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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia
Autoren: Alan Burt Akers
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kannst du mir von dir erzählen.«
    Und er berichtete – nicht daß es viel zu erzählen gab. In früher Jugend verwaist und auf einem Bauernhof an die Arbeit geschickt, hatte er sich sein ganzes Leben um Tiere gekümmert. Sein Zwillingsbruder Nol, der sich als Schleuderkämpfer verdingt hatte und inzwischen alle möglichen Zunamen tragen mochte – war ihm eine Quelle ständiger düsterer Vorahnungen.
    »Warum, Lon?«
    »Na, Soldaten fallen, meine Dame.«
    »Ach, aye, das tun sie natürlich. Aber das gleiche gilt für Tierpfleger, die nichts von ihrer Arbeit verstehen.«
    »Meine Dame!« Lon empfand eine tiefe Enttäuschung, die ihm eigentlich fremd hätte sein müssen. Die Großen im Lande finden immer jemanden, dem sie die Schuld geben können, und suchen sie niemals bei sich selbst. »Ich bin nicht für den Umgang mit wilden Tieren ausgebildet – um so besser verstehe ich mich auf Quoffas oder Mytzers oder Zorcas oder ...«
    »Ich weiß, Lon. Ich mache dir ja auch keine Vorwürfe. Nichts liegt mir ferner.«
    »Man hätte die Gefangenen nicht so dicht bei den wilden Tieren marschieren lassen sollen, außerdem ...«
    »Außerdem waren die Käfige ein Witz. Ja, das habe ich mir so gedacht. Aber, Lon die Knie, findest du es nicht seltsam, daß so viele wilde Tiere entkommen sind – alle gleichzeitig?«
    »Ich habe gesehen, wie der Churmod die Gitterstäbe durchbrach. Es war erschreckend.«
    »Ganz bestimmt. Trotzdem vermute ich, daß eine helfende Hand die Stäbe der Käfige gelockert hat – nicht bei dir, Lon, glaube mir, das wollte ich nicht andeuten.«
    Angesichts seiner normalen Einstellung gegenüber den Großen und Mächtigen im Lande war es seltsam, wie leicht Lon ihr glauben wollte, wie gern er davon ausgehen wollte, daß sie die Wahrheit sagte. Er erkannte durchaus, daß sie eine höchst bemerkenswerte junge Dame war.
    »Du fragst mich ja gar nicht nach meinem Namen, Lon.«
    »Der ist jenseits meiner Reichweite, meine Dame, und das weißt du.«
    »Ach ... verstehe. Ja. Ich bin eine Jikai-Vuvushi und bin rauhe Sitten gewöhnt. Nun also, Lon die Knie, ich bin Lyss die Einsame – ja, das ist einer der Namen, unter dem man mich kennt.«
    Ernsthaft sagte Lon: »Llahal und Lahal, Lyss die Einsame. Nun haben wir angemessen das Pappattu vollzogen.«
    »Lahal, Lon.«
    Die gegenseitige Vorstellung war geschafft.
    Herr Cedro ächzte und begann sich herumzuwälzen, doch Lyss schob ihn fort, um nicht mit seinem Erbrochenen in Berührung zu kommen.
    Dieser Gestank und der Blutgeruch in dem Zimmer erzeugten in Lon ein Gefühl der Schwäche. Immerhin war er eher die Gerüche eines Bauernhofes gewöhnt.
    Lyss ging zum Fenster und schaute hinaus. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Die Ungeheuer schleichen noch immer hochmütig herum. Von Menschen keine Spur – von lebenden Menschen, meine ich.«
    »Ach«, sagte Lon.
    »Bestimmt ruft der Kov schon seine Leute zusammen. Es dauert bestimmt nicht lange, dann kommen sie geritten und versuchen die Tiere einzufangen ...«
    »Dabei müßte ich ihnen helfen.«
    »Du bleibst hier und hilfst mir.«
    »Quidang * , meine Dame!«
    »Du wolltest also niemals Söldner werden?«
    »Ach, ich bin mit meinem Bruder Nol losgezogen. Man nahm ihn als Schleuderschwinger; mich aber schickte man lachend nach Hause. Trotzdem war ich schon in einer Armee – als Totrixpfleger.«
    »Jemand muß das tun, sonst könnte die Armee nicht reiten.«
    Nervös testete Lon das Band der Freundschaft, das er zwischen sich und der Fremden spürte: »Und du, meine Dame – bist du in vielen berühmten Schlachten gewesen?«
    »In einigen.«
    »Also ... ich verstehe.«
    »Eine Schlacht ist eine Schlacht, Lon. Eine unangenehme Sache.«
    »Ja, meine Dame.«
    Der Gedanke, daß ein Schlachtfeld eigentlich nicht der richtige Platz für eine junge Dame sei, konnte Lon den Knien oder seinen Zeitgenossen nur kommen, soweit er sich auf ein bestimmtes Mädchen bezog, eines, das einen besonderen Herzensplatz innehatte. Ganz allgemein waren Mädchen auf Kregen immer an Kämpfen beteiligt, und die Regimenter der Jikai-Vuvushis waren zurecht gefürchtet.
    Lon war es völlig zufrieden, darauf zu warten, daß Kov Vodun sie rettete. Lon zweifelte nicht daran, daß der Kov kommen würde. Er wußte inzwischen, daß der junge, unangenehme Herr Jen Cedro war, einer von Kov Voduns Neffen. Wenn der lachhafte Idiot bei seinem Onkel in hohem Ansehen stand, brauchte auf Rettung nicht lange gewartet zu werden. So vermutete Lon die
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