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34 - Die Hexen von Kregen

34 - Die Hexen von Kregen

Titel: 34 - Die Hexen von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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hatten. O ja, wir waren wahrlich ein vornehmer Haufen geworden, Könige und Kovs, Herrscher und Edelleute – aber noch erinnerten sich meine Klingengefährten an die alten Zeiten, da wir selbst Sklaven gewesen waren, da wir durch das feindselige, aber wunderschöne Kregen gezogen waren, Tage, da wir nicht gewußt hatten, woher die nächste Mahlzeit kommen sollte, wohingegen uns ganz klar gewesen war, aus welcher Richtung uns das nächste Elend, der nächste Kummer ereilen würde.
    Im Leben eines Mannes sind Gefährten etwas Kostbares – etwas sehr Kostbares! Sie wiegen alles auf, was es in den sagenumwobenen Gärten von Hoi Parndole an törichtem Gold und Schmuck geben mochte. Nath na Kochwold war ein guter Gefährte, was er mir dutzendfach bewiesen hatte; doch kannte er mich vordringlich als Herrscher, als den Mann, der die Phalanx geformt hatte, auf die er so überaus stolz war; als den Mann, den er als Retter Vallias ansah. Er hatte nicht zusammen mit mir in Sklavenketten gelegen.
    So wischte ich mir den Staub vom Gesicht und von der Kleidung und brüllte: »Bringt das Schiff in die Luft, Famblys! Bratch! «
    Seg und Turko begriffen sofort, was ich wollte.
    Männer eilten an die Kontrollen. Zwei Jikai-Vuvushis liefen vorbei, entschlossen, das Steuerruder zu übernehmen und das Himmelsschiff emporzusteuern, unbehindert von den onkerischen Männern!
    Der hölzerne Schiffsleib ächzte. Der langgestreckte Rumpf erzitterte. Getragen von der Kraft, die von den beiden tief im Schiffsinneren ruhenden Silberkästen ausging, stieg der Segler in die Luft. Er war kein Voller, seine Silberkästen besaßen nicht die Kraft, das Gebilde vorwärtszutreiben. Die rätselhafte Kraft, gewonnen aus einer Mineralienmischung in einem Kasten und Cayferm in einem anderen, sorgte für den Auftrieb; für die Vorwärtsfahrt war das Schiff auf den magneto-ätherischen Kiel und den Winddruck in den Segeln angewiesen.
    Doch jeder, der so töricht war, sich an Deck zu begeben, um die Leinwand zu setzen, würde von einem Frosch von der Härte einer Kanonenkugel getroffen und getötet werden.
    Das Flugschiff stieg empor. Die Bewegungen der Schiffshülle verrieten, daß wir von der Brise fortgetrieben wurden. O ja, ich war ein Herrscher! Ich sagte etwas, und Männer und Frauen gehorchten. Doch allmählich war ich den Prunk und das umständliche Herrschergehabe leid. Je schneller mein Sohn Drak mir die Zügel dieses Amtes aus der Hand nahm, desto besser. Ich hatte mein Wort gegeben, die Aufgaben des Herrschers zu erfüllen. Ich hatte geschworen, das vallianische Volk – mein Volk – von den Sklaventreibern und Aragorn und Flutmännern zu befreien, von allen, die das Volk unterdrückten. War die Insel erst wieder vereinigt, nun ja, dann würde ich mich schleunigst aus dem Staub machen.
    Was Delia betraf, meine Delia aus Delphond, meine Delia aus den Blauen Bergen, die Herrscherin Vallias, so wußte ich, daß sie meine Gedanken teilte. Auch sie wollte frei sein von der Last des Reiches und mich auf meinen freien Wanderungen durch die lockenden Landschaften Kregens begleiten.
    Der Vorlca gewann an Höhe und bewegte sich mit der Brise. Aus einem Bullauge beobachteten wir den unglaublichen Regen, der sich aus Fröschen und Artverwandten zusammensetzte.
    Sollten Delia und ich auf neue Abenteuer ziehen, würde Seg Segutorio uns begleiten, dessen war ich sicher. Ich ahnte, daß auch seine neue Frau Milsi, Königin Mab aus Croxdrin, nichts gegen das muntere Leben eines Abenteurers einzuwenden hatte. Was für ein Leben würde das auch werden! Bei Zair, wir würden jeden Augenblick voll auskosten – aber taten wir das nicht auch in diesem Augenblick, bei allen Teufeln einer herrelldrinischen Hölle?
    Es gab eine kleine Atempause, während wir darauf warteten, daß der Vorlca von dem leichten Wind aus der Zone der stürzenden Frösche getrieben wurde, und ich konnte meinen Gedanken nachhängen. Ja, wir kosteten das Leben voll aus – aber zu wessen Gunsten? Ja, ich wollte Vallia vereint und befriedet sehen wie früher. Ja, mir ging es darum, daß sich alle Länder Paz' zu einer großen Liga zusammenschlossen, einer Allianz gegen die räuberischen Shanks, die unsere Küsten bestürmten und gnadenlos töteten. Ja, das stimmte alles. Doch manchmal kam mir diese Last wieder zu riesig, zu schwer vor. Manchmal fragte ich mich entsetzt, ob ich vielleicht schon abgestumpft war, ob mir vielleicht alle Menschen gleichgültig wurden außer mir, meinen Freunden und
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