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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia
Autoren: Alan Burt Akers
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Knie.
    Außerdem – und bei diesem Gedanken verspürte Lon Unsicherheit – würde er dem Kov von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Vodun Alloran mochte über große Ländereien herrschen; das einfache Volk konnte während seines Lebens darauf hoffen, ihn allenfalls fünfmal zu sehen. Die Großen des Landes ritten in funkelndem Gold vorüber, umgeben von Trompeten und Bannern; die gemeine Herde jubelte in der Masse und sah nur das Blendwerk für die Augen.
    Nachdem sie sich überzeugt hatte, daß Cedro noch lebte, machte es Lyss offenbar nichts aus, daß er wieder bewußtlos wurde. Sie saß auf einem der Stühle, den sie zum Fenster herumgedreht hatte. Eine reglose, schlanke Gestalt in schwarzer Lederkleidung, und Lon spürte ein seltsames Stechen in sich. Wenn er nur ...!
    Nun ja, die fröhliche dicke Sendra unten in der Ledernen Flasche hatte ihn bisher recht gut behandelt, und wenn er die Augen schloß und seinen Träumen nachhing ...
    Aufklingendes Lärmen in der Straße verriet ihm, daß die Retter endlich gekommen waren. Hufgetrappel, das Wutkreischen von wilden Tieren, die von Schwertern und Pfeilen getroffen wurden, das schrille Geschrei von Männern und Frauen, die in einer Art Tötungsrausch handelten – all diese Laute drangen durch das Fenster herein. Lyss stand auf. Sie rückte Rapier und Main-Gauche zurecht, ergriff ihr kompaktes anderes Schwert und begab sich zur Tür.
    »Meine Dame!« Lon war dermaßen beunruhigt, daß ihn das Ausmaß seiner Gefühle erschreckte.
    »Ja?«
    »Du kannst doch nicht ... ich meine ... warum willst du gerade jetzt hinaus?«
    »Ich bin eine Jikai-Vuvushi.«
    Lon drückte das Rückgrat durch.
    »Aye! Und wahrscheinlich eine tote Jikai-Vuvushi, wenn du jetzt die Tür aufmachst – meine Dame.«
    Zum Glück sagte sie nicht: »Und was schert dich das?« Solche Banalitäten, das wußten beide, waren zwischen ihnen längst überwunden. Sie setzte ihr strahlendes Lächeln auf.
    »Ich glaube, daß deine berechtigte Sorge inzwischen unbegründet ist – hör doch!«
    Von der anderen Seite der Tür war deutlich zu hören, wie der zischende Churmod sein Leben aushauchte. Lon hatte keine Mühe, sich den Hagel der Armbrustbolzen vorzustellen, der das gespenstische silberblaue Fell zerfetzt haben mußte.
    Lyss öffnete die Tür.
    »Hai! Herr Cedro ist hier vorzufinden, unverletzt. Beeilt euch Famblys, nehmt ihn vorsichtig hoch, denn er ist ein naher Verwandter des hohen Kov.«
    Männer und Frauen, die eine Vielzahl bunter Uniformen trugen, betraten den Raum und begannen sich sofort um Cedro zu kümmern. Lon starrte auf die offene Tür.
    Vodun Alloran, Kov von Kaldi, Eroberer der Insel Rahartdrin, trat ein. Lons faszinierter Blick ruhte auf ihm, denn er hatte keine Ahnung, in welche Gefahren er sich mit seiner Neugier gegenüber einem hohen Herrn bringen konnte.
    Alloran sah aus, wie man sich einen Herrscher seiner Statur vorstellte. Seine Kleidung war prunkvoll; die normale Kleidung Vallias, braune Tunika und Hosen, hatte er abgelegt: Nun verliehen ihm Goldlitze, Federn und Löckchen eine blendende Pracht. Sein schlaues, vom Wetter gegerbtes Gesicht wirkte gewohnheitssmäßig streng, und die leuchtend braunen vallianischen Augen, hinter heruntergezogenen Lidern teilweise verborgen, verrieten etwas von dem zornigen Ehrgeiz, der in ihm tobte.
    Er trug ein Federbüschel, braun und grau gefärbt, in den Farben Kaldis, dazu die goldene Darstellung eines springen Meeres-Barynths, eines langen, geschmeidigen Ungeheuers der kregischen Meere. Sein persönliches Gefolge trug braun-grau abgesetzte Ärmel, wie es den alten vallianischen Sitten entsprach. Unter hängenden Lidern starrte er in die Runde und richtete abrupt den Blick auf Lyss.
    Sie war eine aufrechte, schlanke Gestalt in ihrem schwarzen Lederanzug.
    »Mein Neffe«, fragte der Kov, »ihm ist nichts geschehen?«
    »Es geht ihm gut, mein Kov, Lob sei Opaz ...«
    »Ja, er würde einer Horde Leems entrinnen, ohne sich auch nur einen Riß in seiner Kleidung zuzuziehen.«
    Lyss schwieg. Lon stand da und hatte das Gefühl, daß seine Zunge für seinen Mund zu groß werde.
    Alloran schaute in die Runde und zeigte dabei den abweisenden, verächtlichen Blick aller großen Männer dieser Welt.
    »Hier ist eine üble Tat begangen worden«, stellte er fest und sprach dabei durch zusammengebissene Zähne. »Ich werde dafür sorgen, daß die Schuldigen an den Fersen über der Burg aufgehängt werden, bis sie in Fetzen gerissen worden
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