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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III
Autoren: Karl May
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Melton“, sagte ich. „Eure guten Freunde sind fort; sie haben Euch im Stich gelassen. Meint Ihr noch immer, daß Ihr mir entfliehen könnet?“
    Da drehte er sich hastig wieder herum, und schrie mich an:
    „Nicht nur entfliehen werde ich, sondern auch das Geld wieder bekommen.“
    „Gratuliere Euch im voraus dazu! Habe übrigens eine freudige Überraschung für Euch.“
    Ich gab, ohne daß er es hörte, den Befehl, seinen Vater über die Höhe herüberzuschaffen. Als man ihn brachte, kamen Franz Vogel und Martha mit. Der Alte wurde zu dem Jungen geführt. Als der erstere den letzteren erblickte, schien er zunächst vor Schreck stumm geworden zu sein; dann rief er aus:
    „Also doch, doch, doch! Du bist gefangen, auch gefangen! Wem hast du das zu verdanken?“
    „Dem da!“ antwortete Jonathan, nach der Stelle nickend, an welcher ich stand.
    „Dem deutschen Hund, dem wir überhaupt alles schulden! Wo hast du dein Geld?“
    „Es ist fort, der Deutsche hat es.“
    „Nein, nicht mehr. Vorhin habe ich es bei ihm gesehen; jetzt aber hat es dieser Musikant, dem wir in Albuquerque zugehört haben.“
    „Du irrst dich!“
    „Nein. Ich habe die Brieftasche bei ihm gesehen. Die Sängerin hat sie ihm gebracht; dann zählte sie das Geld.“
    „Ja, es ist so, Mr. Melton“, sagte ich zu Jonathan. „Die Lady und der junge Master sind, wie Ihr bereits wißt, die rechtmäßigen Erben Mr. Hunters. Darum habe ich ihnen die Brieftasche übergeben.“
    „Meinetwegen!“ lachte er höhnisch. „Sie werden sie nicht lange haben!“
    „Dann kommt sie wieder in Eure Hände, wie Ihr meint? Ich habe Euch schon einmal dazu gratuliert, und tue dies jetzt zum zweiten Male. Wenn Ihr sie dann habt, gratuliere ich zum dritten und letzten Male. Dabei wollen wir es jetzt bewenden lassen.“
    Während dieser kurzen Szene bemerkte ich, daß die Jüdin mit Jonathan Blicke des Einverständnisses wechselte. Sie schienen sich ausgesöhnt zu haben. Ich hatte sie in letzter Zeit nicht selbst beobachten können und mußte wissen, woran ich war; darum sagte ich kurze Zeit später, so daß niemand es hören konnte, zu ihr:
    „Señora, Ihre Yuma-Indianer sind mit den Mogollons fort; jedenfalls haben sie sich nach dem Pueblo gewendet. Möchten Sie nicht gern auch dort sein?“
    Sie sah mich fragend an. Sie sagte sich wohl, daß mich nicht eine freundliche Teilnahme zu dieser Frage treibe, konnte aber meine Absicht nicht erraten.
    „Wollen Sie mich vielleicht freigeben, daß ich ihnen dorthin folgen kann?“ antwortete sie.
    „Vielleicht.“
    „So haben Sie Ihre Ansicht über mich geändert!“
    „Das würde wohl nicht das Zeichen von Charakterschwäche sein.“
    „Ein Mann soll nicht heute so, und morgen anders denken!“
    „Auch wenn er sich heute irrt? Zum Eingeständnis eines Irrtums gehört wohl mehr Mut oder Überwindung, als zum Festhalten einer irrigen Meinung. Ich habe mich in Ihnen geirrt.“
    „Ah! Wieso?“
    „Indem ich Sie für schlecht hielt. Sie sind aber nur leichtsinnig.“
    „Das ist kein Kompliment!“
    „Soll es auch nicht sein. Sie haben sich nicht aus Bosheit, sondern aus Liebe an Jonathan Melton gehängt; Ihre Schuld oder vielmehr Mitschuld ist also nicht so schwer, wie ich bisher angenommen habe. Sie sind jetzt schon bestraft genug; ich will Sie nicht noch unglücklicher machen und Sie mitnehmen, um Sie den Gerichten auszuliefern. Sie sind frei. Sie können gehen, wohin Sie wollen.“
    Diese Worte hatten eine ganz andere Wirkung, als man, wenn man nicht meiner heimlichen Ansicht war, hätte erwarten sollen.
    „Ich bleibe!“ antwortete sie kurz und entschlossen.
    „Welchen Grund haben Sie dazu?“
    „Ich gehöre zu Jonathan. Wo er ist, da bin ich auch, und wo er hingeht, da gehe ich auch hin.“
    „Die reine Ruth! Leider aber heißen Sie Judith. Gestern hätten Sie einander beinahe umgebracht, und heute wollen Sie nicht von ihm lassen. Diese plötzliche neue Anhänglichkeit muß einen guten Grund haben. Darf ich ihn vielleicht erfahren?“
    „Wenn Sie ihn wissen wollen, so raten Sie. Sie sind doch sonst so klug, warum nicht auch hier in diesem Fall?“
    „Auch hier!“
    „So? Nun, so sagen Sie doch einmal!“
    Sie sah mir dabei mit einem solchen Hohn in das Gesicht, daß ich beschloß, meinen Vorsatz auszuführen. Ich antwortete:
    „Als Sie glaubten, das Geld sei im Wasser verschwunden, war es mit Ihrer Liebe aus. Jetzt wissen Sie, daß Mr. Vogel es besitzt, und Jonathan behauptet, daß er es wiederbekommen
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