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324 - Eine neue Chance

324 - Eine neue Chance

Titel: 324 - Eine neue Chance
Autoren: Michelle Stern
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ohne vom Streiter verfolgt zu werden. Zumindest diese kosmische Jagd war zu Ende, der Jäger gefallen.
    Dieses Wissen gab Grao’sil’aana eine tiefe Befriedigung. Zugleich warf es ihn in eine bodenlose Tiefe. Was sollte er nun tun? Wohin konnte er sich wenden? Es gab keine Aufgabe mehr. Auf die Dreizehn Inseln konnte und wollte er nicht zurück.
    Grao ging schneller. Um ihn her herrschte Weiß in Weiß. Es blendete ihn, und er verengte seine Pupillen, um nicht geblendet zu werden.
    Wind kam auf und wehte ihm Eiskristalle ins Gesicht. Er wusste, dass er eine Siedlung der Primärrassenvertreter erreichen musste. Dort würde er ein Transportmittel finden, das ihn von diesem erfrorenen Kontinent wegbringen konnte.
    Erst einmal raus aus der Kälte. Alles andere ergibt sich...
    Als Daa’mure war er ein Überlebenskünstler. Er würde es auch diesmal schaffen, dessen war er sicher. Oder redete es sich zumindest ein.
    Schritt für Schritt setzte er, hinterließ eine schnurgerade Spur im Schnee. Sie hatte nur wenige Minuten Bestand, bis sie vom stärker werdenden Wind zugeweht wurde...
    ***
    Matt führte Aruula in eines der Quartiere, die ursprünglich für die Betreiber der Anlage gebaut worden waren. Inzwischen waren sie so umfunktioniert, dass sich Menschen dort wohlfühlen konnten. Vor allen Dingen war das Meerwasser daraus abgepumpt worden. Diesen Raum hatten sich Xij und er geteilt, ehe sie den Flächenräumer verlassen hatten.
    Aruula nahm auf einer bionetischen Fläche Platz, die je nach Einstellung als Sitz oder Bett genutzt werden konnte. Matt setzte sich ihr gegenüber und betrachte das vertraute und doch seltsam fremde Gesicht. Auch wenn Aruula wie er nicht gealtert war, lag in ihren Zügen etwas Neues, das Matt schwer in Worte fassen konnte. Aruula war nie leichtfertig gewesen, aber nun wirkte sie gereift. Als wäre sie bereit, eine große Verantwortung zu übernehmen.
    Eine Weile schwiegen sie, keiner fand den Anfang. Dann seufzte Aruula und lehnte sich mit dem Oberkörper ein Stück vor. »Wir haben so viel zusammen erlebt und über lebt. Wudan hat uns durch unzählige Gefahren gelenkt und seine schützenden Hände über uns gehalten. Haben wir einander wirklich nichts mehr zu sagen?«
    Matt ließ den Kopf sinken. »Ich habe immer noch vor Augen, wie du mir in Malmee und zuvor auf dem Meer begegnet bist.«
    »Aber das war nicht ich, Maddrax«, entgegnete Aruula scharf. »Du bist derjenige, der mich verstoßen hat, weil mein Schwert Ann tötete. Dabei war es ein Unfall!«
    »Ich weiß.« Es fiel Matt schwer, es zuzugeben. Der Schmerz über Anns Tod saß tief. »Ich war wütend auf mich selbst, denke ich, und völlig verzweifelt. Um Ann konnte ich mich nie kümmern. Ich habe meine eigene Tochter jahrelang im Stich gelassen. Und gerade als ich dachte, etwas gutmachen zu können... ist sie gestorben.«
    Aruula atmete tief ein und aus. »Ich verstehe deinen Schmerz nur zu gut«, sagte sie leise. »Mir waren auch nur einige Monde mit Daa’tan vergönnt.«
    Sie schwiegen erneut, während Matt an seinen verlorenen Sohn dachte, den die Daa’muren als Fötus aus Aruulas Bauch geraubt und zu seinem größten Feind erzogen hatten. Daa’tan war unter dem Einfluss eines Pflanzenwesens gezeugt worden, der ihn rasend schnell altern ließ. Schon nach wenigen Jahren war er zu einem jungen Mann gereift und hatte perfide Pläne ersonnen, sich mit seinen erstaunlichen Pflanzenkräften zum Herrn der Welt aufzuschwingen – und seinen Vater umzubringen.
    Einmal, beim Kampf des Wandlers gegen den Finder, war ihm Letzteres fast gelungen; nur Aruulas Fürbitte hatte Matt damals gerettet. Dafür war sie mit ihrem Sohn gegangen. Bei ihrer zweiten Begegnung auf einer Insel im Victoriasee hatte Matt keine Wahl gehabt: Um Rulfan und sich selbst zu retten, hatte er Daa’tan mit einer Hydritenwaffe in Notwehr erschossen.
    »Wie geht es weiter?«, fragte Aruula nach einer Weile. »Was ist mit dir und Xij?«
    »Ich... habe mit ihr geschlafen«, bekannte Matt frei heraus. »Ich dachte nach dem Erlebnis in Malmee, dass es zwischen uns aus wäre.«
    Aruula war zusammengezuckt, als hätte er sie geschlagen. Ihr Gesicht wirkte wie eine Maske. Es dauerte einen Augenblick, ehe sie sprach. »Nun, da du weißt, dass es der Daa’mure war... Es ändert doch etwas, oder?«
    »Es verändert alles. Ich habe dir Unrecht getan, das wollte ich nicht.«
    Aruula sah ihn eindringlich an. »Ich vergebe dir. Wollen wir es erneut versuchen?«
    »Willst du das
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