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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III
Autoren: Karl May
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werde; sofort ist die alte Liebe und eine neue, rührende Anhänglichkeit wieder da. Ich kann Sie unterwegs unmöglich so streng halten, wie die männlichen Gefangenen; vielleicht gelingt es Ihnen, sich in einem unbewachten Augenblick von Ihren Fesseln zu befreien; dann ist es Ihnen leicht, auch Jonathan freizumachen; das geschieht natürlich in der Nacht; Sie nehmen Mr. Vogel das Geld ab, und verschwinden beide damit. Was sagen Sie zu dieser meiner Gedankenleserei?“
    „Daß – daß sie nichts wert ist.“
    Sie antwortete stockend; ich hatte also wohl das Richtige getroffen. Darum fuhr ich fort:
    „Wert oder nichts wert, ich werde danach handeln. Ich gebe Sie frei.“
    „Ich will aber nicht frei sein!“
    „Schön! Das steigert meinen Verdacht. Ich sollte Sie allerdings mitnehmen, denn Sie haben Strafe verdient; aber ich müßte Sie doppelt beaufsichtigen lassen, und so ist es bequemer für uns, wenn wir uns Ihrer entledigen.“
    „Das bringen Sie nicht fertig. Weisen Sie mich immer fort; ich bleibe hier!“
    „Mr. Dunker!“
    Der lange Dunker kam herbei.
    „Mr. Dunker, getraut Ihr Euch, diese Lady, auch wenn sie sich dagegen wehren sollte, zu Euch auf das Pferd zu nehmen?“
    „Mit Vergnügen!“ lachte er. „Je mehr sie sich wehrt, desto lieber ist es mir. Werde ein sehr stilles und ruhiges Tabaksbündel aus ihr machen. Soll ich?“
    „Ja. Nehmt Euch zwei Nijoras mit, die Euch helfen können. Ihr reitet nach der ‚Quelle des Schattens‘; dorthin sind die Mogollons und die Yumas gezogen. Sobald Ihr auf solche Rote trefft, übergebt Ihr ihnen die Lady und kehrt dann schnell zurück.“
    „Well, soll prompt besorgt werden.“
    Da kam der Häuptling der Nijoras zu mir. Während ich mit ihm sprach, konnte ich beobachten, wie Judith sich gegen das Fortbringen wehrte. Dunker machte kurzen Prozeß mit ihr; sie wurde gebunden und in eine Schlafdecke gewickelt; die zwei Nijoras, welche ihm dabei halfen, hoben sie zu ihm aufs Pferd und ritten mit ihm davon.
    Der Häuptling legte mir die Frage vor, wo wir heute lagern wollten. Ich stimmte nicht dafür, hier auf der Platte zu bleiben, denn man konnte den Mogollons, obgleich sie entwaffnet waren, doch nicht recht trauen. Wenn sie des Nachts in Masse zurückkehrten, war, wenn auch keine Gefahr, aber doch große Störung zu erwarten. Dazu kam, daß es den Häuptling und alle seine Leute nach ihrem Dorf zog, und so wurde einstimmig beschlossen, dorthin aufzubrechen.
    Nach Verlauf einer Stunde waren wir marschbereit. Die erbeuteten Waffen und Pferde waren einstweilen verteilt worden; die Gefangenen hatte man auf die Sättel festgebunden; Martha saß in dem Wagen und ich auf dem Bock; es ging fort. Ein Roter aber blieb zurück, um den langen Dunker und seine beiden Begleiter nachzubringen.
    Es wäre überflüssig, die Fahrt, welche sehr beschwerlich war, zu beschreiben. Nach zwei Stunden kamen wir durch das schon wiederholt erwähnte ‚Dunkle Tal‘; später wurden wir von Dunker eingeholt – er hatte sich, wie er lachend erklärte, der Lady mit Eleganz entledigt und sie einigen sehr roten Gentlemen anvertraut – und ungefähr eine Stunde vor Abend sahen wir die Bewohner des Lagerdorfes der Nijoras uns unter lautem Jubel entgegenkommen. Sie waren durch einen uns voranreitenden Boten von unserer Ankunft unterrichtet worden.
    Es verstand sich ganz von selbst, daß der leichte Sieg heute und dann noch mehrere Tage gefeiert wurde. Winnetou, Emery, Dunker und ich waren hochangesehene Gäste. Wir wurden angestaunt und mit einer Aufmerksamkeit behandelt, als ob wir Abkömmlinge der Götter seien. Wir mußten fünf Tage bleiben, halb gezwungen und halb freiwillig, denn wir hatten uns wirklich einmal tüchtig auszuruhen, und vor uns lag noch ein weiter, weiter Weg.
    Die alte Kutsche war so baufällig geworden, daß wir sie zurücklassen mußten. Dafür bauten die Nijoras aus Stangen, gegerbten Häuten und Riemen eine allerliebste Sänfte für Martha.
    Am letzten Tag vor unserem Aufbruch ritt ein Trupp Nijoras auf die Antilopenjagd; wir blieben daheim. Als die Jäger zurückkehrten, erhob sich großer Lärm im Dorf. Wir hatten im Zelt des Häuptlings gesessen und traten hinaus, um die Ursache zu erfahren. Die Jäger hatten einen sonderbaren Fang gemacht; sie brachten keine Antilopen, sondern zwei Gefangene mit, nämlich einen Mogollon-Indianer und – eine weiße Squaw, Señora Judith genannt.
    Die Jäger waren eine Stunde von dem Dorf auf sechs Mogollons und die Jüdin
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