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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I
Autoren: Karl May
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begegnete ich einem einzelnen Indianer, welcher jedenfalls nach Almadén wollte, aber er traute sich nicht an mich heran, da er nur mir Pfeil und Bogen bewaffnet war und bei mir eine Flinte sah. Jedenfalls hat er in Almadén gemeldet, daß er mich gesehen hatte, und die beiden Wellers sind schnell hinter mir hergeritten. Was dann weiter geschah, das wissen Sie.“
    „Ja, das weiß ich, und was ich noch nicht weiß, das werden Sie mir sagen können. Oder fühlen Sie sich zu matt dazu?“
    Er hatte natürlich nur langsam und in Pausen gesprochen, versicherte aber:
    „Wenn ich leise rede, halte ich es noch länger aus. Ich habe einen Büffelschädel und werde den Hieb bald überwinden.“
    „Ja, die Wellers haben Ihren harten Schädel nicht gekannt und Sie für tot gehalten. Nun bitte ich, sich genau auf Almadén und Ihr dortiges Versteck zu besinnen und mir dasselbe zu beschreiben.“
    „Wir kamen über ein wüstes, wellenförmiges Land, welches eine Tagereise weit ist. Hinter demselben senkt sich der Boden ziemlich schnell und bildet eine weite, fast kreisrunde Vertiefung, welche früher ein See gewesen zu sein scheint. In diesem See hat eine große Felseninsel gelegen, welche heute das eigentliche Almadén darstellt und wie ein riesiger Felsenquader aussieht. Man kann auf zwei Seiten hinaufgelangen. Oben auf dem Plateau, fast auf der Mitte desselben, steht ein rohes Steinhaus, welches nur aus den vier Wänden und dem Dach besteht. In diesem Haus ist die Mündung des Schachtes.“
    „Von welchen beiden Seiten kann man nach oben?“
    „Von Nord und Süd. Die Ostseite steigt ganz lotrecht auf; an der westlichen kann man eine kleine Strecke emporgelangen, und da liegt auch mein Versteck.“
    „Wie kann ich es am besten finden?“
    „Fast genau in der Mitte der Westseite liegt ein großer Felsblock, welcher sich vor Zeiten, wie man sieht, oben losgerissen hat und herabgestürzt ist, hart an der eigentlichen Wand des Berges; links schließt er fest an dieselbe an, während er rechts mit ihr eine breite Lücke bildet, welche aber ganz mit Geröll ausgefüllt ist. Auf der ersteren Seite, also links, nördlich von dem Block, ist der Berg in der Weise aus- oder auch angewachsen, als ob früher ein Wasser von oben herabgeflossen wäre. Das Wasserbett windet sich bald nach der einen, bald nach der anderen Seite, und um zwei dieser Ecken, welche dadurch gebildet werden, bin ich damals gerannt, als ich verfolgt wurde und plötzlich in der Erde verschwand. Sie können gar nicht fehlgehen.“
    „Ich muß also links von dem Felsblock in dem früheren Wasserbett aufwärts steigen?“
    „Ja. Sie sehen es schon aus der Ferne ganz deutlich liegen. Auf der dritten Windung bin ich eingebrochen. Das Loch ist nicht ganz offen. Ich habe es, ehe ich ging, soviel es mir möglich war, mit Steinen zugedeckt; aber das Auge von Old Shatterhand wird die Stelle sofort entdecken.“
    „Und der Gang oder Stollen, in welchem Sie sich befanden, ist gemauert?“
    „Da, wo ich eingebrochen bin, ja; das konnte ich sehen, weil ich durch das Loch Licht von oben hatte. Ob es weiterhin auch noch Mauer gibt, kann ich nicht genau sagen.“
    „So weiß ich in dieser Beziehung genug und möchte nun nur noch eins fragen: Ihre liebe Judith ist frei, wie Sie mir erzählen. Wo befindet sich denn ihr Vater, der frühere Pfandleiher und Rauchwarenhändler?“
    „Im Schacht gefangen wie die übrigen.“
    „Und Judith hat für ihren Vater kein gutes Wort eingelegt?“
    „Nein.“
    „So nehmen sie es mir nicht übel: sie hat zwar ein reizendes Äußeres, ist aber ein unnatürliches Geschöpf. Sollte sie mir in die Hände geraten, so werde ich wohl nicht allzu zart mit ihr umspringen.“
    Da fragte der nicht nur am Kopf, sondern immer noch auch im Herzen verwundete Herkules schnell und besorgt:
    „Sie wollen ihr doch nichts tun?“
    „Was das betrifft, so gestehe ich aufrichtig, daß ich, wenn sie ein männlicher anstatt ein weiblicher Taugenichts wäre, für nichts, auch nicht für einen tüchtigen Stock gutstehen würde.“
    „Um Gottes willen, sprechen Sie nicht so! Wie ich Sie kennengelernt habe, so zweifle ich keinen Augenblick, daß sie mit Melton in Ihre Hände geraten wird. Welch ein Jammer, wenn Sie sie dann prügeln lassen! Bedenken Sie, daß Sie meine Braut war!“
    „Die Sie schmählich verraten und verlassen hat! Der Jammer könnte ihr gar nichts schaden und würde ihr sehr wahrscheinlich besser bekommen als das ewige trostlose Anhimmeln
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