    „Nein!“
    „Gelten also diese Käufe?“
    „Nein.“
    „Seht, wie gut und schnell Ihr antworten könnt, wenn Ihr an einem Pferd hängt! Die Kaufgegenstände müssen zurückgegeben werden, und zwar genau in dem Zustand, in welchem sie sich beim Verkauf befanden.“
    „Wer soll aber die Verluste tragen, Sir?“
    „Die Käufer natürlich. Sie haben sich von einem Schwindler betrügen lassen.“
    „Dann werde ich ein armer Mann!“
    „Schadet nichts! Ihr werdet durch ähnliche Geschäfte sehr bald wieder reich. Übrigens kann Euch der Verlust gar nichts schaden, da Ihr es seid, der zu den Betrügereien Meltons sein amtliches Ja und Amen gegeben hat. Für heute sind wir fertig. Später komme ich mit anderen Erkundigungen, da ich mit Freuden die Begeisterung sehe, mit welcher Ihr dergleichen Auskünfte erteilt.“
    Ich stieg ab und band ihn los. Er lief fort und versteckte sich, so fern von mir, als er konnte. Nun ging ich zu Jonathan Melton, welcher gefesselt am Boden lag. Sein Gesicht war von dem Faustkampf mit dem Advokaten derb angeschwollen. Als er mich vor sich sah, drehte er sich auf die Seite.
    „Der Kriegszug ist zu Ende, Mr.
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